40066
HRONOLtMHSCHE ENTWICKLUNG
SÄMMTLICHER PFARREN UND IHRER FILIALEN
WIE AUCH DER KLÖSTER
IN DEN SECHS DECANATEN VORARLBERGS.
MIT TOPOGRAPHISCH-HISTORISCH-STATISTISCHEN ANMERKUNGEN UND EINEM ANHANGE ÜBER DEN NAMEN „VALLIS DRUSIANA“,
HERAUSGEGEBEN VON
Dr. JOSEPH Pi ITTER VON BERGMANN.
WIRKLICHEM MIT GLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
VORGELEGT IN DER SITZUNG DER PHILOSOPHISCH - HISTORISCHEN CLASSE AM 4. JULI 186R.
Hausdepot WIEN.
ER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
GEROLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
1866.
kii , "ไ**ร?*“«****ข็ wiuiiothüK dös V ür-ไr;'b<I (7^5) FgtW 1 ; 1
- dHRONOU KUSCHE ENTWICKLUNG Bücherei
?*.LandeS Vorär!berg
Mteilg. LANDESARCHIV,
SÄMMTLICHER PFARREN UND IHRER FILIALEN
WIE AUCH DER KLÖSTER
IN DEN SECHS DECANATEN VORARLBERGS.
MIT TOPOGRAPHISCH-HISTORISCH-STATISTISCHEN ANMERKUNGEN UND EINEM ANHANGE ÜBER DEN NAMEN ..VALLIS DRUSIANA“.
HERAUSGEGEBEN VON
Dr. JOSEPH RITTER V()\ BERGMANN.
WIRKLICHEM MIT GLIEDE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
VORGELEGT IN DER SITZUNG DER PHILOSOPHISCH HISTORISCHEN CLASSE AM 4. JULI 1866.
WIEN.
AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAÄTSDRUCKEREL
TN COMMISSION BEI KARL GEROLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
1866.
BESONDERS ABGEDRUCKT AUS DEM XV. BANDE DER DENKSCHRIFTEN DER PHILOSOPHrSCH-HISTORISCHEN CLASSE DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
1
CHRONOLOGISCHE ENTWICKLUNG
99616 PFARREN UND IHRER FILIALEN
WIE AUCH DER KLÖSTER
IN DEN SECHS DECANATEN VORARLBERGS.
MIT TOPOGRAPHISCH-HISTORISCH-STATISTISCHEN ANMERKUNGEN UND EINEM ANHANGE ÜBER DEN NAMEN „VALLIS DRUSIANA“ 1*
HERAUSGEGEBEN VON
Dr. JOSEPH RITTER VON RERGMANN.
V orarlberg, das kleinste Kronland des österreichischen Kaiserstaates, das nach der neue
sten Katastralvermessung auf 45'22 □Meilen, 109'491x) katholische Einwohner in 120 Seel-
sorgsorten mit 210 Schulen zählt, war bis zu Anfang dieses Jahrhundertes dreien Diöcesen
zugetheilt, nämlich: A. zum Listhum Chur gehörte das ganze, bis gegen das X. Jahrhundert
grösstentheils romanische Oberland, das ehemalige Capitulum Drusianum, welchem in kirch
licher Hinsicht auch Galtür (Cultura, urkundlich im J. 1383) und Ischgl mit der Expositur
Matton im heutigen tirolischen Decanate Zams einverleibt waren.
i liter der k. bayerischen Regierung wurde durch ein päpstliches Breve vom 7. September
1808 dieses Capitulum Drusianum, mit Ausnahme der Seelsorge-Stationen im Fürstenthum
Liechtenstein, welches seiner Lage nach vorarlbergisches Land unterhalb des St. Luzien-
steigs ist und heute noch zum Churer Sprengel gehört, dem Bisthum Brixen untergeordnet.
Dieses vorarlbergische Oberland enthält die heutigen Decanate Feldkirch, Son
nenberg und das Thal Montavon.
!) Nach dem Schematismus der Geistlichkeit der Diöcese Brixen für das Jahr 1866, ร. 150, beträgt die Bevölkerung Vorarl
bergs 109.531 Einwohner; da aber das Decanat Dornbirn in genauer Nachrechnung statt 20.376 Einwohner nur 20.336
zählt, mussten 40 Personen weniger angenommen werden. Die wegen der zahlreichen Fabriken im betriebsamen Lande
wohnenden Protestanten und Israeliten zu Hohenems (seit 1617) sind nicht gezählt. Nach Angabe des Hof- und
Staatshandbuchs für das Jahr 1858, Till. II, 494 zählten jene 329, diese 627 Personen.
(v. Bergmann.) 1
Dr. Joseph Ritter V. Bergmann
B. Pas Unterland, nämlich die Decanate Bregenz, Bregenzerwald und Dorn
birn, gehörte in kirchlicher Zutheilung von dem Bodensee und dem Rheine bis an s linke
Ufer der Breitach1 2i im Mittelbergischen3) oder untern พalserthale zur grossen alemannischen
Diöcese Konstanz, und zwar a) zum Ruralcapitel Bregenz die Stadt Bregenz mit den um
liegenden Pfarren, der Bregenzerwald und im Rheinthale Dornbirn, Hohenems, Lustenau und
Mäder, das bei der neuen Eintheilung dem Decanate Feldkirch zugewiesen wurde; L) zum
Ruralcapitel St. Gallen gehörten Fussach. St. Johann-Höchst und Gaissau; c) zum Rural
capitel Weiler die Pfarren Langen. Möggers, Sulzberg und Riefensberg; endlich d) zum Rural
capitel Stiefenhofen im Allgau Mittelberg mit Baad und Hirschegg3) bis zum 19. März 1819.
] 1 Die Breitach bildet nach ihrer Vereinigung mit der Stillach und Trettach unterhalb des allgäuischen Marktes Oberstorf
die Iller, die bis zu ihrer Mündung bei Ulm die Grenze zwischen den Diöcesen Konstanz und Augsburg bildete.
2) Mittelberg, ursprünglich Wüstneren genannt und von den Wals er ท, die aus dem oberen Walserthale über den
Bergrücken herniedergestiegen waren, bevölkert und daher auch das untere Walserthai genannt, unterwarf mit dem
Tannbeig im Jahre 1453 freiwillig sich dein Erzherzog Sigmund von Tirol und beide wurden dem alten, am 12. Juli
1451 von ihm an gekauften Theile der Grafschaft Bregenz zugetheilt.
L) Über diese Ruralcapitel ร. Catalogus personarum ecclesiasticarum et locorum dioecesis Constantiensis ad annum MDCCXCIV,
pag. 6, 134; 143, 170.
c. Das Mittelbergische rechts der Breitach, nämlich die Pfarre Riezlern, und der
ganze Tannberg gehörten zum allgäuischen Decanate Oberstorf des Bisthums Augsburg"
und wurden am 27. Jänner 1816 dem Bisthum Brixen zugetheilt.
Der ganze Tannberg, ein wie Mittelberg vordem zur Grafschaft Bregenz gehörige^
Gericht, war von der k. bayerischen Regierung dem Landgerichte Sonnenberg (erst in Nüzi-
ders, dem Hauptorte dieser Grafschaft, und seit 1810 zu Bludenz) einverleibt. Nun erfolgte
wegen seiner Lage im Hochgebirge eine Theilung desselben, so dass am 1. Jänner 1844 die
beiden oberen Pfarren Sehröcken und Warth mit der Curatie Hochkrumbach, auch
Krumbach ob Holz genannt, mit dem Landgerichte und dem Decanate Bregenzerwald vereint
wurden und die Pfarre Lech, in welcher der gleichnamige Fluss dem Formarinsee in einer
Höhe von 5720 Wiener Fuss entfliesst, mit ihren beiden Exposituren Zug und Bürstegg bei
dem Landgerichte und dem Decanate Sonnenberg verblieb.
Diese kirchliche Zersplitterung in drei Diöcesen griff manchmal störend in die bürger
liche Verwaltung’ ein, andere Gesetze in Ehesachen, Feiertage auf der einen Seite, wenn
andere Orte in voller Arbeit begriffen waren; Fasttage, von denen die nächste Gemeinde nichts
wusste, Widerstand, wenn man eine Gleichförmigkeit herstellen wollte, führten (nach Weizen-
egger-Merkle’s Vorarlberg I, 322) zwischen der Regierung, den Ordinariaten und den Unter
thanen manchen Zwiespalt und unangenehme Auftritte herbei, so dass diese sich widerstreben
den Verhältnisse eine kirchliche Vereinigung unter einem inländischen Bischöfe dringend
erheischten.
Der nächste inländische Bischof ist der zu Brixen, dessen Sprengel von Alters her bis
an den Arlberg sich erstreckte. Die weite Entfernung von dessen Sitze, die Beschwerlichkeit
einer Reise aus seiner ohnehin sehr ausgedehnten Diöcese zur Ertheilung der h. Firmung,
zur Einweihung von Kirchen, die Oberaufsicht über die zerstreute Geistlichkeit etc. vermochten
die väterliche Vorsorge Seiner k. k. Apostolischen Majestät des Kaisers Franz I. ddo. 25. März
1819 ein' bischöfliches General-Vicariat für Vorarlberg mit dem Wohnsitze in Feld
kirch zu errichten, wozu Papst Pius VH. am 17. December desselben Jahres die Bestätigung
ertheilte. Vom Weihbisehofe mit zwei geistlichen Räthen und einem Secretäre werden seit
16. April 1820 die laufenden Geschäfte besorgt.
Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc. 3
Veranlassung1 einer kirchlichen Topographie und Statistik.
Franz Anton Sinnacher, Consistorialrath und Professor der Theologie zu Brixen, hatte
viele Jahre hindurch Urkunden und andere historische Materialien mit unermüdetem Eifer
gesammelt, wovon seine werthvollen Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche von
Sähen und Brixen“ in 9 Octavbänden, die in Brixen von 1821—1835 erschienen und in den
letzten vier Bänden auch kurze Notizen über Vorarlbergische Pfarren enthalten, das ehrendste
Zeugniss geben, zu deren voller Brauchbarkeit nachträglich ein General-Register kam.
Noch bei seinen Lebzeiten wurden vom k. k. tirolischen Landesgubernium ddo. 4. De
cember 1832 die beiden Ordinariate zu Trient und Brixen aufgefordert, eine kirchliche
Topographie und Statistik ihrer Diöcesen nach einem umfassenden Plane auszu
arbeiten.
Das Schema des Planes, welches Professor Sinnacher in Folge der vom Ordinariate an
ihn ergangenen Aufforderung für die Diöcese Brixen entwarf, ist in folgenden zehn Rubriken
enthalten:
I. Name, Ursprung und Lage des Ortes;
II. Weltliche Herrschaft, Bewohner, Seelenzahl, Nahrungszweige;
III. Kirchliche Verhältnisse;
IV. Kirchliche Gebäude, Stiftungen ;
V. Filialkirchen, Klöster;
VI. Kirchliches Vermögen;
VII. Reihe der Seelsorger, der Pfarrer, Capläne, Frühmesser, Curaten;
VIII. die Schulen;
IX. Wohlthätigkeits-Anstalten;
X. Namen ausgezeichneter Personen.
Eine gedruckte Gurrende ddo. 3. December 1833 wurde an die gesammte Diöcesan-
Geistlichkeit mit der Aufforderung erlassen, bis Ende December 1834 die bezüglichen Ar
beiten einzusenden.
Diese eingesandten Elaborate gleichartig zu bearbeiten und in ein wohlgeordnetes Ganzes
zu bringen, wurde Professor Sinnacher, welcher, wie kein anderer, die umfassendsten und
genauesten Kenntnisse der ganzen Diöcese besass, vom Consistorium ersucht. Er war bereit
zu dieser mühevollen Arbeit; leider aber lähmte allzubald seine alternden Kräfte eine unheil
bare Krankheit, welcher er am 9. Jänner 1836 erlag.
Sein ausgezeichneter Schüler Herr Georg T inkhaus er, Regens der Domschule zu Brixen
und k. k. Conservator der k. k. Centralcommission zur Erforschung der Baudenkmale, bekannt
durch seine vorzüglichen Leistungen in deren Publicationen, unterzog sich dieser Arbeit unter
dem Titel: „Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diöcese
Brixen“ etc., von der im J. 1855 der erste mustergiltige Band, der nebst den einleitenden
allgemeinen Bemerkungen und der fürstbischöflichen Residenz Brixen zehn Decanate, vor
nehmlich des Pusterthales, enthält; vom zweiten Bande sind vom Jahre 1856 — 1860 acht
Hefte erschienen. Es möge die Fortsetzung dieser verdienstvollen Werke nicht ins Stocken
gerathen 1
4 Dr. Joseph Ritter V. Bergmann
Tm Jahre 1845 war ich in Brixen, wo ich mit fürstbischöflicher Genehmigung einen
grossen Theil der Ausarbeitungen, welche die vorarlbergischen Seelsorger über ihre Pfarren
an’s Ordinariat eingesendet hatten, durchlas und mir aus denselben das Wichtigste und Merk
würdigste aufzeichnete, ja durch die vermittelnde Güte meines hochverehrten Landsmannes,
Herrn Dr. Joseph Fessler1, damaligen Professors der Kirchengeschichte und des Kirchen
rechtes am dortigen Diöcesan-Seminarium, hatte ich wiederholter Zusendungen solcher Ela
borate über einzelne Vorarlbergische Pfarren mich zu erfreuen, wofür ich meinen verbind
lichsten Dank ausspreche.
Auf Grundlage dieser Aufzeichnungen brachte ich die chronologische Genesis der Pfarren
der drei Decanate Bregenzerwald, Sonnenberg und Montavon in Tabellen und veröffentlichte
die Entwicklung der Mutter- und Töchterpfarren des Bregenzerwaldes im Archive für Kunde
österreichischer Geschichtsquellen. Wien 1849, Bd. I, Heft III, ร. 53 f.
Nach dieser Vorlage fasste Herr p. Franz Joller die Seelsorgsorte einer jeden der sechs
vorarlbergischen Decanate. zu klarer t bersicht tabellarisch zusammen auf Grundlage der
Quellen, welche er sowohl in den vorerwähnten letzten vier Bänden der Sinnacher’schen Bei
träge und in der Vicariatskanzlei zu Feldkirch als bei den Pfarren auf seinen wiederholten
Wanderungen durch’s Land gefunden hat.
Diese „chronologische Entwicklung der Pfarreien Vorarlbergs^ ward von
der Stella matutina Societatis Jesu zu Feldkirch dem obgenannten hochwürdigsten Herrn
Dr. Joseph Fessler, Bischof von Nyssa in partibus, gewidmet und demselben bei seiner
Besitznahme von dem dortigen Generalvicariate Vorarlbergs am 16. Juni 1862 überreicht.
Die Anordnung, welche Herr p. Joller mit sicherem Tacte durchführte, beruht auf der
Eintheilung des Landes in sechs Decanate nach der politischen Begrenzung der von der
k. bayerischen Regierung am 16. November 1806 eingeführten Landgerichtsbezirke, die nun
mehr kraft hoher Ministerialverordnung vom 6. Mai 1854 k. k. Bezirksämter (oder richtiger
Amtsbezirke) heissen und mit diesen gleiche Namen führen.
Herr Joller nennt in seinen Tabellen nur den Seelsorgsort, den Heiligen oder
Patron, dem die Kirche geweiht ist, und das Jahr der Entstehung als Pfarre, Uaplanei,
Curatie oder Expositur ohne weitere Anmerkungen.
Wir erlauben uns mehrere dieser Daten zu berichtigen und erweitern sie durch Angabe des
Flächenraumes2 und der Gesammtzahl der Einwohner und der Schulen eines jeden Decanats;
ferner des Namens des Ortes, wo möglich in seiner ursprünglichen Form mit Hinweisung
auf die bezügliche Urkunde; topographische und historische Notizen sollen den Schluss
machen.
Da neben den Pfarren auch ihre Filialen, die Curatien und Exposituren genannt
werden, ist auch über diese unsern auswärtigen Lesern Bescheid zu geben. Curatien, eine
Schöpfung der Josephinischen Zeit, sind ganz selbständige Seelsorgen mit allen kirch
lichen Functionen ohne Beschränkung, und unterscheiden sich von den Pfarren als wegen ihrer
Entfernung abgetrennte Parzellen eigentlich nur dem Namen nach, auch haben sie ein gerin-
Dr. Joseph Fessler, am 2. December 1813 zu Lochau bei Bregenz geboren, wurde den 23. September 1864 zum Bischöfe
zu St. Pölten ernannt.
-) Die Angaben des Flächeninhaltes der einzelnen Decanate beruhen auf der älteren Vermessung zu 46'65 □ M., da mir
das Detail der neuesten Vermessung zu 45'22 □ M. nicht vorliegt, und sind somit um einen unbedeutenden Bruchtheil
zu gross.
Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc. 5
geres Einkommen und manche von ihnen an die Mutterkirche eine kleine Recognition zu ent
richten. Der Expositus d. i. Capellanus expositus, im Gegensatze zu dem Caplane, welcher
als Helfer des Pfarrers im Pfarrorte selbst wohnt, besitzt nicht die volle pfarrliche Jurisdiction
und ist gewöhnlich beschränkt hinsichtlich des Begräbnisses und der Abschliessung der Ehen,
welche beide Rechte oder wenigstens das letztere, wie auch die Führung der Pfarrbücher dem
Pfarrer vorbehalten sind.
Entstehung derDe canat eundWahlderDecane. — Im Jahre 1821 wurde in jedem
Landgerichte ein Decanat errichtet. Der Decan wird von dem Decanatsclerus, sowohl von
Caplänen als Pfarrern gewählt, und deren Stimmzettel gelangen durch das Generalvicariat
an das Ordinariat zu Brixen, wo sodann derjenige, welcher Stimmenmehrheit erhalten hatte,
als Decan bestätigt wird.
Specialkarten. Die Karte von Vorarlberg und dem Fürstenthum Liechtenstein in zwei
Blättern vom k. k. General-Quartier meister Stabe und Blatt VI von Sehe da'8 General
karte des österreichischen Kaiserstaates.
Die Provincia Arlbergica etc., d. i. Vorarlberg nach der Karte von Blasius Hueber,
Peter Anich’s Neffen (L 1814), herausgegeben von Joh. Anton Pfaundler 1783, in 2 Blättern.
Eine mustergiltige Karte mit der damaligen Eintheilung des Landes, welche noch in der k. k.
Hof- und Staatsdruckerei um 80 kr. österr. Währung zu kaufen ist.— Das Kronland Tirol und
Vorarlberg nach seiner neuesten politischen und gerichtlichen Eintheilung. Wien bei Joseph
Bermann, 1850, auf welcher Karte der Umfang jedes Decanats, da er mit dem des Amts
bezirkes zusammenfällt, klar ersichtlich ist.
Die gedruckten Quellen, aus welchen die chronologischen Daten und die bisher bekannt
gewordene älteste Schreibung der Ortsnamen in den Tabellen geschöpft wurden, sind:
Neugart Trudpert, Codex diplom. Alemanniae. Typis San-Blasianis, 1791.
Eichhorn Ambros.. Episcopatus Curiensis in Rhaetia, cum codice probationum. Typis
San-Blasianis, 1797.
Sinnacher Franz Anton, Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Sähen und
Brixen, Bd. VI —IX.
Mohr Theodor V., Codex diplomaticus. Sammlung der Urkunden zur Geschichte Cur-
Rätiens und der Republik Graubünden. Cur, Bd. I von 1848 — 1852.
Wartmann Heinrich, Dr., Urkundenbuch der Abtei St. Gallen. Zürich 1864, Till. I vom
Jahre 700 — 840, Thl. II von 840—920.
Bergmann Jos., Untersuchungen über die freien Walliser oder Walser in Graubünden
und Vorarlberg. In den Wiener Jahrbüchern der Literatur 1844, Bd. cv—CVIII im An
zeigeblatt.
— .—. Früheste Kunde über den Bregenzerwald und die Stiftung des Klosters Mehrerau.
das. 1847, Bd. CXVIII.
-Urkunden der vier vorarlbergischen Herrschaften und der Grafen von Montfort im
Archive für österreichische Geschichtsquellen, Wien 1849. Heft III.
Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete,
besonders in der ältesten und älteren Zeit. Im Bande IV, ร. 35 — 218 der Denkschriften der
philos.-hist. ('lasse der kais. Akad. der Wissensch.
-Ne er 0 logium Augiae majoris Brigantinae et de Monasterio Tubrensi, das. Bd. V,
ร. 1 — 64.
6 Dr. Joseph Bitter Bergmann. Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc.
Die geschriebenen Quellen sind, wie oben gesagt, meine Aufzeichnungen in Brixen
und deren th eilweisen Publicationen, wie auch jener Manuscripts des Herrn p Joller, welche
nach ร. 4 die Stella matutina in Feldkirch dem hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Fessler
überreichte und von der mit Genehmigung des genannten Herrn Bischofs und der beiden
Herren Generalvicariatsräthe Dr. Johann Hagg und Fidel Häusls eine Abschrift genommen
wurde.
01178502
I. Decanat Feldkirch.
□ Meilen, 25 Pfarren und Rxpositur, 23 365 Einwohner und 42 Schulen ’)•
nj Röt is (Rautena, 882 und 8856) Pfarre zum St. Martin, mit 54.8 Ein- )
wohnern und 1 Schule. (
St. Victorsberg (882 und 885c), Minoritenkloster 1380; Curatie
1787, Pfarre zum h. Victor 1825 (Sinnacher IX, 824),
mit 223 Einwohnern und 1 Schule.
6) Feldkirch (curtis ร. basilica in looo Feldkiricha (ร. Anm.cZ), 909
Jan. 7, ร. Wartmann Bd. Il, Nr. 755 und Veltchilechen cum
capella, anno 1222, V. Mohr I, Nr. 191), Pfarre zum h.
Nicolaus, 2848 Einwohner mit einer Schule.
Alten statt (angeblich ehemalige alte Stadt von Feldkirch?), nach
P. Joller im X. Jahrhundert Pfarre zum h. Pajikraz, mit
2001 Einwohnern und 3 Schulen.
1. Vinomna, St. Peter
urkundlich in den Jahren
774 — 1209 (ร. Anmer- 1
kung tr, ร. 9), zählt 106
Einwohner mit 1 Schule. dj Rankweil, Pfarre auf dem Berge zu Unser Lieben Frauen Maria
Heimsuchung (ร. Anmerkung a), mit 3518 Einwohnern und i
5 Schulen.
Novels, Pfarre zu Unser Lieben Frauen Maria-Heimsuchung seit
1723, mit 551 Einwohnern und 2 Schulen.
1. Laterne (Clauturni, anno 1178, Glatterns 1.313, ร. meine kritischen
Beiträge ร. 93, in den Separatabzügen ร. 61), Caplanei
1454, Pfarre zum h. Nicolaus 1509, mit 863 Einwohnern
und 4 Schulen.
2. Fraxern, Pfarre zum h. Jacob, 1502 (nach Sinnacher VII, 519),
mit 360 Einwohnern und 1 Schule.
3. Meiningen (wahrscheinlich die villa Maging bei Vinomna, 1149,
Nov. 6, ร. meine Beiträge ร. 92, Separatabzüge ร. 60),
Pfarre zur h. Agatha 1609, mit 481 Einw. und 1 Schule.
4. Über flaxen (super saxa), Pfarre zum h. Bartholomäus 1637 , mit
301 Einwohnern und 1 Schule.
5. Weiler, Pfarre zu allen Heiligen im Jahre 1704, zählt 397 Ein
wohner und 1 Schule.
e) Koblach, jüngste Filiale von st. Peter, Pfarre zum h. Kilian im
J. 1675, mit 866 Einwohnern und 1 Schule.
6. Sulz (in Sülles im J. 890, ร. Wartmann II, Nr. 681), Pfarre zum
h. Georg seit 1823, mit 650 Einwohnern und 2 Schulen.
2. Testers2) nach p. Joller
1045 ? ecclesia de Posters
1178, ร. Eichhorn Cod.
probat pag. 63), Pfarre
zum 11. Cornelius, mit 268
Einw. und 1 Schule.
0 Die Zahlen der Einwohner und der Volksschulen beruhen auf dor Angabe des Brixener Diöcesan-Schematismus für das Jahr 1866, ร. 78—93 und 150.
-) Dürften nicht die Pfarren Nr. 2—6, die Herrn p. Joller als Mutterpfarren gelten, theils Filialen der st. Peterskirche zu Vinomna theils der St. Nicolauskirche zu Feldkirch gewesen sein?
Z. Qözis (Cazzeses im XL Jahrh., ร. V. Mohr, I, Nr. 193, pag. 284; in Checins 1178, Eichh.
Cod. prob. pag. 63), Tochter der schweizerischen Pfarre Marbach, Pfarre zum h.
Ulrich, mit 2498 Einwohnern und 2 Schulen.
A11 a c h, Pfarre zum h. Nicolaus seit 1825,
mit 939 Einw. und 1 Schule.
Möschaeh (von Mäh-Schachen?), Expo
situr zum h. Wolfgang 1821 (Sinna-
cher IX, 824), mit 161 Einwohnern
und 1 Schule.
4. Gävis, richtiger als Göfis (de Segavias 851, ร. Wartmann II, Nr. 415; Segavio im XI. Jahrh.,
V. Mohr 1, Nr. 193, und daselbst ร. 285 in villa Sagavio), Pfarre zum h. Lucius,
mit 1118 Einwohnern und 2 Schulen.
5. Tisis, Pfarre zum h. Michael im XIV. Jahrh., mit 823 Einwohnern und 1 Schule.
6. Klaus (Calcaires 890, Neugart Nr. DXCVH; Wartmann II, Nr. 681; Capella in Calcherun,
später Kalcheren, die der Bischof Heinrich IV. am 9. December 1265 dem Kloster
St. Johann im Thurthai schenkte, ร. V. Mohr I, Nr. 250), Pfarre zur h. Agnes,
551 Einwohner mit 1 Schule.
7. Satains (in villa Sataginis ecclesia im XI. Jahrh., V. Mohr I, Nr. 193, p. 285; Satains 1208
und Sataines 1222, das. Nr. 172 und 191), Pfarre zum h. Georg, mit 968 Ein
wohnern und 1 Schule.
8. Sehlins (Escliene 820; พ.artmann I, Nr. 247, 258 und 260; Scline circa 820, das. II,
pag. 384—386; im J. 821, Nr. 265, 266, 270; in Slino, 1. Januar 949 und Stift
Einsiedl. Urkunde Nr. 3 und Nr. 10, anno 972; Sline 972, ร. meine Beiträge
ร. 86, in den Separatabdr. ร, 54 ff.; Ensline 1018, V. Mohr, Nr. 76; in Scline
und Scliene ecclesiae duae im XI. Jahrh., V. Mohr Nr. 193), Pfarre zu Unserer
lieben Frau Maria-Empfängniss, mit 511 Einwohnern und 2 Schulen.
9. Schnifis (de Senobio 820, Wartmann I, Nr. 260, 949, Einsiedl. Senobium 972, ร. Beiträge
86 [54]), 1018 und 1027, V. Mohr Nr. 76 und 80; in villa Sanu Ilio ecclesia im
XL Jahrh., das. ร. 285), Pfarre zum h. Johann dem Täufer, mit 538 Einwohnern
und 2 Schulen.
Damüls (1382 alte Kirche in Tumuls, ge
hörte vordem in*s Kirchspiel Schnifis,
ร. meine Walser in den Wiener Jahr
büchern der Literat. Bd. CVIL ร. 15),
Pfarre zum h. Nicolaus, zählt 450 Ein
wohner und 1 Schule.
Düns (Tunia — vergi, das keltische Du
num in Lugdunum, Campo dunum —mit
Sanuuio genannt, ร. V. Mohr p. 285),
dem h. Anton geweiht, Expositur
1823, Pfarre 1841, mit 360 Einwoh
nern und 2 Schulen.
Fontanella, Pfarre zum h.
Sebastian seit 1673 (Linna-
eher VIII, 778), mit 536
Einw. und 5 Schulen. D a-
mü18 undFontanella sind
dermals dem Decanate Son
nenberg zugetheilt, ร. ร. 12
Anmerk.
Mäder (in den Medern 1294, nach Schlehen ร. 48), Tochter der am linken Rheinufer gelegenen
Pfarrkirche zu Montlingen, gehörte vordem zum Ruralcapitel Bregenz des Bisthums
Konstanz, ร. Catalogus personarum et locorum dioecesis Constant. 1794, pag. 8
dem h. Bartholomäus geweiht, Caplane! 1599, Pfarre 1650, mit 611 Einwohnern
und 1 Schule.
9Dr. Joseph Bitter V. Bergmann■ Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc.
Bestandtheile. Das heutige Decanat Feldkirch besteht: a) aus der Stadt Feldkirch,
deren von drei Seiten eingeschlossenes Gebiet nur 126 Joch Landes enthält; sie hat ausser der
Hauptschule eine neugegründete Communal-Bealschule mit drei Classen, wie auch ein k. k.
Obergymnasium; b) aus dem alten grossen Gerichte Rankweil und Sulz mit 19 Pfarren und
einer Expositur und 33 Schulen; c) aus der kleinen, am Rheine gelegenen Herrschaft Neu
burg, Österreichs erster Erwerbung vor dem Arlberg am 8. April 1363, mit der Pfarre
Koblach, sämmtlich im vordem พalhengau gelegen; d) aus dem Gerichte Jagdberg, d. i.
den vier Pfarren Satains, Schling, Schilifts und Düns mit 2677 Einwohnern und 7 Schulen im
innern Walhengau oder Walgau.
Anmerkungen.
a) Vinomna und Rankweil. — Im vorarlbergischen Oberlande begegnet dem Geschichts
forscher in christlicher Zeitrechnung zuerst Vinomna mit der dem h. Apostel fürsten
Petrus geweihten Kirche auf der Ebene unter dem rings umgehbaren Felskegel oder
Hügel, welcher auf der südlichen und östlichen Seite mit Weinreben bepflanzt ist, daher
dessen lateinischer oder romanischer Name.
Hier war in dunkler Vorzeit die älteste Gerichtsstätte (mallus publicus) des Lan
des1) wie in der Legende des h. Fridolin, des Apostels von Glarus Cf 514 zu Säckin-
gen, seiner Stiftung), uns überliefert wird.
i) Urkundlich beglaubigt ist diese uralte Mälstatt durch den gerichtlichen Spruch, durch welchen der bekannte karolingische
Markgraf Muntried von Istrien, später Comes Reciarum, daselbst am 7. Februar 806 (807) in curte ad Campos in
mallo publico dem Hrothelm und Flavinus ein ihnen widerrechtlich entzogenes Grundstück zuerkannt wird. ร. Wart
mann I- p. 1“7. Unter den fünfzehn Zeugen haben nur zwei deutsche Namen 1 und unter den sechs Schöffen begeg
net uns allein ein Odmar.
(v. Bergmann.) 2
Wir finden den Namen Vinomna zum erstenmal in einer Urkunde vom 13. Sep
tember 774 in Dr. Wartmann’s St. Gallischem Urkundenbuche Band I, Nr. 72 und von
802 bis 920 in demselben und in V. Mohr’s Cod. diplom. über zwanzig Mal; ferner in den
Jahren 920, 948, 1149, wie noch 1209, und mit dem halb deutschen und halb romani
schen Namen Ranguilla ecclesia plebeia im XL Jahrhunderte bei V. Mohr I, Nr. 193
und mit den bestimmten Jahren 1154 und 1174, daher das heutige Rankwll und
Rankweil. ร. meine Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs, ร. 87—92.
Der Name Rank weil, in zeitüblicher Latinisirung Ranco villa, ist von den
allemannischen Ansiedlern ganz richtig gewählt, indem ein Rank, eine Krümmung, zu ma
chen ist, wenn man den Berg, auf welchem die heutige Wallfahrtskirche — uff vnser
Frowenberg im J. 1499 — weithinschauend prangt, umgehen oder umfahren will.
Die Pfarre St. Peter wurde laut fürstbischöflicher Ordinariats-Eröffnung vom
4. August 1825 mit der Pfarre „auf Unsern Lieben Frauenberg“ so vereinigt, dass der
Pfarrer auf diesem Frauenberge Pfarr rector zu St. Peter, der zeitweilige geistliche
Vorstand der Pfarre zu St. Peter Pfarrvicar ist und immer ohne Investitur angestellt
wird, daher nun der Name Pfarrvicariat zu St. Peter.
Die Urkunden von der Kirche zu St. Peter und ihrer jüngsten Filiale dürften
von den Chorherren zu Kreuzlingen im Kanton Thurgau, als sie diese uralte Pfarre
aufgeben mussten, mitgenommen worden sein und im Archive zu Frauenfeld verwahrt
liegen.
to Dr. Joseph Ritter V. Bergmann. Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc.
b) und c) Rötis und St. Victorsberg. Kaiser Karl der Dicke schenkt ddo. 23. Septem
ber 882 dem Kloster St. Gallen von seinem Eigenthum den St. Victorsberg sammt
Zugehör und einen Weingarten etc. zu Rötis; es heisst nämlich in der bezüglichen Ur
kunde: Nos contulimus praedictum montem, quo reliquiae et ecclesia sancti Victoris
constructa esse dinoscitur atque religioso quorumdam Scotorum conventu incolitur,
cum pascuis et silvis etc., insuper unam vineam in villa Rauten a prope ecclesiam sancti
Martin i. Am 15. April 885 folgen von demselben Kaiser weitere Vergabungen in Rötis
an St. Gallen unter der Bedingung, dass hievon zwölf Pilgrime (peregrini) auf St. Vic
tor sb erg verpflegt werden. ร. Neugart. Nr. DLIII: Eichhorn pag. 361. Nr. V ะ Wartmann
II. Nr. 603 und 642.
d) Die Romanen in Graubünden nennen bis in die neuere Zeit Feldkirch Campo di
ร. Pi e der. d. i. Sanet Peters seid, welche Benennung ursprünglich wohl nur dem
Felde oder der Ebene zu oder um St. Peter zu Vinomna oder Rankweil beigelegt war,
später aber auf die Stadt Feldkirch bezogen wurde, welche eine halbe Wegstunde von
Altenstatt zwischen dem Ardetzenberg und dem Steinwald am rechten Ufer der Ill und
auf engem Raume gegründet wurde und unter dem Schutze der Schattenburg, auf der
eine Linie der mächtigen Grafen von Montfort Hof hielt, zu einem beachtenswerthen
geordneten Gemeinwesen emporblühte. Zudem bemerken wir, dass seit Jahrhunderten
die Pfarrkirche zu Feldkirch dem h. Nicolaus, Bischof von Myra, geweiht ist.
II. Decanat Sonnenberg*.
Flächenraumi 14 17 QMeilen, 23 Pfarren und 5 Exposituren mit 17.223 Einwohnern und 51 Schulen.
1. Pludenz, ทนท Bludenz, ecclesia in ualle dnisiana in loco plu-
tenes, anno 940 V. Mohr I, Nr. 44; parrochialis
ecclesia de Blu de ns 1200, Nr. 164: in villa Pin dono
ecclesia im XI. Jahrhundert Nr. 193; Pludenz 1270,
Nr. 254), Stadtpfarre zum h. Lorenz mit 1991 Einw.
und 4 Schulen.
2. Frastanz (Frastenestum 831, V. Mohr I, Nr. 21; Frastinas im
XI. Jahrh, das. Nr. 193), Pfarre zum h. Sulpicius mit
2044 Einw. und 4 Schulen.
3. Nenzing (in villa Nantzigus ecclesia 948, V. Mohr Nr. 46; eccle
sia in Nanzingas im XI. Jahrh. Nr. 193; Ulricus ple-
banus de Nenzing 1270, Nr. 254), Pfarre zum h. Mau
ritius mit 1630 Einw. und 3 Schulen.
Bürs (in vico Puire 820, Wartmann I, Nr. 248; ecclesia de Puire
im XI. Jahrh., V. Mohr Nr. 193, pag. 286. Frühmess-
Beneficium 1347, Pfarre zum h. Martin, 1485 von Blu
denz getrennt, mit 632 Einw. und 1 Schule.
Stallehr, Expositur 1750, ร. Decanat Montavon.
Brand, บ.L. Fr. Maria-Himmel
fahrt, Capelle vor 1410, Ca-
planei 1476, Pfarre um 1716,
mit 371 Einw. und 1 Schule.
Bürserber g, Caplan ei 1716,
Pfarre 1736 zum h. Joseph
mit 497 Einw. und 1 Schule.
4. Nüziders (Nezudra 949, 1. Januar. Stift Einsiedl. Urkunde Nr. 3
und 972, Nr. 10; curtis in Nezudre 831. V. Mohr Nr. 21;
plebes in TJinomna et in Nuzadres 881, Nr. 30; Nuzedre
998, Nr. 73; Nezudra 1018 und 1027, Nr. 76 und 80;
H. decanus de Nizudres 1270, Nr. 254), Pfarre zum h.
Victor, mit 956 Einw. und 3 Schulen.
5. Lude sch. (in Ludasco ecclesia im XI. Jahrhundert, ร. V. Mohr
Nr. 193; im J. 1270 Ludasc Nr. 254), Kirche zum h.
Chrysanth (vor Alters zu St. Martin), Mutterpfarre der
Schattenseite des ‘พalserthales, mit 650 Einw. und
2 Schulen.
6. Bludeech (beneficium Is u ani Scia vi (sic) in villa Pludassis,
ecclesia im XI. Jahrh.; V. Mohr Nr. 193, p. 285), Pfarre
zum h. Jacob, mit 516 Einw. und 1 Schule.
Gurtis (curtis), 1790 Expositur zu บ. L. Fr. Maria-Heimsuchung
mit 234 Einw. und 1 Schule.
tt) Dalaas (Capelle vor 1386, 30. November 1386 zugleich mit
Klosterle von Nüziders als Pfarre getrennt), Pfarre
zum h. Oswald mit 752 Einw. und 2 Schulen.
b) Klösterle, Capelle 1218, Pfarre (1386) zum h. Johann dem
Täufer, mit 455 Einw. und 2 Schulen.
e) Braz (richtiger Praz von pratum), alte Capelle zum h. Nicolaus,
Caplanei 1449, Pfarre 1617 mit 801 Einw. und 2 Schulen.
Raggal (im J. 1455 „นff Rungal", d. I. das romanische Roncale-
Reute), Caplanei 14.59, Pfarre 1585 (nicht 1587), St.
Nicolaus, mit 512 Einw. und 1 Schule.
St. Gerold, von dem Einsiedler dieses Namens im J. 978 an das
Gotteshaus Einsiedeln vergabt, hatte ein Kirchlein für
die Eigenleute und war bis 1779 nach Bludesch pfarr
gehörig (ร. Wiener Jahrbücher der Literatur Bä. CVII,
Anzeigeblatt ร. 13), die Propsteipfarre zählt 367 Einw.
und 1 Schule.
Bions (Pions), gehört zur Propstei St. Gerold, von Bludesch getrennt
1689, Pfarre zu บ. L. Fr. Maria - Empfängniss, mit
541 Einw. und 2 Schulen.
( Wald, 1728 Expositur zur h.
) Anna mit 321 Einw. und
i 1 Schule.
Stuben am Arlberg, nach Sin
nach er VIII, 778 im J. 1666
i Pfarre zu บ. L. Fr. Mari a-
j Geburt, mit 132 Einw. und
I 1 Schule.
Mar ul (vor Alters Maruol, seit
1796 Expositur zur h. Ka
tharina, mit 424 Einw. und
1 Schule.
7. Thüringen (Nezudre atque coloniae quinque in Zurigos (sic) / \
anno 831, V. Mohr Nr. 21; in Turingos cum ecclesia, \ a) Sonn tag', St. Oswald und früher auch St. Theodul, Bischof I
das. Nr. 193 und pag. 286 in Turinga — Est ibi mater \ zu Sitten, der Patron der Walser Kirche im J. 1353, /
ecclesia. Die uralte Pfarre zu St. Anna, dermals zum J Pfarre 1489 (ร. Wiener Jahrbücher der Literatur ร. 5), !
h. Stephan, mit 447 Einw. und 1 Schule, ist die Mutter- \ mit 801 Einw. und 4 Schulen.
pfarre für die Kirche auf der Sonnenseite des Walser- j b) Th üri ท gerb erg, Kirche zum h. Andreas, Expositur 1785, Pfarre I
thales. ร. meine Walser, Wiener Jahrbücher der Lite- f seit. 1834 mit 4.53 Einw. und 1 Schule. 1
ratur Bd. CVIT. Anzeigeblatt ร. 5. )
Buchboden, kleine Capelle
1638, 1718 Pfarre zu บ. L.
Frau, mit 137 Einw. und
1 Schule. Wiener Jahrb. ร. 7.
Ib der nnteren Hälfte des Tannberges:
8. Lech am Tannberg, alte Pfarre, der 1418 ein Ablass verliehen
und deren Kirche im J. 1434 dem h. Thomas von neuem
geweiht wurde, mit 454 Einw. und 1 Schule.
Zug, 1711 Expositur zum h. Sebastian, mit 71 Einw. und 1 Schule.
Bür st egg, die höchstgelegene Seelsorgestation des Decanats, 5475
Fuss über dem Meere, Expositur zum h. Martin 1730,
mit 35 Einw. und 1 Schule.
Anmerkung. Da die Kirche zu Dam ills hoch im Gebirge eine Filiale von Schnifis ist, so wurde sie mit ihrer Tochter Fontanel] a (1673) dieser alten Pfarre zu Schnifia im Decanate Feldkirch angereiht.
Dr. Joseph Bitter V. Bergmann. Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc. 13
Der ganze innere Walgau, mit Ausnahme des Feldkirchischen Bezirkes Jagdberg, gehörte
durch die Trennung der Grafen von Werdenberg von denen von Montfort jenen an und zerfiel
durch Theilung am 21. Mai 1355 in die Herrschaft und seit 11. August 1463 Grafschaft
Sonnenberg und in die Grafschaft Pludenz mit dem Thale Montavon, das 1319 noch
ein Eeichslehen genannt wird.
Bestandtheile des Decanats Sonnenberg. — Die Grafschaft Sonnenberg, welche
Erzherzog Sigmund von Tirol am 31. August 14'74 von Eberhard von Truchsess-Waldburg
kaufte, hat ihren Namen von der alten sonnig gelegenen Burg und nunmehrigen Ruine Son
nenberg ob deren Hauptorte Nüziders und besteht aus zwei TheilenI
a) In deren vorderem Theile liegen ausser Nüziders die Pfarren Frastanz, Nenzing mit
der Expositur Gurtis, Bürs, Biirserberg und Brand mit 6364 Einwohnern und 14 Schulen;
im innern Theile, dem sogenannten Klosterthale, die Pfarren Braz, Dalaas mit der
Expositur Wald, Klösterle und Stuben mit 2468 Einwohnern und 8 Schulen.
b) Von Sonnenberg überliessen die Grafen von Werdenberg-Sargans zu Vaduz die Herr
schaft Blumenegg im J. 1391 pfänd- und 1405 kaufweise ihren nahen Verwandten,
den Freiherren von Brandis (aus dem Bernischen Emmenthale), welche von 1510 —1613
den Grafen von Sulz und Landgrafen im Kleggau. und vom Jahre 1613—1803 der reichs
unmittelbaren Abtei Weingarten in Schwaben gehörte. Durch den Reichsdeputations
Hauptschluss ddo. Regensburg 25. Februar 1803 kamen mit dem reichsfreien Weingarten
auch Blumenegg, das Stift Einsiedeln’sehe St. Gerold an den Prinzen von Nassau-Ura
nien 1 der beide ddo. Lindau am 23. Juni 1804 an Österreich verkaufte. Enter dem
Schlosse Blumenegg, das um die Mitte des XVII. Jahrhunderts gänzlich abbrannte, liegen
in der Ebene Thüringen, der Hauptort, Bludesch und Ludesch und im Gebirge der
Thüringerberg. Sonntag und Buchböden auf der Sonnenseite, Raggal und Marul auf der
Schattenseite. Sämmtliche Orte zählen 3940 Einwohner und 12 Schulen.
c) St. Gerold, das von 978 —1803 dem Kloster Einsiedeln gehörte, kam mit Blumenegg
an Nassau-Oranien und Österreich, und von diesem durch den Pressburger Frieden am
26. December 1805 an die Krone Bayern und 1814 an Österreich. Das Kloster Einsiedeln
erhielt durch Kauf ddo. Wien 31. Mai 1839 das Propsteigut St. Gerold und mit k. k.
Hofkanzleidecret vom 27. Jänner 1842 die Ausübung des Patronatsrechtes über die
Pfarren St. Gerold, Pions, Nüziders und Schnifis und deren Filiale Düns, die es mit seinen
Priestern besetzt. St. Gerold und Pions zählen 908 Einwohner mit 3 Schulen.1
d) Im Hochgebirge liegt das ehemalige zur Grafschaft Feldkirch gehörige Gericht ร.
das bei der k. bayerischen Organisation Vorarlbergs seiner Lage wegen dem Land
gerichte Sonnenberg einverleibt wurde. ร. über diese alte Walserpfarre und das dortige
Gericht die Wiener Jahrbücher der Literatur Bd. CVH, ร. 20 — 26. Damüls mit Fonta-
nella hat 992 Einwohner mit 6 Schulen.
Dami.il
e) Seit 1. Jänner 1844 ist der halbe Tannberg mit der Pfarre Lech und seinen beiden
Exposituren Zug und Bürstegg (zusammen mit 560 Einwohnern und 3 Schulen) diesem
Decanate zugewiesen.
1) Pl°ns> dorrn als Bions geschrieben, vom roman, p 1 una, plur. plunas, das Schweiz. Big. Haufen Holz; amplunar lenna
Holz auf beigen d. i. aufschlichten.
14 Dr. Joseph Hitter V. Bergmann. Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc.
f) Die alte Stadt Bludenz oder richtiger Pludenz mit dem k. k. Bezirksamte, der Knoten
punct des innern Walgaues, ist ihrer Lage wegen mit dem umfangreichen Decanate
Sonnenberg vereint worden und dermals der Sitz des Decans.
Von Pludenz und an der Ill hinein wurde das Thal Montavon und von Nüziders
längs der Alsenz gegen den Arlberg das Klosterthal be weidet, bebaut und bevölkert. In
diesem Thale vergabte1) Graf Hugo von Montfort, der im Jahre 1218 eine Commende für das
Hospital zu St. Johann in Jerusalem in seiner Stadt Feldkirch stiftete, derselben die Capelle
in Valle ร. Mariae mit der Verpflichtung, den armen Wanderern daselbst wenigstens Feuer,
Wasser und Obdach zu geben, daher der Name Klösterle und Klosterthal.
') Die Urkunde in Eichhorn’s Cod. probat. Nr. Lxvm, deren Datum MCCXXVIII nach Ulm’s Verfassung von Jäger
1831, ร. 82 und 1218 zu berichtigen ist.
III. Decanat Montavon.
Flächenraum: 9 97 □ Meilen mit 8 Pfarren, 5 Exposituren, 8532 Einwohnern und 27 Schulen.
Die Pfarrkirche st. Lorenz zu Bludenz ist die Mutterkirche dieses ganzen Decanates.
l. St. Bartholomäberg, nach der Sage Pfarre 1100? 1350 als solche
genannt, dem h, Bartholomäus geweiht, mit 1164 Einw. und
4 Schulen.
2. St. Gallenkireh, nach der Sage um 1100 genannt, Kirche zum h. Gallus,
angeblich im J. 1307 von Bludenz getrennt, Pfarre 1483 (Sin-
nacher VI, 697), mit 1190 Einw. und 2 Schulen.
a)
b)
e)
a)
b)
Silberthal, Pfarre zum h. Nicolaus urkundlich 1469, mit 690 Einw. und
3 Schulen.
Schruns (z’ Runs?), urkundlich 1597 Pfarre zum h. JMob, mit 1626
Einw. und 4 Schulen.
Innerbartholom aber g, 1790 Expositur zu บ. บ. Fr. Maria-Empfang
niss (Sinnacher IX, 825), mit 212 Einw. und 1 Schule.
Gaschu rn (Ca- d. i. Casa-sura), Pfarre zum h. Michael 1587, mit 839 (
Einw. und 1 Schule. 1
Gortipohl, Capelle 1499 gebaut, Pfründe 1517, 1694 Expositur zum \
h. Nicolaus, mit 361 Einw. und 1 Schule. I
Gargellen, 1709 Expositur zur h. Magdalena, mit 9 Einw. und 1 Schule, f
Parthenon, auf
einem ebenen Platze,
wohl richtiger p a t e-
nen, 1729 Expositur
zum h. Martin, mit
241 E. น. 1 Schule.
3. Tschagguns, eine Kirche gebaut 1452, Pfarre zu บ. L. Fr. Maria
Geburt um 1670, mit 1075 Einw. und 5 Schulen.
4. St Anton, Curatie Zal ans beim h. Anton dem Einsiedler, 1412 von
Bludenz gänzlich getrennt und Pfarre 1646, mit 133 Einw.
und 1 Schule.
5. Stall ehr im Eingänge ins Klosterthal, hat seit 1750 eine noch von der
Pfarre Bludenz abhängige Expositur zu บ. L. Fr. Maria-Hilf,
mit 235 Einw. und 2 Schulen, bildet aber eine Gemeinde des
Amtsbezirkes Montavon. So gehört auch das Dörfchen L o r uns,
vor Alters Artins, mit einer Capelle vom J. 1821, am linken
Illufcr des Einganges in’sThal Montavon, in die Pfarre. Bludenz.
Van dans, Capelle 1505, beständige Caplanei 1519, 1643 Pfarre zum
h. Johann dem Täufer, mit 757 Einw. und 1 Schule,
Anmerkungen, a.) statt des gewöhnlichen Montafon oder Montafun schreibe ich Montavon und leite das Wort vom romanischen nxont und davd oder davon, hinten, d. i. in den Bergen hinten
ab, nämlich vom einst gleichfalls churwälschen Walgau aus genommen, zumal, wie oben gezeigt wurde, die Kirchspiele im Thale Montavon in die Pfarre Bludenz gehörten; vergl.
das gleichnamige Dorf Montavon im Bernischen Delsperg und Davos in Graubünden; im Namen der Alpe lav amo nt hinter Gaschurn finden wir die beiden Worte umgekehrt.
b) Erst im J. J775 erhielt das Thal Montavon nach langjährigen Bemühungen ein eigenes von Bludenz getrenntes Gericht und unter der k. bayerischen Regierung ein Landgericht.
18 Dr. Joseph Bitter V. Bergmann
Bestandtheile des Decanats Bregenz. — Dasselbe besteht:
a) aus der Stadt Bregenz mit ihren vier jungen Filialen Kennelbach, Fluh, Eichenberg
und Lochau;
b) aus dem ehemaligen Gerichte Hofsteg, auch Hofsteig genannt, links an der Bregenzer
Aach bis an die Schwarzach und Fussach und der letztem Mündung in den Bodensee
(ร. Anmerkung zum Decanate Bregenzerwald), nämlich Lauterach, Hard. Wolfurt mit
Buch, Bildstein und Schwarzach;
c) aus dem Gerichte Alberschwende, das bis um 1600 mit Ungenau vereint war. Diese
Gerichte mit dem von Lingenau und der halben Stadt Bregenz bildeten nach der Theilung
der Grafschaft am 8. Juni 1379 die eine Hälfte derselben, die von der Erbgräfin Elisa
beth, vermählten Markgräfin von Baden-Hachberg, wegen schwerer Schuldenlast am
12. Juli 1451 an Erzherzog Sigmund von Tirol verkauft wurde. Die andere Hälfte der
Grafschaft Bregenz, welche der Linie von Montfort-Bregenz-Pfannberg gehörte, bestand
d) aus der andern Hälfte der Stadt Bregenz und
e) aus dem Gerichte Ho frieden, so vom Dörfchen Rieden, unweit dem Kloster Mehrerau ge
nannt, nämlich aus Hörbranz und Hohenweiler vor der Klause, Möggers und Langen; endlich
f) aus dem Gerichte Sulzberg mit Doren und Riefensberg. Diese andere Hälfte d, e und
f kam vom Grafen Hugo, dem letzten dieser Linie, am 5. September 1523 käuflich an
Erzherzog Ferdinand I.
Anmerkung*.
Das älteste christliche Kirchlein in Vorarlberg und Oberschwaben war das zu Brigan
tinen, der h. Aurelia, welche in unbestimmter Zeit daselbst den Martertod erlitten haben
dürfte1), gewidmet, das uns im Leben des h. Columban (f 615 in Bobio) erwähnt wird. Ent
weder ohne tiefe Wurzel oder von einfallenden wilden Alemannen geknickt war dieser Keim
des Christenthums, indem bald wieder das Heidenthum wuchernd emporschoss. Der h. Co
lumban und sein Schüler Gallus kamen um 610 nach dem vom culturfeindlichen Völkersturme
zerstörten Brigantium, bauten sich Hütten, weihten die ehedem christliche, jetzt dem Götzen
dienste gewidmete Capelle der h. Aurelia zum Dienste des ewigen Gottes wieder ein, nachdem
der glaubenseifrige Gallus das Volk belehrt2), die in der Capelle aufgestellten drei ehernen
Götzenbilder in Stücke zerschmettert und in den See geworfen hatte; ja sie stellten statt der
heidnischen Bildnisse die Reliquien der h. Aurelia daselbst auf, wie Ratpert in seinen Casibus
ร. Galli uns überliefert. Bekanntlich kam nach drei Jahren Gallus über Arbon in die Wildniss
der Steinach, wo er ein Klösterlein gründete, welches seinen Namen trug und zur weltberühmten
Stätte christlicher Cultur und Gelehrsamkeit in Alemannien emporblühte3).
I) Nach anderer Angabe soll die h. Aurelia eine der 11.000 Jungfrauen gewesen sein, welche mit der h. Ursula zu Coin
(400) den Martertod erlitten haben. Wie und wann kamen die Reliquien der h. Aurelia von Coin nach Bregenz? Auch
zu Strassburg war ein Kirchlein der h. Aurelia.
2) Columbanus jussit Gallo ad populum recitare sermonem, quia ille inter alios eminebat lepore latinitatis, nec non
et idioma (sic pro in idiomate sc. alam an ni co) illius gentis. Bertz, Mo num. German, historica Tom. II, 7. (Lässt
sich hieraus nicht schliessen, dass der ältere Theil der Bevölkerung noch römisch, wenn auch verdorben, der jüngere
alemannisch redete?) Ferner daselbst: Columbanus sanctificando loca contaminata ecclesiae sanctae Aureliae
honorem pristinum restituit ibique cum clientibus sibi alumnis mansit triennio, und: Brigantii reperientes templum 01 im
Christianae religioni dedicatum, nunc autem daemonum imaginibus pollutum, mundando et consecrando in pristinum resti
tuerunt statum, atque pro statuis quas eiecerunt, sanctae Aureliae reliquias ibidem collocarunt.
3) Ildefons V. Arx, Geschichte des Kantons St. Gallen Bd. I, 13. St. Gallus starb nach Zellweger’s Geschichten des Appen-
zellischen Volkes, Ausgabe von 184*2, ร. 22 im Jahre 637.
Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc. 19
In die Zeit, als die genannten beiden irischen Glaubensboten in Bregenz weilten, will
eine dunkle Überlieferung die erste Gründung des Benedictinerklosters Mehre rau setzen,
welches demnach das älteste Kloster Deutschlands wäre. Nach der Gallia Christiana V, 971 f.
war in Bregenz ein Manns- und Frauenkloster, streng von einander geschieden in gesonderten
Räumen Namen von Äbten sind daselbst ohne Angabe der Quellen genannt, auch sollen
Namen derselben in den Diptychen der alten Mehrerau eingezeichnet sein. Wer hat diese ge
sehen, wo waren sie, wo sind sie jetzt? Das Necrologium der Mehrerau1) überliefert uns eine
Bertha Abbatissa am 13. Februar, eine Judinta Abbatissa am 1. Mai, eine Gesila soror nostri
conventus am 15. Februar etc., auch werden moniales und conversae genannt, vgl. das. ร. 2,
40. —Wenn hier ein Doppelkloster war, so scheint es bald sehr herabgekommen, ja aufgelöst
worden zu sein, wie das früh verschollene Monasterium Tubrense (ร. 26) unweit Rank weil.
Sehr auffallend ist der Umstand, dass unseres Wissens in dem bis zum Jahre 700 hinauf
reichenden Urkundenschatz des nahen Gotteshauses St. Gallen, wie auch in den uns bekannten
Publicationen der Klöster Reichenau, von welchem uns die sichere Kunde über das soeben
erwähnte Monasterium Tubrense überliefert ist, Weingarten, Salmansweiler, Pfävers und der
gelehrten St. Blasianer Benedictiner nirgends der Mehrerau in den Jahrhunderten vor ihrer
sogenannten Restauration im Jahre 1097 erwähnt wird.
rj Im Bande V, ร. 1— 64 der Denkschriften der phil.-histor. Classe.
Ulrich, der vorletzt regierende Graf von Altbregenz, und seine Gemahlin Bertha, Tochter
Rudolfs Grafen von Rheinfelden. Herzogs von Alemannien und Gegenkönigs des Kaisers Hein
rich IV., sind die Gründer oder auch Restauratoren der Mehrerau, wie sie gern genannt werden.
Der Mehrerau, die niemals zu Reichthum und Glanz wie die von Kaisern und fürstlichen
Personen vielfach begabten und beschenkten Klöster St. Gallen, Reichenau, Einsiedeln, Wein
gärten etc. gelangte, und keinen Mann von ausgezeichnetem Namen der Nachwelt übergab,
verdankt ausser der Umgegend besonders viel der Bregenzerwald, in dem er seine Kirchen
und einst nicht geringes Besitzthum hatte.
Sie hatte weder Sitz noch Stimme auf den Vorarlbergischen Ständeversammlungen oder
Landtagen, und wurde, wie die reichsten Klöster, ein Opfer der Zeit, am 1. September 1806
durch die k. bayerische Regierung aufgelöst und ihr Vermögen, welches nie bedeutend war,
eingezogen. Das Klostergebäude, vom Jahre 1774—1781 einfach und zweckmässig gebaut,
wurde verkauft und durch geraume Zeit als Caserne und später als Fabrik verwendet.
Im Jahre 1854 kauften von dem Besitzer, einem Privaten, die Conventualen des aufgeho
benen Cistercienserklosters Wettingen im Kanton Aargau das Gebäude, bauten eine neue
schöne Kirche und errichteten ein Untergymnasium.
Der Besitzstand, dessen die Mehrerau laut der Bulle des Papstes InnocenzIV. ddo. Lyon
17. September 1249 in Vorarlberg, im schweizerischen Rheinthale und im Allgau sich erfreute,
ist in topographischer Ordnung gruppirt nachzusehen in den Wiener Jahrbüchern der Literatur
Bd. XVIII, Anzeigeblatt ร. 48, wie auch mit historischen Anmerkungen ร. 49—54 die nicht
geringe Anzahl von Gütern, Alpen im Bregenzerwalde, Rechten und Zehnten, welche einst
das Domcapitel zu Chur, schweizerische und oberschwäbische Klöster in unserem Vorarlberg
besessen haben; ein weiteres Bild von reichlichen Bezügen geben uns die Einkünfterodel des
Bisthums Chur im XI. Jahrhunderte im obern Lande in V. Mohr’s Cod. diplom. I, Nr. 193 und das
Urbarium der Chorherren und des Domcapitels zu Chur unter St. Luziensteig, nach dessen Erneue
rung vom 1. Mai 1393. ร. Denkschriften der kais. Akad. der Wissensch. Bd. IV, ร. 171 —187.
V. Decanat Bregenzerwald.
Flächenranmt 10'14 □ Meilen mit 20 Pfarren, 1 Curatie nnd 3 Exposituren, 17.040 Einwohner und 37 Schulen.
1. Lingenau*) (um 1150, 1227, 1230 Lindegenowa
und 1249 ecclesia sancti Joannie in Lindegnowe,
ร. meine Mittheilungen in den Wiener Jahr
büchern 1847, Bd. CXVIII, ร. 26, 28 und 31),
die heute noch dem h. Johann dem Täufer ge
weihte Pfarre, 1465 die Kirche von neuem erbaut,
zählt 1093 Einw. mit 1 Schule.
Krumbach,*) Caplanei 1500, 1648 Pfarre zum heil.
Martin, mit 1216 Einw. und 2 Schulen.
Langenegg*) (Langunegge 1249, Wiener Jahrh. 1. eit.
ร. 29 und 44), erste Capelle 1624, Caplanei
1767, Pfarre zu บ. L. F. Maria-Reinigung 1821,
mit 1023 Einw. und 2 Schulen.
Sibratsgefäll,*) Caplanei 1733, Pfarre zum h. Mi
chael 1803, mit 409 Einw. und 1 Schule.
2. Andelsbuch. (Andolsbuocli 1227 und 1230, ecclesia (
Ban Oti Petri in Andalspüorh 1249, Wien, Jahrh. !
ร. 26, 28 und 32), Pfarre zu den b. Aposteln )
Peter und Paul, mit 1191 Einw. und 3 Schulen. (
Reute, vormals Ellenbogen, Pfarre zum h.Jacob 1284,
neue Kirche 1450, mit 362 Einw. und 2 Schulen.
Riefensberg*) 1426, ร. Decanat Bregenz.
3. Egg (ecdosia diota „an der Egge“ Urkunde K. Al- I
brechts I. vom 18. April 1307, ร. Wiener Jahrb, j
ร. 35), Pfarre zum h. Nicolaus, mit 1176 Einw. \
und 1 Schule. j
Hittis au*) (Hittinisowe 1249, vom Namen Hitto, so- \
mit nicht Hüttesau), Pfarre zu den h. drei Kö- /
nigen im J. 1496, mit 2214 Einw. und 2 Schulen, j
Bezau (1573 Beznow), Pfarre zum h. Jodok 1497, mit
934 Einw. und 1 Schule.
Au, ehedem Jaghausen, Ca
planei 1372, Pfarre zum
h. Leonhard 1390, mit 892
Einw. und 1 Schule.
Schnepfau, Pfarre zum h.
Wolfgang 1464, mit 491
Einw. und 2 Schulen.
Büzau (1340 Büczow, daher
unrichtig Bizau), Curatie
1581, Pfarre zum h. Valen
tin 1684, mit 666 Einw.
und 1 Schule.
Balderschwang,*) im
gleichnamigen Thale, zum
k. bayerischen Amtsbezirke
Sonthofen gehörig, Pfarre
zum h. Anton von Padua
1796, mit etwa 80 Einw.
und 1 Schule.
Schoppernau (d. i. z’obern
Au), Caplanei 1500, Pfarre
zu den h. Aposteln Philipp
und Jacob 1682, mit 524
Einw. und 1 Schule.
Rehmen, Caplanei 1670, Ex
positur zum h. Joseph 1803,
mit 271 Einw. น. 1 Schule.
Grossdorf, Caplanei 1716 , Expositur zum h. Joseph
im J. 1803, mit 601 Einw. und 1 Schule.
*) Die mit *) bezeichneten fliehen Orte liegen im vorderen, die andern zwölf unbezeichneten im inneren Bregenzerwalde.
4. Schwärzßnberg, Pfarre Zur h. Dreifaltigkeit vor 1431, gehörte mit Mellau nach St. Gallen, im J. 1464 an's
Kloster Mehrerau abgetreten, mit 1396 Einw. und 2 Schulen.
( Mell au, 1464 Pfarre zum h. Anton, mit 679 Einw. und
/ 1 Schule.
Im Mittelberg oder untern Walserthale:
5. Mittelberg (พüstneren , ร. "Wiener Jahrb. 1844, Bd. CVII, Anzeigeblatt ร. 32 ff.), Tochter der alten Pfarre (
Fischen an der Iller, davon^ getrennte Pfarre zum h. Jodok 1391, Nov. 16., mit 459 Einw. und <
3 Schulen^^d!// ... ' รุ'ร' 1. . I
6. Riezlern, Tochter von Oberstorf im Allgau, davon als eigene Pfarre getrennt 1508, October 25. (ร. Wiener
Jahrb. ร. 35).
In der oberen Hälfte des Tannberges:
Baad, Expositur zum h. Martin 1711, mit 64 Einw.
und 1 Schule.
Hirschegg, Expositur zur h. Anna 1743, Pfarre 1792,
mit 424 Einw. und 1 Schule.
7. Schrecken, Tochter der Pfarre am Lech, Caplanei um 1648, Pfarre zu บ. L. Fr. Maria-Himmelfahrt 1660, mit
206 Einw. und 1 Schule.
8. Warth, Tochter der Pfarre am Lech, 1602 Pfarre zum h. Sebastian, mit 224 Einw. und 2 Schulen. Hochkrumbach oder Krumbach ob Holz, Curatie
zum h. Jacob 1682, mit 22 Einw. und 1 Schule.
to
22 Dr. Joseph Ritter V. Bergmann. Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc.
Bestandtheile des Decanats Bregenzerwald. — a) Die mit *) bezeichneten
vier Pfarren im Vorderwalde, Lingenau, Langenegg, Krumbach und Hittisau, die grösste im
ganzen Decanat, zusammen mit 5955 Einwohnern und 8 Schulen sind um den rothen
Berg gelagert; Sibratsgfäll liegt entfernt im Gebirge; b) 10 Pfarren und die zwei Exposituren
Grossdorf mit 9185 Einwohnern und 17 Schulen bilden den Innerwald; c) im Mittelbergischen
oder kleinen Walserthale finden wir Mittelberg mit Baad, Hirschegg und Riezlern mit
1448 Einwohnern und 8 Schulen; d) die obere Hälfte des Tannbergs zählt 452 Einwohner
mit 4 Schulen.
Der auenreiche Bregenzerwald hat drei Stadien seiner Cultur, die wir in die drei Worte
„Wald. Weide, Wiese“ zusammenfassen. Derselbe, nun ein reizendes Berggelände, ist einer
seits vom Bodensee und dem Eheinthale, andererseits vom Allgau her, wie es noch die Mund
art des Volkes erkennen lässt, durchjagt, beweidet, bebaut und bevölkert worden. Die Cultur
des Waldes gieng vornehmlich von den Benedictinern des Klosters Mehrer au aus, dessen
erste Kirche über der Schwelle des Bregenzerwaldes zu Alb erseh wen de war, wo schon
unter dem letzten Grafen Rudolf von Altbregenz (f um 1157) der selige Merbot aus dem
genannten Gotteshause das Volk lehrte und am 23. März 1120 erschlagen wurde.
Nach Alberschwende treten Lingenau im vorderen und Andelsbuch im inneren
Walde als Mutterkirchen 1227 ff. hervor, mit denen zugleich in der Bulle des Papstes Inno-
cenz IV. ddo. Lyon 17. September 1249 für das Kloster Mehrerau mehrere Weiler und
Höfe, deren Namen wie Langenegg, Bersbuch, Bezau, Hirschau, noch fortleben, genannt
werden. (ร. meine Mittheilungen in den Wiener Jahrbüch, der Literat. Bd. LXVHI, Anzeige
blatt ร. 28 f. und die Tabelle ร. 48.)
Die Trennung in den vorderen und inneren Wald erfolgte ddo. Lindau 5. November 1338
in Folge einer Erbschaftstheilung zwischen den Grafen Rudolf von Montfort-Feldkirch und
Wilhelm I. von Montfort-Tettnang nach dem Tode ihres Vetters Hugo zu Bregenz. Das Bre
genzer Gebiet rechts oder nördlich der Suberschen- oder Egger-Aach, der Schwarzach und
diese abwärts bis in die Fussach und dieser entlang bis in den Bodensee, somit der vordere
Bregenzerwald, Alberschwende, Bregenz, Sulzberg etc. gelangten an den Grafen Wilhelm;
dessen beide Söhne Heinrich und Wilhelm II. theilten am 20. Mai 1354 das väterliche Erbe,
so dass jener Tettnang, Argen und Rothenfels, dieser Bregenz erhielt, und Stifter der Jün
gern Bregenzer Linie wurde (über die weitere Zweitheilung von Bregenz im Jahre 1379 ร. oben
ร. 18 c). Das Bregenzer Gebiet links oder südlich der Suberschen Aach längs der vorerwähnten
Flüsse, nämlich der innere Wald, Torenbüren, Höchst und Fussach kamen an Grafen Rudolf
zu Feldkirch, bei welcher Grafschaft sie sämmtlich von jener Zeit an bis 1806 verblieben.
Alberschwende und Riefensberg gehörten demnach zum vorderen Walde, jenes war bis
um 1600 mit dem Gerichte Lingenau vereint, dieses zwischen den Flüssen Bolgenach und
Weissach gelegen. ward mit Sulzberg durch die Bregenzer Theilung vom 8. Juni 1379 ge
trennt und theilte mit der zweiten Hälfte von Bregenz sein Geschick (ร. ร. 18). Als I Irich der
letzte Graf (t 1574) der älteren Montfort-Tettnanger Linie die Grafschaft Rothenfels und
die Herrschaft Staufen, die westlich über die Curatie Aach bis an die Pfarre Riefensberg,
nämlich an den Leithenbach sich erstreckt, seinem Schwager Johann Jacob Freiherrn von
Königsegg im Jahre 156'1 verkaufte, kam an diesen auch das Balderschwanger Thal,
das nach seiner Lage und seinen Bewohnern zum Vorderwalde gehört.
VI. Decanat D ornbirn.
Flächenraum i 3 67 □ Meilen mit 7 Pfarren, 3 Expesitnren, 20.336 Einwohnern und 17 Schulen.
1. Sanct Johann — Höchst (in Hohstadio, anno 808; Wartmann, Urkundenbuch I,
Nr. 198; 819 in villa que dicitur Hohstedte Nr. 242; 980, October 29.
in vicis utriusque ripae Hohstedi ) et Torremburra, Neu gart Cod.
diplom. Nr. DCCLXXV, Caplanei 1403, Pfarre 1461, mit 2213 Einw.
und 1 Schule.
1
1) st. Margarethe n-Höchst am linken Rheinufer 1st höher gelegen (und daher der Name) als st. Johann - Höchst auf dem rechten.
Anmerkung a) Lustenau war ein Reichshof, kam an die Grafen von Werdenberg zu dem Heiligenberg und zu Rheinegg, von diesen ddo. Lindau 20. April 1395 pfandweise an den Ritter Ulrich
den Altern von Ems und ward von Christoph (t 1534) und Felix (t 1530), den letzten Grafen jenes Geschlechtsj 1526 käuflich an Marx Sittich von Ems überlassen. Dessen Enkel Jacob Han
nibal ward am 27. April 1560 in den Reichsgrafenstand erhoben, dessen spätere Generationen sanken mehr und mehr von ihrem Ruhme und Glanze herab, bis dieses uralte Geschlecht am 5. No
vember 1759 im Manns stamme erlosch. Die Reichsgrafschaft Hohenems kam am 11. März 1765 an Österreich und Lustenau als Allod an die weibliche Descendenz, in dessen Besitz dermal»
Seine Erlaucht Herr Maximilian Graf Truchsess-Waldburg-Zeil ist.
b) Der Name Thornbiura und Thornbur a ist ทนท in Dornbirn entstellt. Eß ist aus thorn, Dorn, dumus, spina und bür, Bauer (vergi. Vogelbauer), habitatio, zusammengesetzt, vgl. dio
Namen Büren, Seidenbüren in der Schweiz, Beuren, Ottobeuren, Kaufbeuren in Schwaben. Die richtige Schreibung ist Dornbüren, in Urkunden liest man auch Dornbeuren. In Schlehen’ร
Embser Chronik (1616) ร. 30 ist dessen Wappen ganz richtig ein Dornstrauch; bald verlor sich das Verständniss des Wortes, indem Erzherzog Ferdinand Carl von Tirol als Landesfürst am
23. September 1655 dem Markte einen grünen Birnbaum im rothen und weissen d. i. österreichischen Schilde als Wappen verliehen hat, welches Kaiser Franz Joseph ddo. Bruck an der Leitha
am ร. August 1863 in dem Wappen von Vorarlberg bestätigte.
2. Lustenau a) (Lustenouva 887, 24. Juli, Wartmann II, Nr. 662, in pago Ringouve !
curtis Lustenouva 890, August 30., Nr. 680) uralte Pfarre zu den heil. ,
Aposteln Peter und Paul, mit 4117 Einw. und 2 Schulen. [
3. Dornbirn (in pago Ringuovve (sic) in villa, cuius vocabulum est Thornbiura, b)
957 Mail 21, Neugart Nr. DCCXL; in Nr. DCCLXXV anno 980 Oct. 29.
zugleich mit Höchst genannt. Der Sage nach gehörte Torenbüren j
einst in die Pfarre Bernegg (auch Bernang) im schweizerischen Rhein- f
thal; Pfarre bereits 1266, ร. V. Arx I, 497 h 1 dem h. Martin geweiht; )
der Markt allein zählt 3284 Einw. mit 1 Schule, und mit den drei Ex- I
Posituren 8502 Einw. mit 9 Schulen, ist die volkreichste Pfarre in \
Vorarlberg.
4. Fussach (villa Fozzaha ad Brigantinum uel Bodamicum lacum, um das Jahr
1089, V. Mohr Cod. dipl. I, Nr. 101); Pfarre zum h. Nicolaus 1690, mit
585 Einw. und 1 Schule.
Ga iss au, Capelle 1630, Expositur 1789, Pfarre zum h. Abte Othmar 1811 (ร!n-
nacher IX, 827), mit 450 Einw. und 1 Schule.
Hohenems, Caplanei 1354, Pfarrkirche vom Grafen Jacob Hannibal I. 1558 ff.
erbaut und von seinem Schwager, dem Cardinal Carolus Borromäus, 1570
geweiht und nach demselben (f 1584) später genannt, mit 4264 Einw.
und 2 Schulen.
Ebnit, einst Kloster der Augustiner Eremiten, eingegangen üm die Mitte des XV.
Jahrhunderts, Pfarre der h. Magdalena um 1520, mit 205 Einw. und
1 Schule.
Oberdorf, 1467 Hofcaplanei, gestiftet von den Gebrüdern Jacob und Hanns
Ritter v. Ems; Expositur zum h. Sebastian 15. April 1785, mit 1967
Einw. und 4 Schulen.
Haselstauden, Expositur zu บ. L. Fr. Maria-Heimsuchung 1681, mit 1229 Einw.
und 3 Schulen.
Hatlerdorf (nicht Halterdorf), Expositur zum h. Leopold, 1792 September 22.,
mit 2022 Einw. und 1 Schule.
Decanat Dornbirn.
Flächenraum: 3'67 □ Meilen mit 7 Pfarren, 3 Bxpesitnren, 20.336 Einwohnern und 17 Schulen.
1. Sanct Johann — Höchst (in Hohstadio, anno 808, Wartmann, Urkundenbuch I,
Nr. 198; 819 in villa que dicitur Hohstedte Nr. 242; 980, October 29. I
in vicis utriusque ripae Hohstedi ) et Torremburra, Neugart Cod.
diplom. Nr. DCCLXXV, Caplanei 1403, Pfarre 1461, mit 2213 Einw. i
und 1 Schule. 1
1
1) st. Margarethen -Höchst am linken Rheinufer 1st höher gelegen (und daher der Name) als st. Johann-H ochst auf dem rechten.
Anmerkung a) Lustenau war ein Reichshof, kam an die Grafen von Werdenberg zu dem Heiligenberg und zu Rheinegg, von diesen ddo. Lindau 20. April 1395 pfandweise an den Ritter Ulrich
den Altern von Ems und ward von Christoph (t 1534) und Felix (t 1530), den letzten Grafen jenes Geschlechts, 1526 käuflich an Marx Sittich von Ems überlassen. Dessen Enkel Jacob Han
nibal ward am 27. April 1560 in den Reichsgrafenstand erhoben, dessen spätere Generationen ranken mehr und mehr von ihrem Ruhme und Glanze herab, bis dieses uralte Geschlecht am 5. No
vember 1759 im Manns stamme erlosch. Die Reichs grass chaft Hohenems kam am 11. März 1765 an Österreich und Lustenau als Allod an die weibliche Descendenz , in dessen Besitz dermal»
Seine Erlaucht Herr Maximilian Graf Truchsess•พaldburg-Zeil ist.
b) Der Name Thornbiura und Thornbura ist nun in Dornbirn entstellt. Es ist aus thorn, Dorn, dumus, spina und bur, Bauer (vergi. Vogelbauer), habitatio, zusammengesetzt, vgl. die
Namen Büren, Seidenbüren in der Schweiz, Beuren, Ottobeuren, Kaufbeuren in Schwaben. Die richtige Schreibung ist Dornbüren, in Urkunden liest man auch Dornbeuren. In Schlehen’s
Embser Chronik (1616) ร. 30 ist dessen Wappen ganz richtig ein Dornstrauch; bald verlor sich das Verständniss des Wortes, indem Erzherzog Ferdinand Carl von Tirol als Landesfürst am
23. September 1655 dem Markte einen grünen Birnbaum im rothen und weissen d. i. österreichischen Schilde als Wappen verliehen hat, welches Kaiser Franz Joseph ddo. Bruck an der Leitha
am 8. August 1863 in dem Wappen von Vorarlberg bestätigte.
2. Lustenau sit) (Lustenouva 887, 24. Juli, Wartmann II, Nr. 662, in pago Ringouve I
curtis Lustenouva 890, August 30., Nr. 680) uralte Pfarre zu den heil. \
Aposteln Peter und Paul, mit 4117 Einw. und 2 Schulen.
3. Dornbirn (in pago Ringuovve (sic) in villa, cuius vocabulum est Thornbiura, b)
957 Mail 21, Neugart Nr. DCCXL; in Nr. DCCLXXV anno 980 Oct. 29.
zugleich mit Höchst genannt. Der Sage nach gehörte Toren büren
einst in die Pfarre Bernegg (auch Bernang) im schweizerischen Rhein
thal; Pfarre bereits 1266, ร. V. Arx I, 497 h 1 dem h. Martin geweiht;
der Markt allein zählt 3284 Einw. mit 1 Schule, und mit den drei Ex
posituren 8502 Einw. mit 9 Schulen, ist die volkreichste Pfarre in
Vorarlberg.
4. Fussach (villa Fozzaha ad Brigantinum uel Bodamicum lacum, um das Jahr
1089, V. Mohr Cod. dipl. I, Nr. 101); Pfarre zum h. Nicolaus 1690, mit
585 Einw. und 1 Schule.
Ga iss au, Capelle 1630, Expositur 1789, Pfarre zum h. Abte Othmar 1811 (Sin-
nacher IX, 827), mit 450 Einw. und 1 Schule.
Hohenems, Caplanei 1354, Pfarrkirche vom Grafen Jacob Hannibal I. 1558 ff.
erbaut und von seinem Schwager, dem Cardinal Carolus Borromäus, 1570
geweiht und nach demselben (f 1584) später genannt, mit 4264 Einw.
und 2 Schulen.
Ebnit, einst Kloster der Augustiner Eremiten, eingegangen üm die Mitte des XV.
Jahrhunderts, Pfarre der h. Magdalena um 1520, mit 205 Einw. und
1 Schule.
Oberdorf, 1467 Hofcaplanei, gestiftet von den Gebrüdern Jacob und Hanns
Ritter V. Ems; Expositur zum h. Sebastian 15. April 1785, mit 1967
Einw. und 4 Schulen.
Haselstauden, Expositur zu บ. L. Fr. Maria-Heimsuchung 1681, mit 1229 Einw.
und 3 Schulen.
Hatlerdorf (nicht Halterdörf), Expositur zum h. Leopold, 1792 September 22.,
mit 2022 Einw. und 1 Schule.
24 Dr. Joseph Ritter V. Bergmann
A. Sämmtliche Seelsorgestationen Vorarlberg'S
nach den Jahrhunderten geordnet, in denen sie entstanden sind.
Das älteste christliche Bethaus oder Kirchlein in Vorarlberg war, wie oben (ร. 18) gesagt
wurde, das der heil. Aurelia zu Bregenz, dessen Alter sich nicht bestimmen lässt, hierauf
folgt der sagenhafte Aufenthalt des heil. Fridolin (t 514) in der Mäl Stätte zu Vinomna, und
ein Jahrhundert später weilten durch drei Jahre die heil. Glaubensboten Columban und
Gallus zu Bregenz, wo sie ihr Bethaus vielleicht am 8t. Gallenstein haben mochten (ร. 18).
Besonders bemerkenswert!! ist das frühe Hervortreten der Seelsorge-Stationen im
vorderen und inneren sich in diesen Jahrhunderten allemannisirenden Walgau (ร. 9), wir
nennen vor allen Vinomna, dessen Kirche zu St. Peter wohl die erste im Oberlande war;
bald finden wir die Kirchen zu Rötis und auf St. Victorsberg mit einem Pilgerhaus für zwölf
Personen, im IX. Jahrhunderte, ferner zu Feldkirch, Pludenz, Nenzing und das nach Ein
siedeln vergabte St. Gerold im X. und XI. Jahrhunderte die sechs Kirchen zu Bürs (Putre),
Bludesch, Ludesch, Schlins, Schnifis und Türingen.
Die Pfarren in den inneren Thälern des Landes und im Gebirge, welche nach und nach
beurbart und bevölkert wurden, fallen in die späteren Jahrhunderte, wie nachstehende Über
sicht, welche die Gründung der Seelsorge-Stationen nach ihren Jahrhunderten zusammenfasst,
klar darlegt. Eine reichliche Anzahl dieser Gründungen fällt in das XIV., XV., XVII. und
XVIII. Jahrhundert.
Wenn auch hin und wieder ein Ort in seiner alten Schreibung genannt wird, so wollen
wir hiedurch dessen erstes und bekanntes Fiervortreten, wenn er auch noch keiner Kirche
sich erfreute, namhaft machen; hatte derselbe eine Kirche, wird dies durch pf. ะ=ะPfarre,
Capl.=Caplanei, Cur.—Curatie und EXp. —Expositur bezeichnet.
An die Spitze treten im ünterlande Brigantium, ein vorrömischer Ort mit keltischem
Namen, im Oberlande Vinomna urkundl. 774—1209, später Rankweil, zum ersten Male im
XL Jahrhunderte, dann 1154 und 1177 ff.
Von 800— 900. Hohinwilari 802, Pfarre 1581; Hohstadio, Hohstedte, Höchst 807, 819;
Puire, Pürs oder Bürs 820, ecclesia im XL Jahrhunderte; Eschene, Scheue,
Schlins 820; Senovio, Schnifis 820, 972 ; Frastenestum, Frastanz, 831;
Nezudre, Nuzedre, Nüzideres 831, 998; Segavio, Sagavio Gävis, 851
Lutaraha, Lutraha 853, 855, 1249; Rautena (Rötis) 882 น. 885; Rautines
ecclesia, und mons sancti Vietoris 882; Lustenowa 887; Calcaires 890
und in Calcherun mit einer Capelle 1265, jetzt Klaus; Sülles, Sulz 890.
„ 900—1000. Feldkiricha 909; cum capella 1222; Plutenes ecclesia, Pludenz 940;
Nanzingus ecclesia, Nenzing 948; Thornbiura, Tornbüren, nun in Dorn
birn verdorben 957, Pfarre bereits 1266; St. Gerold 978, Pf. 1779;
Altenstatt? —
„ 1000—1100. Ausser den so eben erwähnten Kirchen im inneren Walgau nennen wir
in diesem Jahrhunderte noch Ludesch und Bludesch; Fozzaha, Fussach
1089, Pf. 1690.
Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc. 25
Von 1100—1200. Albersehwende 1120 ; Lindegenowe, Lingenau um 1150 ; Che eins 1178;
Tosters ecclesia 1178.
s 1200_ 1300. Klösterle, Capelle 1218, Pf. 1386; Lingenau und Andelsbuch, mit Kirchen
1227, 1230, 1249, so auch Capella zu Lutraha; Hard und Wolfurt 1249;
Hittinisowe und Langunegge 1249; Klaus, Capelle 1265; in den Medern
1294.
„ 1300 — 1400. An der Egg 1307; Laterns 1313, Pf. 1509 ; Sonntag, Capl. 1353, Pf. 1449 ;
Hohenems 1354? Au Capl. 1372, Pf. 1390; Damüls, alte Kirche im
Jahre 1382; Dalaas Capl. 1386; Tisis, angeblich im XIV. Jahrhundert;
Mittelberg (พüstneren) 1391; Sulzberg, Pf. 1397.
., 1400—1500. St. Johann-Höchst, Capl. 1403, Pf. 1461; St. Anton, Cur. 1412, Pf. 1646;
am Lech 1418; Riefensberg 1426; Schwarzenberg 1431, von St. Gallen
getrennt 1464; Hard, Capl. 1440, Pf. 1646: Lautrach, Capl. 1444, Pf.
1618; Braz 1449; Tschagguns 1452; Raggal. Capl. 1459; Mellau, Pf.
1464; Sehnepfau 1464 ; Oberdorf bei Torenbüren, Hofcaplanei 1467, Exp.
1785; Silberthal, Pf. 1469; Brand, Capl. 1476, Pf. um 1716; Langen,
Capl. 1486, Pf. 1567; Wolfurt, Capl. 1493, Pf. 1512; Hittisau, Pf. 1496;
Bezau. Pf. 1497; Gurtepohl, Capelle 1499, Exp. 1694.
„ 1500—1600. Krumbach. Capl. 1500, Pf. 1648; Schoppernau, Capl. 1500, Pf. 1682;
Fraxern, Pf. 1502; Vandans, Kapelle 1505, Kapl. 1519, Pf. 1643: Buch,
Capl. 1508, Pf. 1760; Riezlern, Pf. 1508; Ebnit, Pf. um 1520 ; Hohen-
weiler, Pf. 1581; Büzau, Cur. 1381, Pf. 1684 ; Gaschurn, Pf. 1587 ; Schruns,
Pf. 1597; Mäder, Capl. 1599, Pf. 1650.
1600—1700. Warth, Pf. 1602; Meiningen, Pf. 1609; übersaxen, Pf. 1637; Buchboden,
Capl. 1638, Pf. 1718; Sehröcken, Capl. um 1648, Pf. 1660; Hörbranz,
Cur. 1652; Pf. 1756; Stuben, Pf. 1666; Rehmen, Capl. 1670, Exp. 1803;
Fontanella, Pf. 1673; Koblach, Pf. 1675; Haselstauden, Exp. 1681; Hoch
krumbach, Cur. 1682: Pions, Pf. 1689; Fussach, Pf. 1690.
„ 1700—1800. Weiler, Pf. 1704; Gargellen, Exp. 1708; Baad, Exp. 1711; Zug, Exp.
1711; Bürserberg, Capl. 1716, Pf. 1736; Grossdorf, Capl. 1716, Exp.
1803; Novels, Pf. 1723; Wald, Exp. 1728; Patenen, Exp. 1729; Bürstegg,
Exp. 1730; Sibratsgfäll, Capl. 1733, Pf. 1803; Hirschegg, Exp. 1743,
Pf. 1792; Stallehr, Exp. 1750; St. Gerold, Propstei-Pfarre 1779; Thürin
gerberg, Exp. 1785, Pf. 1834; St. Victorsberg, Cur. 1787, Pf. 1823;
Gaissau, Exp. 1789, Pf. 1811; Gurtis, Exp. 1790; Inner-Bartholomäberg,
Exp. 1790; Bildstein Pf. 1792; Hatlerdorf, Exp. 1792; Mar ul, Exp. 1796;
Balderschwang (bayerisch) 1796.
„ 1800—1862. Kennelbach, Exp. 1801, jüngste Pfarre seit 1862; Schwarzach, Cur. 1802,
Pf. 1824; Fluh, Exp. 1820; Möschach. Exp. 1821; Sulz, Pf. 1823; Düns,
Exp. 1823, Pf. 1841; Altach, Pf. 1825; Eichenberg, Exp. 1840; Doren,
Pf. 1853; Loebau, Pf. 1856.
(v. Bergmann.)
26 Dr. Joseph Bitter V. Bergmann
B. Klöster.
I. Mannsklöster.
1. Ausser der Abtei Mehrerau und dem dermaligen Cisterzienser-Priorat daselbst,
deren wir so eben erwähnt haben, nennen wir:
2. Den St. Victorsberg unweit Rankweil, wo der 11. Eusebius mit einigen Schotten
bei einer zur Ehre des h. Märtyrers Victor auf königlichem Boden zu einer unbestimmten
Zeit erbauten und von Kaiser Karl dem Dicken oft besuchten Kirche ein frommes Leben
führte, schenkte dieser mit dem dazu gehörigen Besitz zu Vinomna (Rankweil) und einem
Weinberg zu Rötis an St. Gallen am 23. September 882 (ร. von Arx I, 76 und Wartmann
Bd. II, Nr. 623). Im Jahre 1270 wurde daselbst von Rudolf VI. Grafen zu Montfort-Feld
kirch die Kirche, restaurirt und den Minoriten übergeben. Nach Auflösung ihres Klosters unter
Kaiser Joseph II. wurde eine Curatie eingeführt, ร. oben ร. 7 und 10.
3. Wir reihen hier seiner Lage nach das Monasterium Tuberis, 1) uberis seu Tu
breuse an, das p. Eichhorn ร. 41 und nach ihm Freiherr V. Hormayr in seinen sämmtlichen
Werken Bd. II, Urkundenbuch ร. XXIII, Nr. IV. im heutigen Frauenkloster zu Münster
bei Täufers gefunden wissen wollen. Da dieses Monasterium Tubrense in der Urkunde Kai
ser Karls des Dicken ddo. 5. Jänner 881 und in der seines Nachfolgers Arnulf ddo. Regens
burg 22. Jänner 888 (v. Mohr I. Nr. 30 und 32) neben den Kirchen von Vinomna und Nüzi-
ders genannt wird, so setze ich dasselbe auf den Berg, auf dem angeblich das römische
Clunia gestanden, südlich von dem nach Gävis eingepfarrten Weiler Dufers, zumal dieser
Berg Reste von Mauern späterer Zeit trägt. Von diesem früh verschollenen Mannskloster
haben wir eine reiche Anzahl von Mönchen mit ihren Namen aus einem Verbrüderungsbuche
des Klosters Reichenau beigebracht ร. das Nähere in den Denkschriften der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften Bd. IV, ร. 95 f. (in den Separat-Ab drücken ร. 63) und vor
nehmlich Bd. V, ร. 65—72.
4. St. Gerold im Walgau, Titular-Propstei der vordem fürstlichen Abtei Einsiedeln,
•-egründet von St. Gerold, ร. oben ร. 13 und ausführlich Wiener-Jahrbücher der Literatur
Bd. CVII, Anzeigeblatt ร. 13 f.
5. รanet J ohann in Feldkirch. Graf Hugo von Montfort stiftete im Jahre 1218 ein
Johanniter-Haus, dem auch Klösterle im Klosterthaie gehörte, dasselbe blühte zu einer
Commende empor und wurde am 31. December 1610 für das Stift Weingarten von dessen
Abte Georg Wegelin. einem gebornen Bregenzer, um 61.000 Gulden gekauft und im
Jahre 1617 zu einem Priorate erhoben, welchem der bekannte Genealog und Historiker p. Ga
briel Bucelin (Buzlin aus Diessenhofen f 1681) lange Vorstand. Am 17. Jänner 1695 ver
kaufte Abt Wilibald dieses St. Johann der Stadt Feldkirch, nachdem viele dazu gehörige
Theile der Herrschaft Blumenegg einverleibt worden waren, und verlegte das Priorat nach
Hofen am Bodensee. Die Stadt überliess ทนท St. Johann am 24. Februar 1696 dem Stifte
Ottobeuern um 22.000 Gulden, dem es bis zu seiner Auflösung 1802 verblieb.
6. Ebn it, hoch im Gebirge hinter Hohenems, hatte nach Georg Schiebens sogenannter
Embser-Chronik vom Jahre 1616, ร. 39, ein um das Jahr 1351 gestiftetes Kloster Augustiner
Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc. 27
Ordens und St. Pauls des Einsiedlers, über welches die Herren von Embs die rechten Vögte
gewesen, so hernach (gegen Ende des XIV. Jahrhunderts) abgegangen.
7. Vier Cap uz i nerklö Ster, als:
a) zu Feldkirch von 1600—1606 (ร. Eichhorn p. 363), dermals im Brixener Schematismus
für 1866, ร. 126 mit 8 Priestern und 5 Laienbrüdern:
b) zu Bregenz, 1635 mit 9 Priestern und 4 Laienbrüdern;
c) zu Bezau im Bregenzerwalde, vom Landamann Waldner 1656 gestiftet, mit 6 Prie
stern und 2 Laienbrüdern;
d) zu Bludenz, 1645 mit 7 Priestern und 4 Laienbrüdern;
e) Hospiz zu Gauenstein bei Schruns, mit 3 Priestern und 1 Laienbruder. In Allem
33 Priester und 16 Laienbrüder.
8. Jesuiten-Co llegium zu Feldkirch unter dem Churer Bischöfe Johann VI. im
Jahre 1649 gestiftet und im Jahre 1773 aufgehoben, und wieder errichtet im Jahre 1856 mit
einem vollständigen Gymnasium und einem Convicte. Das Collegium, welches unseres Wis
sens zur rheinischen Provinz zählt, hat dermals 20 Priester, von denen ausser den Vorstän
den die meisten Professoren sind, und sich nach ihrem Geburtslande in folgende Staaten
theilen: 7 sind aus Preussen, vornehmlich aus den Rheinlanden und Westphalen, 6 aus Süd
deutschland, 4 aus der Schweiz und 3 aus Frankreich; und 19 Kleriker (fratres) und zwar
11 aus Preussen, 6 aus Süddeutschland, 1 aus Oldenburg und 1 aus Böhmen.
II. Frauenklöster.
9. Dominicanerinnen, mit Mädchenschulen:
a) zu St. Peter bei Pludenz, am 26. Juli 1286 von Friedrich Grafen von Montfort-Feld
kirch, Bischof zu Chur gestiftet (Eichhorn, ร. 366), zählt 23 Chorfrauen und 5 Laien
schwestern.
b) zu Altenstatt bei Feldkirch, entstand im Jahre 1600 (Eichhorn, ร. 366, Sinnacher
VIII. 507), zählt 26 Chorfrauen, 1 Chornovizin und 5 Laienschwestern;
c) zu Thalbach bei Bregenz, auf dem Hirschberg, entstand unter dem Grafen Hugo von
Montfort-Bregenz, Herrn von Pfannberg in Steiermark, dem Minnesänger (f 1423), am
3. Mai 1422 ein Frauenkloster des Prediger-Ordens, von wo die Nonnen, als es zweimal
nach einander in den Jahren 1462 und 1464 durch den Blitz eingeäschert wurde, in
das Thal Kennelbach oder Hirschthal herabzogen, und da dieses Kloster aber
mals 1797 abbrannte, erhielten die Klosterfrauen die Erlaubniss, das aufgehobene Kloster
Thalbach zu beziehen, von dem es ทนท seinen Namen führt (ร. Sinnacher VI, 190, 697
und IX, 826). Es hat 28 Chorfrauen, 6 Laienschwestern und 1 Laienschwester- Novizin.
10. In dem so eben genannten Thalbach ward 1336 ein Kloster St. Clarae-Ordens
gestiftet, unter Kaiser Joseph II. aufgehoben, und später von den Dominicanerinnen vom
Hirschthal bezogen.
11. Sa net Anna. — Schieb sagt in seiner Embser- Chronik ร. 24, zu Bregenz
ausser der Vorstadt am See (d. i. die heutige untere Stadt) liegt ein Klösterlein der Schwestern
Ordinis ร. Francisci, zu St. Anna genannt, von der Familie Schmid von Wellenstein von
neuem im Jahre 1605 auferbaut. Vgl. Prugger’s Feldkircher-Chronik 1685, ร. 112. Es wurde
1783 aufgehoben.
4 *
-28 Dr. Joseph Bitter V. Bergmann
12. V alduna. -— Rudolph VIL, der letzte Graf von Montfort-Feldkirch (f 15.—16. No
vember 1390), der dem Bruder Marquard von Erichsen und seinen Nachfolgern, welche ein
einsiedlerisch Leben führen, ddo. Feldkirch den 23. Juni 1388 das Haus im Val dun er
Walde ) ob dem Weier mit allen Zugehörungen gegeben hatte, vermehrte diese Dotation mit
neuen Grundstücken, befreit ddo. 6. September 1358 dieselben von allen Zinsen, Zehenten, Dien
sten und weltlicher Gerichtsbarkeit und erlaubt, dass, wenn keine Brüder mehr sich fänden,
auch Schwestern unter denselben Begünstigungen daselbst einsiedlerisch leben dürften, daher
das dortige Frauenkloster Sanctae Clarae-Ordens. (ร. die beiden Urkunden im Archive für
Kunde österreichischer Geschichtsquellen, Wien 1849, Heft III. Nr. XLV und XLVI; Vgl.
Eichhorn, ร. 364 und Sinnacher VI. 696.) Dieses Musterkloster wurde 1782 aufgelöst.
1
13. Maria Stern in Gwiggen ) bei Hohenweiler, Cisterzienserinnen. welche unter der
Frau”Maria Augustina Fröhlich. Äbtissin des Frauenklosters Feldbach im Kanton Thurgau,
im Jahre 1859 hi eher übersiedelten. Sie zählen 16 Chorfrauen, 1 Chorfrau-Novizin und 8 Laien
schwestern.
*3
14. Das Institut der Frauen vom heiligsten Herzen Jesu zu Riedenburg bei Bregenz,
mit einer Erziehungsanstalt, ward am 24. April 1854, dem Vermählungstage Seiner k. k. Apo
stolischen Majestät Franz Joseph errichtet, und zählt 25 Chorfrauen, 11 Chorfrauen
Novizinnen und 20 Schwestern.
1) Man hat den Namen Valduna in Vallis I) 0 min ar u m verlateint, derselbe ist jedoch älter als das Kloster, wie die beiden
oben citirten Urkunden bezeugen. Die zweite Hälfte des Namens klingt keltisch, vgl. Campo dunum, Lugdunum น. a.;
gegenüber unweit Valduna finden wir den Weiler Du ms und unweit Schnifis die junge Pfarre Düns (ร. oben ร. 8)
welches Düns im XI. Jahrhundert nach von Mohr1 ร Cod. Dipl. I. pag. 285 Tunia genannt wird, was der Lage nach dem
Begriffe auf einer Anhöhe, einem Hügel entspricht.
3) In einer Schenkungsurkunde an St. Gallen „actum in Pregancia Castro“ 15. Mai 802 finden wir „Liubilunaha, Cawicßst
et Hohinwilari, das ist der Grenzfluss Leiblach. Gwiggen und Hohenweiler, 6. "Wartmann 1. Nr. 164.
III. Barmherzige Schwestern.
Sie gehören zur tirolischen Provinz und versehen:
a) das Stadtspital zu Feldkirch, 3 Schwestern;
b) das Spital und die Mädchenschule zu Nenzing, 5 Schwestern;
c) das Versorgungshaus für geistig und leiblich Elende zu Valduna. — Dass Valduna
wieder aus seinem Waldesdunkel hervortritt, hat man der Nächstenliebe des würdigen
Priesters Herrn Joseph Jochum, dermals Pfarrer im nahen Sateins, zu verdanken. Mit
rastlosem Seeleneifer sammelte er die erforderlichen Mittel im ganzen Lande, die allent
halben freudig zuflossen, und baute diese Anstalt vom Jahre 1861 —1865, welche
gegenwärtig 79 Pfleglinge besorgt durch 11 barmherzige Schwestern und 5 männliche
Dienstboten. Das Haus soll wo möglich auf 100 Pfleglinge gebracht werden;
d) die Waisen- und Armenpflege in Rank weil, mit 4 Schwestern:
e) die Mädchen- und Armenpflege in Sulz, mit 3 Schwestern;
f) die Armenpflege, Mädchen- und Industrieschule in Götzis, mit 5 Schwestern;
gj die Armenpflege und Mädchenschule in Höchst, mit 5 Schwestern;
h) das Stadt- und Fremdenspital in Bregenz, mit 10 Schwestern;
i) die Armenpflege in Sulzberg, mit 4 Schwestern;
29Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc.
k) die Kranken-Armenpflege und Mädchenschule in An dels buch im Bregenzerwalde, mit
5 Schwestern;
l) die Mädchenschule, Armen- und Waisenpflege in Mittelberg, mit 5 Schwestern; endlich
m) eine Kleinkinder-Bewahranstalt in Bregenz, mit 3 Schwestern. Sie zählen zusammen
63 Schwestern.
0. Besitzungen, Rechte, Gefälle etc.
ausländischer Gotteshäuser in Vorarlberg.
Das Domcapitel, der Dompropst zu Chur und einige Klöster in der Schweiz und Ober
schwaben haben vormals in nachbenannten Orten Vorarlbergs Güter, Rechte, Zehnten etc.
besessen, als:
1. Das Domcapitel zu Chur war Pfarr-, Lehen- und Zehentherr zu Rötis und zu
Altenstatt, hatte den Kirchensatz zu Feldkirch und nach Schiebens Embser-Chronik (vom
Jahre 1616) ร. 47 vom gewaltigen Zehent des rebenreichen Ardetzenberges zwei Drittel;
war ferner Zehentherr zu Gävis für den vierten Theil, die anderen drei Theile besass der
Pfarrer daselbst, wie auch zu Schlins und Bürs und in den acht Pfarren des Thales Monta-
von (ร. das. ร. 61) auch hatte nach Prugger’s „ Veltkirch“ vom Jahre 1685 ร. 131, Kaiser
Otto 1. am 8. April 940 diesem Capitel das Patronatsrecht zu Pludenz geschenkt, vgl. V.
Mohr Cod. diplom. I, ร. 44. ร. besonders das , Urbarium der Chorherren und des Domca
pitels zu Chur unter St. Luziensteig. Nach dessen Erneuerung vom 1. Mai 1393“ mit dem
bezüglichen Orts- und Personen-Verzeichnisse, in meinen Beiträgen zu einer kritischen
Geschichte Vorarlberg’s, ร. 171—193.
2. Der Dompropst zu Chur war Pfarrlehensherr zu Gävis, zu Schlins und zu Bürs,
wie auch der acht Pfarren in Montavon.
3. Das Kloster St. Gallen erhielt von Kaiser Karl dem Dicken den St. Victorsberg
sammt Zugehör, Waldungen etc. am 23. September 882; Höfe, Felder und Zehnten zu Vinomna,
auch besass er im Jahre 885 die Pfarre zu Rötis, ร. oben ร. 10. — Unter seine sehr vielen
und ausgebreiteten Besitzungen zählen wir nach von Arx I, 56 c. auch die zu Leiblach,
Gwiggen (Cawicca) und Hohenweiler, die es vom Presbyter Dingmund und seinem Bru
der Ratmund geschenkweise erhalten hatte. ddo. Castrum Pregancia 15. Mai 802, ร. Wart
mann I. Nr. 164; ferner besass es im Rheingau einen Hof zu Höchst, der damals von weitem
Umfange war, indem er St. M ar gar ethen-Höchst und St. Johann-Höchst, Brugg in
der Pfarre Höchst, Gaissau, Fussach und den alten Rhein (Rtnesgemunde) in sich begriff,
daher die Höchster- March, ร. von Arx I, 151 Anm. c. Urk. vom Jahre 886; vgl. Wart
mann II, Nr. 649. Höchst ist eine Verstümmelung von Hochstette, welche Benennung der
Anhöhe bei St. Margarethen mit Recht gegeben wurde. Endlich hatte St. Gallen im innern
Bregerzerwalde die Pfarrkirche am Schwarzenberg, die zugleich mit ihrer Filiale Mellau
Abt Johann Grüll aus Schwarz ach im Jahre 1464 für das Kloster Mehrerau kaufte.
4. Das um 720 vom h. Pirminius gestiftete und im Jahre 1838 aufgelöste Benedictiner-
kloster Pfävers hatte nach Ildefons von Arx’s Geschichten des Kantons St. Gallen Bd. I, 391
Einkünfte zu Rankweil, welche ihm Graf Rudolf von Montfort-Feldkirch durch eilt Jahre
30 Dr. Joseph Dit ter V. Bergmann
vorenthalten hatte, aber in Bann gethan, endlich dem Kloster Schadenersatz leistete; auch
beendigte er den Streit, den sein Schiffmeister zu Fuss ach (in Vuoze) wegen der Überfahrt
über den Bodensee mit Pfävers hatte, zu des Abtes Gunsten, ร. die Urkunde vom 19. August
1270 (aus welcher überdies erhellet, dass das Kloster einen Hof zu Satains besass) in Karl
Wegelin’s Regesten der Benedictin er-Abtei Pfäver’s, Chur 1850, Nr. 92.
5. Die im Jahre 1811 aufgelöste Frauen-Abtei Schanis, die Hun fried Graf von
Churrhaetien im Jahre 801 gegründet und später die Grafen von Lenzburg in Aufnahme
o-ebracht haben, besass — wie es scheint aus alten Vergabungen — unter ihren sehr zerstreu
ten Besitzungen Güter und Renten auch in Rank weil, Gisingen, Fröwis, Gäzis,
Testers, Pludenz, Es tan (Eschen) und Bendern im heutigen Fürstenthume Liechtenstein,
welche Graf Ulrich von Lenzburg durch Kaiser Heinrich in. zu Zürich 1045 dem Kloster
bestätigen liess, ร. Herrgott Cod. probat. Nr. 177; V. Arx I, 145 und 300, Anm. c. und zu
Schanis ร. 301 c, wo unter den 55 theils eigenen, theils Lehen- und Zinsgütern auch Plu
denz, Fröwis, Gäzis, Rankweil und Lustenau nach der Bestätigungsbulle p. Alexanders III. im
Jahre 1178 namentlich aufgezählt sind.
6. St. Meinrads-Zelle oder Einsiedeln blühte durch zahlreiche Vergabungen unter den
Ottonen schnell empor; dessen zweiter Abt Thietland war ein Sohn des Herzogs Burkard von
Alemannien, dem Gregor, Sohn König Eduards I. von England und Bruder Etgids, der ersten
Gemahlin Kaiser Otto’s L, vom Jahre 960—996 nachfolgte. In unserem Walgau hatte ein
Edler, Namens Adam, durch ein Verbrechen gegen Kaiser Otto sein Leben und seine Güter
verwirkt, welche durch das Schöppengericht confiscirt und zum königlichen Kammergut
erklärt wurden. Reuevoll gelobte Adam sein Leben, wenn man es ihm schenkte, als Ordens
bruder zu Einsiedeln zu beschliessen. Otto begnadigte den Verbrecher und gab ihm ddo.
Frankfurt am 1. Jänner 949 zu seinem und seiner am 29. Jänner 946 verstorbenen Gemahlin
Etgid Seelenheil einige Güter in Schnifis, Schlins, Mels (entweder bei Balzers im Liech
tensteinischen oder bei Sargans), Nüziders und Cise, d. i. im Oberdorfe von Bludesch, die
kraft einer anderen Verfügung nach dessen Tode dem Gotteshause als Eigenthum zufielen.
ร. Gall Morell’s Regesten von Einsiedeln. Chur 1851, Nr. 3, bestätigt von Kaiser Otto II. zu
St. Gallen am 14. August 972 , Nr. 10, wie auch von Kaiser Otto III. zu Frankfurt am
am 24. Jänner 992, Nr. 19; meine kritischen Beiträge ร. 84 f. — über St. Gerold, das heut
zutage wieder dem Stifte Einsiedeln gehört, ร. oben ร. 143. Ausser Einsiedeln ist kein auslän
disches Kloster dermals in Vorarlberg begütert, indem die Cisterzienser in der Mehrerau
österreichische Staatsbürger geworden sind.
7. Der Abt zu St. Johann im Thurthale besass geschenksweise seit 1265 Kalcheren
oder dermals Klaus (ร. 8) mit den herrlichen Rebenhügeln, Abtshalden genannt; auch war
er Pfarr-, Lehens- und Zehentherr von Gäzis, das sich um 1528 für 1100 Gulden loskaufte.
ร. Schlehen, ร. 48.
8. Das vormalige Chorherrenkloster Kreuzlingen im Thurgau war der Pfarre zu
St. Peter in Rankweil und deren Filiale Koblach Lehen- und Zehentherr. ร. Schlehen,
ร. 52.
9. Die Reichsabtei Weingarten, welche nach ร. 26 die vormalige Johanniterordens-
Commende zu Feldkirch vom 31. December 1610 bis 17. Jänner 1695 besass, erwarb unter dem
selben thätigen Abte Georg Wegelin am 7. Februar 1613 um 150.000 Gulden die reichsun
mittelbare Herrschaft Blumenegg im Walgau, welche, wie die Stift Einsiedeln’sche Propstei
Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc. 31
St. Gerold durch den Reichsdeputations-Hauptschluss ddo. Regensburg am 24. Februar 1803
an Nassau-Oranien kam, und von Kaiser Franz II. ddo. Lindau am 23. Juni 1804 für das
erzherzogliche Haus Österreich gekauft wurde, und seitdem mit dem Lande Vorarlberg seine
Geschicke theilt.
Auch hatte Weingarten die Collator der Blumeneggischen Pfarren Bludesch, Thüringen
und zu Sonntag, dann der Pfarren zu Nenzing und Tisis.
Im untern Vorarlberg besass dasselbe Gotteshaus eine weifische Stiftung, die Kirche zu
Torenbüren, ร. V. Stalin, Wirtemberg. Geschichte, Bd. II, 698. — Abt Wegelin, der ein
gehonter Bregenzer den Werth der Weidealpen kannte, kaufte von Konrad Wilburger von
Wilburg am 23. April 1619 die. diesem eigenen sogenannten Rossrechte auf dem äussern
Scheiben im Balderschwanger-Thale um 120 Gulden rheinische Münze zu 60 kr., ferner im
selben Jahre zehn Rindsrechte im Suberschen Gunten und vier Rindsrechte vom Bregen
zer Stadtammann Theuring.
10. Der Constanzer Bischof Gebhard II., Graf von Bregenz, auf dem nach ihm genannten
St. Gebhardsberge geboren, stiftete um 983 das Benedictinerkloster Petershausen und gab
demselben um das Jahr 993 aus dem Erbe seiner Eltern als Stiftungsgut Stücke in Rinesge-
munde (alten Rhein, an der Mündung des Rheines in den Bodensee), bei Höste (St. Johann-
Höchst) und Brugge in dessen Nähe. ร. Chronik von Petershausen ร. 126, Capit. 36, im
I. Bde., V. Mone’s Quellensammlung der badischen Geschichte.
11. Die Reichsabtei Minderau (Augia minor) oder Weissenau im heutigen wirtem-
bergischen Oberamte Ravensburg, hatte nach von Stalin II., 729 vom Könige Heinrich VII.
am 6. November 1226 die Pfarrpfründe zu Bregenz zum Geschenke erhalten und wahr
scheinlich auch zur selben Zeit die Capelle zu พolfurt nach den Bullen p. Gregors IX. vom
26. April 1229 und vom 3. Jänner 1231.
Auch hatte die Minderau frühe Rechte im innern Bregerzerwaide besessen, was daraus
erhellet, dass nach Angabe des Mehrerauer Priors Ramsperg der Abt Johann im Jahre 1340
dem Mehrerauer Abte Ruprecht zwei Pfund Pfenninge zuBüczow mit allen Rechten, Gewohn
heiten und Fällen verkaufte.
12. Auch das um 1254 gestiftete und 1806 aufgelöste Dominicaner-Frauenkloster Lö
wenthal bei Buchhorn hatte im vorgenannten Suber sehen Gunten zwölf Rindsrechte und
die Mehrerau zwölf und ein halbes.
13. Die Deutschordens-Commende Als hausen im königlich wirtembergischen Oberamte
Saulgau hatte im vorderen Bregenzerwalde hinter Sibratsgfäll ein Alpengut mit der Capelle
des h. Martin, die sogenannte Als h aus er Wiese, von welcher der Theil rechts des Baches
auf k. bayerischem Gebiete gelegen und wovon eine Markenbeschreibung vom 22. Juni 1780
in der vormaligen Lingenau’schen Gerichtslade vorhanden ist. Vgl. die Specialkarte von Bla
sius Hueber vom Jahre 1783.
14. Ruprecht Reichlin von Meldegg, Propst zu Hofen bei Buchhorn, kaufte von Jodok
Auberg zu Lingenau sein eigenes Vorsäss und die Alpengerechtigkeit Junghansen, auch
Schwabenhof genannt, hinter Balderschwang, um 320 Gulden in rheinischer Münze am
26. März 1568 mit Wissen des vesten Peter Wilburger , Ammanns der beiden Gerichte
Lingenau und Alberschwende.
15. Die ehemalige Prämonstratenser-Reichsabtei Roth, auch Mönchroth genannt’
im Oberamte Leutkirch, besass um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts ein Alpgut
32 Dr. Joseph Bitter V. Bergmann
im Balderschwang er Thale, auf dem im Jahre 1569 für die dortigen Hirten eine höl
zerne Capelle errichtet wurde, in welcher die ihre Wirthschaft besuchenden Klosterherren,
wie auch der jeweilige Pfarrer von Hittisau, wenn er in diese zu seiner Pfarre gehörige, drei
Wegstunden entlegene Alpe zum Benediciren kam, die h. Messe lasen. Seit 1740 schickten
diese Pfarrer während des Sommers an zwei bis vier Sonntagen ihren Helfer zum Predigen
und Messelesen dahin. Endlich schuf der treff liehe Hittisauer Pfarrer Michael Feuerstein
(f 19. November 1814), weder Hindernisse und Beschwerlichkeiten noch Unkosten scheuend,
eine selbstständige Pfarre in diesem Sibirien, wie die Bayern Balderschwang nennen1), die
Herr Joseph Stadelmann vom Sulzberg am 24. December 1796 bezog, jedoch in der Kammer
des Mönchrother Hofes, den er anfangs bewohnte, über drei Vierteljahre den Gottesdienst
halten musste.
Dies gibt ein recht klares Bild, wie vor Jahrhunderten solche Alp endorser und Pfarren
successive entstanden; erst kamen streifende Jäger, dann übersoinmernde Hirten und
Holzarbeiter, die endlich überwinterten und ganzjährige Ansiedler wurden.
Alle diese Güter, welche die letztgenannten Klöster zur Zeit ihrer Säkularisation noch in
den Alpen des Bregenzerwaldes hatten, wurden veräussert und zum grösseren Theile um ge
ringe Summen von den verständigen Bauern des Waldes gekauft.
a) Das Königreich Bayern, vom Director Ans. Andreas c a m m e r e r, IX. Auflage, Kempten 1845, ร. 237.
Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc. 33
Anhang.
über den Namen der Vallis Drusiana.
Bisher wurde von den Historikern angenommen, dass die Vallis Drusiana und das
hiernach genannte Capitulum Drusianum von August’s Stiefsohne Drusus, dem Eroberer
Rhätiens, ihren Namen erhalten haben. Da keine römische Strasse durch das Illthal führte,
ist die Ableitung des Namens Vallis Drusiana, in ehurrhätischer Mundart Val Druschaun, von
diesem Drusus sehr zu bezweifeln.
Nachdem Drusus die Macht der Alpen Völker im Tridentmischen gebrochen und durch
seine Legaten den Feind in verschiedenen Orten besiegt hatte, drang er durch das östliche
Rhätien (Tirol) über den Brenner und am Inn herab, in die vindelicische Ebene, deren Bewohner
im Vereine mit seinem Bruder Tiberius, der aus Gallien vom Bodensee hergezogen kam,
gleichfalls völlig besiegt und unterworfen wurden.
Schon Drusus liess in der Richtung seines Zuges eine Heerstrasse anlegen, die sein
Sohn Kaiser Claudius im Jahre 46 nach Christi Geburt vollendete, nämlich die Via Claudia
Augusta, welche nach ihrem ersten Eröffner auch Via Drusiana hätte genannt werden können.
Dies bestätigen zwei Inschriften, eine zu Rabland oberhalb der Stadt Meran im Jahre
1552 gefundene, deren Hauptworte lauten ะ TI . CL A A DI VS . CAESAR I----------- VIAM
CL AVDIAM A VG VST AM I QVAM DRVSVS . PATER . ALPIBVS I BELLO . PATEFAC
TIS DEREXSERAT I MVNIT . A . FLVMINE . PADO . AT (sic) fLVMEN. DANVVIVM .
PER m p . COO XX.
Die andere Inschrift, welche den Zug dieser von Drusus begonnenen Claudischen Heer
strasse von Altinum über Feltre durch Valsugana gen Trient bestimmt, von wo sie mit der
Veroneser Strasse vereinigt, nach dem Norden führte, ist von der vorigen wenig verschieden
und von demselben Jahre 46 nach Christi Geburt. Sie wurde im Jahre 1786 zu Cesio mag
giore bei Feltre an einer Säule gefunden. ร. Orelli, Inscript. Vol. I, Nr. 648; Marini, gli
atti e monumenti de’ fratelli arvali, in Roma 1795, I, 77.
Wir wollen den Namen Druso im Lande selbst nachweisen. In der Urkunde in vico
Vinomna (ร. 9 cr) vom 15. Mai 802, laut welcher ein Acker zu Bergune an Otolf und seine
Gattin Rathsint verkauft wird, erscheint als zweiter Zeuge Drusio, ร. Dr. Wartmann’s Ur
kundenbuch von St. Gallen, Thl. I, Nr. 165; auch in einer anderen Verkaufsurkunde Nr. 173
und 174 vom 22. Februar 803 finden wir abermals Drusio.
Den Namen Vallis Trusiana lesen wir zum ersten Male am 5. Jänner 881, ร. V. Mohr I,
Nr. 30; in ualle drusiana in der Urkunde ddo. Quedlinburg 8. April 940, kraft welcher
Kaiser Otto I. dem Bischof Waldo zu Chur als Ersatz für die Verwüstungen der Saracenen die
Kirche zu Pludenz und die St. Martinskirche in Sohams schenkt, ร. daselbst Nr. 44; ferner
(v. Bergmann.) 5
34 Dr. Joseph Hitter V. Bergmann. Chronologische Entwicklung sämmtlicher Pfarren etc.
wird Nr. 46 ddo. 7. April 948 die ecclesia in uilla Nantzigus in ualle drusiana genannt; in
der Urkunde Kaiser Heinrich’s II. ddo. Frankfurt 5. Jänner 1018, in welcher er dem Kloster
Einsiedeln, unter dessen Besitzungen auch die in comitatu Raetia, namentlich Senovia, Ensline,
Nezudra, Cise (wie heute noch das Oberdorf von Bludesch heissen soll) in valle Trusiana be
stätigt; in dem mehr er wähnten Churer Einkünfte-Rodel aus dem XI. Jahrhunderte finden wir in
Nr. 193 Curiensis ecclesiae redditus (sic) olim et ministerium in pago vallis Drusianae
und daselbst ร. 285 „in eadem villa รdiene (Schlins) unum (sc. mansum) habet Druso“ und
vier Zeilen weiter „et in Turingos (Türingen) similiter, cum ecclesia, quae habet mansum
i. Has habuit Druso.“ Könnte nicht die Vallis Drusiana von einer Familie Druso, welche von
Alters her in diesem Gaue — im Jahre 1293 urkundlich Walgö genannt — heimisch und be
gütert gewesen sein dürfte, ihren Namen entlehnt haben ?
Auch in Graubünden zu Cästris bei Ilanz finden wir einen sehr ähnlichen Namen im
Testamente des Bischofs Tello von Chur vom 15. December 766, wo es nach V. Mohr I, ร. 16
heisst: „Item terram quam tenet Drucio in Castrice, ipsa revertatur post obitum nostrum ad
supradictum monasterium (sc. Desertinense i. e. Disentis), et ipsum Drucionem statuemus ad
ipsum locum sacrum esse commendatum.“
Der gelehrte p. Ambros Eichhorn schreibt in seinem Episcopatus Curiensis (1797) bei
Aufzählung der Pfarren des Capitulum Drusianum pag. XXVIII: „Trisen seu Drüsen, cui a
Druso nomen, sicut toti regioni Drusianae.“
Trisjune (Trisen im Fürstenthume Liechtenstein) wird in einer Bulle des Papstes Inno-
cenz III. ddo. Lateran 6. Mai 1209 nach V. Mohr Nr. 174 neben der Kirche der h. Maria zu
Benedur (Bendern), Eschen am Eschnerberg, Vinomna und Turring genannt, und hiess wohl
niemals Drüsen.
Die Vallis Drusiana ist bezeichnet in der trefflichen chromo-lithographirten Karte über
die ethnographischen Verhältnisse im Vorarlbergischen Oberlande, vom k. k. Obersten (ทนท
Feld-Zeugmeister) Ritter V. Hauslab in den Untersuchungen über die freien Walliser im
Bande CVI der Wiener Jahrbücher der Literatur.
(Vorgelegt in der Sitzung der philosophisch-historischen Classe 4. Juli 1866.)