He lmut Tiefenthaler
Pilgerwege durch Bayern
und VorarlBerg
in richtung Schweiz
zur reaktivierung historischer hauptrouten
in der geschichte der mitteleuropäischen wallfahrten lässt sich wiederholt ein
wandel der Motivationen und zielorientierungen beobachten. was die ziele anbelangt,
war rom lange zeit und vor allem seit dem heiligen Jahr 1300 der am meis ten frequen-
tierte anziehungspunkt. zuvor stand während der Kreuzzüge das heilige land an erster
Stelle, danach entwickelte sich Santiago de compostela zu einem dritten international
bedeutsamen wallfahrtsziel.
HAUPTROUTEN IM MITTELALTER
unter den Pilgerwegen nach rom und ins heilige land wurden vom Bodensee-
raum aus bis zum ende des Mittelalters die routen über die Bündner Pässe Septimer
oder Splügen sowie der alpenübergang arlberg-reschen bevorzugt. am obersee wa-
ren lindau, Bregenz und ror schach, vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert auch
Fußach, die wichtigsten etappenorte. das lindauer heilig-geist-Spital diente rom-
herberge1.
pilgern vermutlich schon im 9. Jahrhundert als die urkunde der rorschacher
für die nach Italien Reisenden
Markterhebung von 947 enthält den hinweis, dass der ort
oder nach Rom Wallfahrenden
darstelle2.
einen geeigneten Marktplatz in Bregenz fanden
Pilger anfangs zumindest in dem 1097 gegründeten Benediktinerkloster Mehrerau un-
Sel hus
terkunft. hinzu kam im Spätmittelalter ein als bezeichnetes ho spiz für
Arm ellen d
Bilgrin.3
Lüte und
ein solches entstand in der zweiten hälfte des 15. Jahrhunderts ebenso
in lindau, weil man sich mit der unterbringung der Pilger in denselben räumlichkeiten
konnte4.
wie denen für die Pflegebedürftigen des Spitals nicht mehr begnügen
Für romreisende wurde gegen ende des 15. Jahrhunderts zwischen den Pässen
Brenner und St. gotthard der Splügenpass zum wichtigsten alpenübergang. die haupt-
route folgte im östlichen alpenrheintal vorwiegend dem Verlauf der alten römerstraße. römerstraße.