Forstver wa ltung
der Stadt Dornbirn.
Dornbirner
oiatt S
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Erscheint jeden Sonntag.
in das ü brige A usland, S 6.—, einzelne Nummer, S 0,20. Einschaltun g en k osten S 0.15, der Zeilenra um und sind bis
spätesten s Donn erstag abends kostenfrei ins Rath aus zu bringen.
59. Jahrg.
So nntag, 1. Jä nner 1928
Nr. 1
Wochenkalender: So nntag, 1. Jänn er, Neu jahr, B Christi Montag, 2. Namen Jesu, Dienstag, 8.
Genovefa, Mittw och, 4 Angela, Titus, Donnerstag 5. Amata, Gerlach, Fr eitag, 6. Heil ige 3 Kö nige, Samstag, 7.
Valentin, Reinold.
Viel Glück und Segen im neuen Jahre!
Die Jahreswende ist jedesmal ein weithin sichtbarer Meilenstei n an der breiten Straße, auf der
die Menschen einzeln oder in Masse dahinjagen oder mühsam sich vorwär ts schlepp en, jeder einem be¬
sonderen und doch alle dem gleichen Hiele zu. Bei diesem Wegzeiche n macht der Einzeln e halt zu kur zer
Rast, es sta uet sich die Masse, um sich neu zu samm eln und in 2 großen Gruppen, jede von einer eige
nen, mächtigen Idee umfaßt, durc hdrungen und geführ t, finde n sich alle zusamm en auf dem Marsche in
das Unbekannte des neuen Jahres . Auf der einen Seite klingen die immer bezaubernden Weihnachts¬
weisen eindringlich nach und werfen die verglimmenden Weihnachtskerzen noch he llen Schein auf die zu
wandernden Wege, die viele gehen wollen und werden, — die anderen, ebe nfalls viele, ziehe n jene St ras¬
sen, auf denen die Sirenen der Sucht nach Vergnügen und der Jagd nach Genuß lockend alles übertönen
und mit sich reißen w ollen. An di esem Mei len steine der Zeiten verrinnen noch rasch die letzten Stu nden
des scheid ende n und grüßen schon verheißend die ersten des kommen den Jahres; jene sind zumeist
der Abglanz der gemessenen, vergange nen Zeit und diese geben den A uftakt zu der Gestaltu ng der
kommenden Tage. Dort gilt der Ruf „es muß and ers werden!“ Und tausend He rzen söh nen sich im
Geiste aus und bauen goldene Brü cken über die Abgründe der Abneigun g und der Feindschaft, tausend
fruchtbare Keime versenken sich in die Tiefe der Menschenbrust und ta usend Segen und Wohltaten er¬
sprießen daraus für arme leide nde Mitmenschen und tausendfach sc hafft e hrlich guter Wille beglückende
Zufriedenhei t und stilles Glück im t rauten Kreise daheim. Hier zur Seite gilt der andere Ruf „es muß
besser wer den!" Und tausend harte Menschen werde n gefühlloser und noch härter im Anblicke ihres
Gold haufens, den sie nicht nur erhalten, sond ern auf alle Fälle noch vergrö ßern wol len und tausend
Menschen, weil sie es sich leisten können, tauc hen unter in Vergnügen und wüs tem Genuß und hören
nicht mehr die tausend Hilferufe rings herum und T ausende lassen ihr besseres Bewußtsein und k lares
Erkennen in Verwirrun g , Haß und Alkohol b etäuben, weil sie arm, leidend und unglücklich sind und
mehr Tause nde wachen dann auf in Verzweiflung und die Verbitterung sch reitet drohend und zerstörend
voran. Tausend und aber tausend Menschen reich en sich in den Stunden der Jahreswende die Hände,
sehen einander treuherzig in die Augen und wünsch en sich voll innig er A ufrichti gkeit „viel Glück im
neuen Jahr e". Bloße Form, kalte , leere Form sei das, meinen viele; ja, so kann es, so muß und soll
es aber nicht sein. Das menschliche S ehnen nach Glück deckt sich vielfach mit dem, was wir dem
Menschen wüns chen, und was wir wünsch en, von dem erfüllt sich manche s und vieles doch zum Teil
wenn wir ernstlich woll en. Kann jeder sich sagen, daß er ernstlich gewill t ist, dem and ern nicht nur
Glück zu wünschen, sondern auch an des Nächsten Glücksbereitung mitzuwi rke n was er nur vermag und
wenn jeder üb erzeugt ist, daß er auf jenem Wege wandert, wo sein und des Nächsten Glück allein nur
zu schaffen und zu finden ist und nichts dasselbe tr üben mag, dann wird vieles zum Guten anders
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und wirklich besser w erden im
Jahre 1928!