Dr. Helmut Tiefenthaler, geb. 1941, wohnt in Bregenz und
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war von 1973 bis 2001 im Landesdienst mit überörtlicher
Raumplanung befasst. Seit 1995 ist er an der Realisierung
des Vorarlberger Wanderwegekonzeptes beteiligt.
Wegestern Sulzberg
Helmut Tiefenthaler
Historische Verbindungen als Wanderrouten
Die Gemeinde Sulzberg hat eine Erschließungsstruktur, die sich von der
aller anderen Gemeinden Vorarlbergs unterscheidet. Das ergibt sich
schon durch die Lage des Kirchdorfs auf der Höhe des Bergrückens als
Mittelpunkt einer weitläufigen bäuerlichen Streusiedlung.
Die mittelalterliche Kultivierung war vom untersten Rheintal her durch
uralte Jäger- und Alppfade vorgespurt. Ein Hauptzugang führte von
Bregenz über die Fluh und den Stollen nach Langen, querte zwischen
Langen-Gschwend und Fahl das Rotachtal und zielte anfangs wohl
besonders auf die sonnseitigen Hanglagen von Doren. Nach der dortigen
Flur Sulz wurde der Berg darüber 1249 erstmals urkundlich als Sulzeberg
erwähnt. Aus diesem ging im 14. Jahrhundert das Kirchdörfchen einer
hervor.1
selbstständigen Pfarre Im Zusammenhang mit der 1379 erfolg-
ten Teilung der Herrschaft Montfort-Bregenz ist Sulzberg zudem als Sitz
eines Niedergerichtes genannt, das bis 1806 bestand und dem auch
Riefensberg, Bolgenach und Oberlangenegg zugehörten. So ergab sich
in Vorarlberg die Besonderheit, dass ein auf einem 1000 Meter hohen
Bergrücken gelegenes Dörfchen zum zentralen Ort einer relativ großen
„Landschaft“ wurde.
Aus den aus Einzelhöfen und kleinen Weilern bestehenden Huben
führten von allen Seiten Pfade ins Bergdorf. Deren Bewohner sollten
ihre zur Pfarrkirche ausgerichteten Zugänge („wo brauth und bahr geht“)
nach dem Landsbrauch so instand halten, „das ein ehrwürdig priester
bey tag und nacht mit dem hochwürdigen bilichen ohne klag kan zue
den krankhen komen wie auch alt betagte leudt zuer kierchen und
köne“.2
gotesdienst gehn Man gewöhnte sich daran, dass man ins Dorf
und zum sonntäglichen Kirchgang bei jedem Wetter zumeist lange Wege
Solange für die Bevölkerung eine weitgehende Eigenversorgung selbst-
zu gehen hatte.
verständlich war, genügten für die Beziehungen mit der Außenwelt
bescheidene Wegverbindungen, um Vieh, Schmalz und Käse auf den
Markt oder als Abgaben zu den Grundherren zu bringen. Für die Be-
schaffung von Salz und nicht selbst herstellbaren Utensilien konnte man
sich oft mit einem Gang in die allgäuischen Nachbarorte Weiler oder
Simmerberg den längeren Weg nach Bregenz ersparen.
Kirchwege im Wandel der pfarrlichen Zugehörigkeiten
Ausschnitt aus der 1783 erschienenen Vorarlbergkarte von Blasius Hueber
(Vorarlberger Landesbibliothek)