Helmut Tiefenthaler
Ein unbekanntes Rheintal entdecken
Höhenwanderung von Feldkirch zum Bodensee
Helmut Tiefenthaler
Ein unbekanntes Rheintal entdecken
Höhenwanderung von Feldkirch zum Bodensee
Inhalt
1. Vorbemerkungen 3
2. Das Rheintal aus ungewohnten Perspektiven 4
3. Der Routenverlauf im Überblick 6
3.1 Gelände- und Wegverhältnisse 6
3.2 Erlebnisqualitäten von Natur und Landschaft 8
3.3 Tagesetappen, Höhenunterschiede und Gehzeiten 9
3.4 Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten 11
4. Routenbeschreibung 12
4.1 Von Feldkirch ins Laternsertal 12
4.2 Zu den Sonnenbalkonen des Vorderlands 16
4.3 Dornbirner Bergwege 21
4.4 Über den Brüggelekopf zum Bodensee 25
Auftrag- und Herausgeber:
Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt.VIIa – Raumplanung und Baurecht
(Zl. VIIa-342.06, www.vorarlberg.at/wanderwege)
Fotos: Helmut Tiefenthaler
Umschlagbild: Blick von Viktorsberg ins Tal um 1640 nach einer Zeichnung von
P. Gabriel Bucelin (Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart)
Kartografie: ÖK 1:50.000 und ÖK 1:200.000 (©BEV, Vervielfältigt mit Genehmigung
des BEV - Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, EB
2006/01914);
Bregenz 2006
1. Vorbemerkungen
Vorarlberg verfügt über so außergewöhnlich vielfältige Wandermöglichkeiten, dass in der An-
gebotsgestaltung auch der fortschreitende Wandel der maßgeblichen Interessen weitgehend mit-
berücksichtigt werden kann. Dies gilt auch in Bezug auf die zunehmende Nachfrage nach attrak-
tiven Routen für mehrtägige Wanderungen.
Bei der Nachfrage nach Weitwanderwegen galt das Hauptaugenmerk anfänglich den hoch-
alpinen Routen. Das bewog den Österreichischen Alpenverein schon in den 1970er Jahren zum
Ausweisen verschiedener Routen durch die Ostalpen. In der Nachfrageentwicklung hat das
Interesse an Weitwanderrouten inzwischen weiter zugenommen, wobei nun aber vor allem ab-
wechslungsreiche Routen in mittleren Höhenlagen und mit kürzeren Distanzen gefragt sind. Im
Vordergrund steht nicht mehr so sehr das Interesse an alpinsportlichen Leistungsnachweisen als
vielmehr das genüssliche Erleben von Natur und naturnaher Kultur.
Diese Nachfrage ist in Vorarlberg bei der Umsetzung des Wanderwegekonzeptes von 1995
mitbedacht. So sind in allen Talschaften Hauptrouten für variable Ansprüche vorgesehen. Auf
der Grundlage dieses Konzeptes kann jetzt auch im Vorarlberger Rheintal ähnlich wie auf der
st. gallischen Talseite eine durchgehende Höhenroute angeboten werden.
Zur Frage nach dem geeignetsten Verlauf begann die Planung mit eingehenden Erkundun-
gen im Gelände, deren Ergebnisse in der vorliegenden Darstellung zusammengefasst sind. Bei
der Verknüpfung vorhandener Wege zu einer durchgehenden Hauptroute wurde das Haupt-
augenmerk auf die problemlose Begehbarkeit, eine abwechslungsreiche Dichte der natur- und
kulturlandschaftlichen Erlebnisqualitäten sowie auf ausreichende Einkehr- und Übernachtungs-
möglichkeiten gelegt.
Zahlreiche attraktive Wege sind zu einer durchgehenden Wanderroute verknüpft.
3
Der Blick aus dem Himmel auf das Land am Rande Österreichs,
über das Land hinaus, gibt dem Schauen eine neue Dimension
Alfred Komarek
2. Das Rheintal aus ungewohnten Perspektiven
Die Zeiten sind vorbei, als das Rheintal ohne Übertreibung als Ganzes wegen seiner intakten
landschaftlichen Schönheit gerühmt wurde. Wenn heute vom Rheintal die Rede ist, hat man vor
allem die verstädterte Talebene als einen übernutzten Verdichtungsraum vor Augen. Was sich
einmal als naturnahe Kulturlandschaft von authentischer Eigenart präsentiert hat, ist heute
großteils von einem Allerweltsvielerlei der Flächennutzungen und einem Durcheinander in der
Siedlungs- und Baugestaltung überwuchert. Kein Wunder, dass sich ein sensibler Beobachter
wie Michael Köhlmeier einmal in einem kleinen Aufsatz die ironische Frage nicht verkneifen
konnte: „Ja, was ist das Rheintal eigentlich? Eine Stadt? Dörfer? Land? Mir fällt da ein Ver-
gleich ein: Wenn man ein Menü – Suppe, Vorspeise, Hauptspeise, Salat, Getränk, Nachspeise –
in einen Mixer schüttet und da fest und lange draufdrückt …“
Was tun, wenn sich in der Zivilisationslandschaft der Rheintalorte die Peinlichkeiten des
Trivialen und Unschönen immer weniger übersehen lassen? Man könnte sie ignorieren, wie es
ohnehin längst geschieht. Man könnte sich zwischendurch auch einen Blick aus der Höhe
gönnen, wenn das zersiedelte Land unter dichtem Herbstnebel verborgen ist.
Wie überall sind Licht und Schatten auch hier nahe beieinander. Zum Glück gibt es
immerhin auch Berglandschaften, in denen eine Intensivnutzung von Natur aus nur sehr
beschränkt möglich ist und wo der Bauboom der vergangenen Jahrzehnte weniger auffällige
Veränderungen hinterlassen hat. Zwar sind auch die Hanglagen keine heile Welt, sie haben aber
vielfältige Erlebnisqualitäten des Harmonierens von Natur und Kultur bewahrt. Im Blick aus der
Höhe verlieren zudem viele Schönheitsfehler der Talorte ihre Auffälligkeit. Je höher man
kommt, desto mehr verstummt zugleich der Verkehrslärm. So lässt sich aus der Distanz und bei
wechselnden Wahrnehmungen von Nähe und Ferne ein durchaus sympathisches Gesamtbild
gewinnen. Selbst wer als Einheimischer das Tal zu kennen meint, ist überrascht, wieviel Unbe-
kanntes sich entdecken lässt.
Ein Großteil der Höhenroute verläuft auf Panoramawegen, bei denen aus immer neuen
Blickwinkeln im Westen auch die Schweizer Rheintalberge und im Osten der Bregenzerwald
von der schönsten Seite mit ins Bild kommen. Indem man auf den Höhenwegen tagelang mit
immer neuen Perspektiven wandert, wird das Sympathische insgesamt so vorherrschend, dass
sich dieses Rheintal, an dem man sonst wegen seinen vielen Beispielen von Übernutzung genug
auszusetzen haben mag, insgesamt als ein ausgesprochen liebenswertes Stück Heimat zu erken-
nen gibt. So lange es so etwas gibt, ist auch die Zukunft noch nicht verspielt. Denn es stimmt
wohl, wenn der Ökologe Hans Weiss feststellt: „Die naturnahe, vom Menschen mitgestaltete,
wahrgenommene und auch geliebte Landschaft ist eine Voraussetzung für die Rettung unserer
physischen Umwelt und die Weiterentwicklung der Kultur.“
4
Das Rheintal aus der Vogelschau
Oben ein Blick von der Schwende ob Dornbirn auf eine geschlossene Nebeldecke
Unten ein Teil des Rheintalpanoramas der Hohen Kugel
5
3. Der Routenverlauf im Überblick
3.1 Gelände- und Wegverhältnisse
Schon bei der Realisierung der regionalen Wanderwegekonzepte wurde auf möglichst gute
Wegbeschaffenheit geachtet. Bei der Streckenauswahl für die Höhenroute kam es auch darauf
an, jeweils die geeignetsten Verbindungen zu verknüpfen. Wo immer es möglich war, wurden
Wegstrecken in weniger steilem Gelände und mit geringen Höhenunterschieden bevorzugt. Bei
den Grundvoraussetzungen für ein sicheres Wandern wurde neben den Geländeverhältnissen
immer auch die Verlässlichkeit einer dauerhaft guten Wegebetreuung mitbedacht.
Die Höhenwanderung stellt keine besonderen Anforderungen an die Kondition. Die meisten
Wegstrecken gehören mit gelb-weißer Markierung zur Kategorie der leicht begehbaren Spazier-
und Wanderwege. Aber auch die Bergwege mit weiß-rot-weißer Markierung sind von den
Sicherheitsstandards her zur Gänze auch für Schulausflüge geeignet. Dass im alpinen Gelände
dennoch nie mit „absoluter Sicherheit“ gerechnet werden kann, ist bekannt. Wenn Wege durch
Elementarereignisse, wie Hochwasserschäden, Windwurf oder Rutschungen, unpassierbar wer-
den, ist aber bis zur Schadensbehebung eine Sperre der betreffenden Teilstrecken vorgesehen.
Bei allen Schutzvorkehrungen ist freilich auch die Eigenverantwortung unersetzlich.
Auf der gesamten Länge des Höhenwegs sind für die Wegweisung und Markierung die mit
dem Wanderwegekonzept von 1995 eingeführten einheitlichen Qualitätsstandards anzutreffen.
Auf den Wegweisern ist für die regionale Route jedoch kein Wegname angeschrieben. Die
schon vorhandenen Zielangaben dürften zur Orientierung überall ausreichen.
Wegweiser bei der Kobelalpe
6
Der Höhenwanderweg zwischen Feldkirch und Bregenz
7
3.2 Erlebnisqualitäten von Natur und Kultur
Seit in Vorarlberg mit der Realisierung des landesweiten Wanderwegekonzeptes begonnen wur-
de, wird der Grundsatz verfolgt, mit dem neu gestalteten Wegenetz soweit wie möglich auch die
landschaftlichen Natur- und Kulturwerte besser zugänglich zu machen. Dies gilt erst recht für
regionale Routen, bei denen diese Erlebnisqualitäten besondere Beachtung verdienen.
Im Rheintal ist die landschaftliche Vielfalt geologisch vorgezeichnet. Dabei ist das Relief
neben dem Gesteinswechsel sehr stark von der eiszeitlichem Geländemodellierung und der Ero-
sion der Rheinzuflüsse geprägt. Am Gebirgsbau sind zwischen Feldkirch und Bödele vor allem
Kalke, Mergel und Sandsteine des so genannten Helvetikums und der Flyschzone beteiligt. Die
niedrigeren Höhenzüge nördlich davon sind hingegen meistens aus den viel jüngeren Konglo-
meraten der Nagelfluh (Molasse) gebaut.
Welche Bedeutung Klima und Wasserhaushalt für die Vegetation haben, lässt sich immer
wieder auf kleinem Raum beobachten. Dieser Wechsel kann mitunter bereits die Waldzusam-
mensetzung zur Sehenswürdigkeit machen. Auf den Bergwiesen verrät der Artenreichtum oft
die verschiedensten Übergänge zwischen Feucht- und Trockenstandorten. Bei der Routenfüh-
rung war zwar zu respektieren, dass empfindliche Biotope nicht gestört werden, dennoch hat der
Verlauf Vorzüge einer naturkundlichen Exkursionsroute.
Obschon der Weg zwischen Feldkirch und Bregenz größtenteils außerhalb der Ortschaften
verläuft, erschließt er häufig kulturgeschichtliche Sehenswürdigkeiten. In der Landschaft wer-
den überdies charakteristische Formen der Kultivierung vor Augen geführt, wie etwa in den
berührten Ortskernen, in den Walsergebieten von Laterns und Ebnit oder bei den Vorsäßhöfen
im Grenzbereich des Bregenzerwalds.
Intakte naturnahe Kulturlandschaft zwischen Laterns und Alpwegkopf
8
3.3 Tagesetappen, Höhenunterschiede und Gehzeiten
Der Höhenwanderweg verfügt in relativ kurzen Abständen über Orte, die sich mit Einkehr- und
Übernachtungsmöglichkeiten wie auch durch die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln
als Etappenorte eignen. Damit sich die Route für verschiedenste Ansprüche eignet, wird von
einer einheitlichen Etappeneinteilung abgesehen. Sportliche Wanderer, die 6-7stündige Tages-
märsche gewohnt sind, können sich ihre Tagesziele so aussuchen, dass sie für die gesamte 89,4
Kilometer lange Route nur vier Tage brauchen. Wer lieber genüsslich beschaulich unterwegs ist,
kann den Weg mit 4-5stündigen Tagesstrecken auf sieben Tage ausdehnen. Die zahlreichen
Haltestellen des öffentlichen Verkehrs erlauben es zudem, die Wanderung nach Belieben zu
unterbrechen oder überhaupt jede Etappe zu einem anderen Zeitpunkt abzugehen.
Teilstrecke Gesamt-Höhendifferenzen Gehzeit
aufwärts ca. m abwärts ca. m Stunden
Feldkirch – Göfis 140 15 1
Göfis – Laterns Thal 550 160 3
Laterns Thal – Alpwegkopf 560 - 1 ¾
Alpwegkopf – Furx - 335 1
Furx – Dafins 80 435 1 ¾
Dafins – Viktorsberg 230 145 1 ½
Viktorsberg – Fraxern 110 160 1
Fraxern – Hohe Kugel – Emser Hütte 830 335 3
Emser Hütte – Ebnit - 210 ½
Ebnit – Kehlegg 360 630 4
Kehlegg – Bödele 390 130 2 ½
Bödele – Brüggelekopf 260 220 2
Brüggelekopf – Alberschwende - 460 1 ½
Alberschwende – Bildstein 250 315 2 ½
Bildstein – Bregenz 110 370 3 ¼
Insgesamt 3870 3920 30 ¼
9
Die Route hält sich zwischen Feldkirch und Bregenz meistens in Höhenlagen zwischen 500 und
1000 m ü.M.; die höchsten Punkte sind Alpwegkopfhaus (1481 m), Hohe Kugel (1645 m),
Losepass (1200 m) und Brüggelekopf (1160 m). Da sich auch die höchstgelegenen
Zwischenziele in Mittelgebirgslagen befinden, erlaubt die verhältnismäßig kurze Zeit mit
Schneebedeckung eine normalerweise vom Frühling bis zum Spätherbst dauernde Benützung
der Wanderroute.
Blick von der Hohen Kugel auf Ebnit
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3.4 Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten
Die nachfolgende Auflistung der Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten am Weg dient
ohne Anspruch auf Vollständigkeit vorerst nur einem vereinfachten Überblick.
Ort
Essen und Trinken am Weg
Unterkünfte
Feldkirch Große Auswahl an Einkehrmöglichkeiten Alle Kategorien
Göfis Café-Bistro-Pub Consum (Fr-So geschl.)
Gh. Kreuz, Gh. Brunnenwald (Mo geschl.)
Gasthof Kreuz
Tufers Sunnahof
Laterns Thal Gasthof Löwen (Mo geschl.) Gasthof Löwen
Alpwegkopf Alpwegkopfhaus Alpwegkopfhaus
Furx Gasthof Peterhof Gasthof Peterhof
Dafins Gasthaus Krone (Di geschl.) Gasthaus Krone
Viktorsberg
Hotel-Restaurant Viktor (Mo geschl.)
Gh. zur schönen Aussicht (Mo-Di geschl.)
Hotel Viktor
Gh. zur schönen Aussicht
Fraxern Gasthaus Krone
Gasthof Sonnenblick (Do geschl.)
Jausestation Waldrast am Sportplatz
Alpe Maisäß (Imbiss während der Alpzeit)
Gasthaus Krone
Gasthof Sonnenblick
Fluhereck
Naturfreundehaus Emser Hütte (Mo geschl.)
Jausenstation Pfarrer’s Älpele
Emser Hütte
Ebnit
Gasthaus Alpenrose (Mo-Di geschl.) Gasthaus Alpenrose
Sattelalpe
Kobelalpe
Imbiss während der Alpzeit
Imbiss während der Alpzeit
Kehlegg Gasthaus Firstblick (Di geschl.)
Gasthaus Krone (Mo-Mi geschl.)
Bad Kehlegg (Mo geschl.)
Gasthaus Firstblick
Bödele Berghof Fetz (Mo geschl.)
Jausenstation Berchtoldshöhe
Hotel Berghof Fetz
Brüggelekopf Alpengasthof Brüggele (Do geschl.)
Alpengasthof Brüggele
Alberschwende Wirtshaus zur Taube (Di-Mi geschl.),
Café Muxel, Jack’s Imbiss (So geschl.),
Verschiedene Kategorien
Bildstein Gh. Ochsen (Do geschl.), Gh. Kreuz (Di
geschl.), Hotel-Restaurant Traube
Hotel Traube
Privatzimmer
Bregenz Große Auswahl an Einkehrmöglichkeiten
Alle Kategorien
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4. Routenbeschreibung
4.1 Von Feldkirch ins Laternsertal
Feldkirch mit seiner reizvollen Altstadt, der Schattenburg und der Vielzahl von Sehenswürdig-
keiten der Umgebung verdient eingehendere Betrachtungen, als sie am ersten Wandertag auf
dem Rheintal-Höhenweg möglich sind. So sei am Ausgangspunkt nur eine einführende Kurz-
orientierung vorangestellt.
Feldkirch ist die westlichste Stadt Österreichs und verfügt mit der Altstadt und der sich darüber
erhebenden Schattenburg über das besterhaltene mittelalterliche Stadtbild Vorarlbergs. Mit dem plan-
mäßigen Ausbau der Stadt und der Errichtung der Schattenburg wurde um 1200 unter Graf Hugo I. von
Montfort begonnen, um im Rheintal ein neues Zentrum für seine damals noch große Grafschaft zu
schaffen. Graf Rudolf V., der letzte Feldkircher Montforter, gewährte den Bürgern 1376 weitgehende
demokratische Freiheiten. Damit erhielt Feldkirch den Charakter einer Stadtrepublik, bevor die Herrschaft
1379 von Habsburg erworben wurde. Die zum Teil heute noch erhaltenen Befestigungsanlagen stammen
überwiegend aus dem 15. und 16. Jahrhundert, wie zum Beispiel Katzenturm, Mühletor, Pulverturm,
Zeughaus, Wasserturm und Diebsturm an der Ill sowie das Churertor. Die gotische Domkirche wurde
1478 von Hanns Sturn erbaut. Das Flair der Altstadt mit ihren Laubenstraßen, verträumten Seitengäss-
chen und der Schattenburg mit ihrem Heimatmuseum wissen Besucher wie eh und je zu schätzen.
Dank der günstigen Verkehrslage – Verknüpfung der alten Verkehrsroute Bodensee – Italien mit der
Arlbergverbindung – war Feldkirch lange der wichtigste Handelsschwerpunkt des Landes. Zugleich war
es als „Studierstädtle“ ein Zentrum humanistischer Bildung. Mit dem Jesuitengymnasium „Stella Matu-
tina“ (1856-1978) war die Stadt sogar international bekannt. Das Schulgebäude dient nun als Landes-
konservatorium.
Blick vom Feldkircher Rösslepark zur Schattenburg
12
Die Strecke Feldkirch – Hohe Kugel
13
Von der Altstadt (458 m) führt nahe der oberen Illschlucht eine Bergstraße zu der über den
Häusern thronenden Schattenburg. Von da geht man abgesetzt von der Göfner Straße auf dem
Burgenweg weiter, kommt an der Elend-Bild-Kapelle vorbei auf einen Waldpfad und zu einem
Wegweiser, der eine Abzweigung nach rechts anzeigt. Weiter oben überquert man bald danach
die Göfnerstraße und erreicht nach dem Gang über den Rücken des Känzele den Gasserplatz
(563 m), eine auf eiszeitlichem Gletscherlehm entstandene Moorebene. Von da gelangt man
durch welliges Waldgelände zu den Wiesen und zum Kirchdorf von Göfis.
Pfarrkirche St. Luzius in Göfis
Die vom eiszeitlichen Illgletscher und einem Eisrandfluss eingetiefte Mulde von Göfis wurde schon früh
besiedelt. Hier bestand über Tufers und die Mulde des Schwarzen Sees ein Urweg zwischen Rheintal und
Walgau. Auf den Anhöhen beiderseits dieses Weges konnten vorgeschichtliche Siedlungen nachgewiesen
werden. In Göfis – 842 Segavio, 851 Segavias geschrieben – bestanden neben dem kleinen Kirchdorf
mehrere Weiler, die inzwischen durch eine rege Bautätigkeit zusammenwuchsen.
Die interessantesten Bauten sind die Pfarrkirche St. Luzius, bei deren 1972-75 vorgenommenen Neuge-
staltung der gotische Chor mit dem alten Turm in den Neubau integriert wurde. Beachtung verdienen
auch die Barockstatuen von Erasmus Kern und die modernen Plastiken von Albert Wider. Der Weg führt
auch an der St. Sebastian-Kapelle vorbei, die 1429 geweiht und im 17. Jahrhundert vergrößert wurde.
In Göfis geht man von der Pfarrkirche (558 m) auf dem Gehsteig der Ortsdurchfahrt ein paar
Minuten in Richtung Dums, biegt bei einem Wegweiser aber nach links auf den Haldenweg ab.
Vom dortigen Ortsrand führt ein bequemer Fußweg abwärts zur Ebene von Agasella und
danach auf einem Feldweg zum Ortsteil Tufers (490 m). Auf der Zufahrtsstraße zum Sunnahof
– einem gastlichen Gutsbetrieb als Therapiestation für Behinderte – kommt man bald zu einem
Sträßchen, auf dem man nach einem kurzen Anstieg zur Hangterrasse in der breiten Mulde der
Valduna kommt. Hier folgt die Route einer schon in vorrömischer Zeit bestandenen Wegverbin-
14
dung und führt am Valduna-Friedhof (520 m) vorbei. Der 1876 angelegte Friedhof gehörte zur
früheren Wohltätigkeits- und Irrenanstalt Valduna; er wurde auch zur letzten Ruhestätte für
russische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.
Bald danach zeigt ein Wegweiser die Richtung, in der wir durch schattigen Wald aufwärts
wandern. Nachdem man sich zunächst an die Richtung Rainberg hält, wechselt man beim Weg-
weiser im Hammereloch (685 m) in die Richtung Netschelweg. Dieser Fahrweg zieht sich von
der Übersaxner Straße über der Üblen Schlucht bis ins hinterste Laternsertal. Nach einem etwa
einstündigen Gang auf dem Netschelweg zeigt ein Wegweiser an, wo in Richtung Laterns-Thal
ein Fußweg hangabwärts abbiegt. In früheren Jahrhunderten, als die weiter oben am Berg
befindliche Alpe Wies eine ständig bewohnte Bergbauernsiedlung war, war dieser schmale Pfad
der normale „Messweg“, auf dem die Familien der Wies nach Laterns auf der anderen Talseite
zur Kirche gingen. Hier kommen wir im steilen Bergwald zur Brücke über die Frutz. Danach
geht es auf dem Bädleweg wieder bergauf. Der Name „Bädle“ erinnert daran, dass sich in dieser
Waldeinsamkeit ein Heilbad befand. Es war lange viel besucht, wurde aber 1880 aufgelassen.
Nach dem Aufstieg auf dem bewaldeten Sonnenhang erreicht man den unteren Ortsrand von
Laterns-Thal, von wo man bald zur Ortsmitte bei der Pfarrkirche (921 m) gelangt.
Laterns – im Hochmittelalter als Alpgebiet rätoromanischer Bauern monte glauturni genannt – wurde zu
Beginn des 14. Jahrhunderts durch den Zuzug von Bauernfamilien aus dem Wallis zu einer Dauersiedlung
mit weit verstreuten Höfen. Am Standort einer 1411 geweihten Kapelle entstand um 1500 die gotische
Pfarrkirche St. Nikolaus, mit welcher sich Laterns 1529 von der Mutterpfarre Rankweil trennte. In der
später wiederholt umgestalteten Kirche sind aus dem mittelalterlichen Bau noch ein gotisches Sakra-
mentshäuschen und eine Statue des Walserheiligen Theodul erhalten.
Die Sonnenterrasse von Laterns-Thal von der anderen Talseite aus gesehen
15
4.2 Zu den Sonnenbalkonen des Vorderlands
In Laterns Thal (921 m) führt vom Kirchplatz ein Fußweg in 5 Minuten aufwärts zum Oberen
Thal (977 m). Diese Häusergruppe war früher die erste Walsersiedlung am Taleingang. Hier
verlief noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Hauptweg von Rankweil über Suldis – Stöck
und Schwende taleinwärts. Wir gehen auf einem wenig befahrenen Sträßchen – zwischendurch
mit einer kurzen Fußwegabkürzung – vorwiegend durch Bergwiesen zu den Höfen der Parzelle
Schwende. Bei der oberen Schwende kommt es den meisten gerade recht, wenn sie die letzten
40 Minuten Anstieg im schattigen Bergwald wandern können. Erst nahe am Kamm tritt man aus
dem Wald heraus und sieht dann auch schon das Alpwegkopfhaus vor sich. Hier lohnt sich
schon der prachtvollen Aussicht wegen ein Verweilen. Von da reicht der Blick über den Aus-
läufer des Walserkamms bis zum Rätikon und im Rheintal bis zu den Bergen der Alviergruppe,
der Churfirsten und des Appenzeller Alpsteins.
Beim Abwärtsgehen mit Blick ins Rheintal wird der bequeme Alpweg im waldfreien Ge-
lände so recht zum Panoramaweg. Der Weg auf dem Bergrücken war seit jeher d e r Alpweg
vom Rheintal ins Laternsertal und weiter nach Damüls. Hier konnte man allen felsigen Tobeln
und gefährlichen Wildbächen am besten ausweichen. Auch für die zu Beginn des 14. Jahrhun-
derts eingewanderten Walser war der Höhenweg anfangs der Hauptzugang ins Bergtal.
Nahe der Alpwegalpe haben wir in Form einer kleinen Wiesenkuppe den eigentlichen
Alpwegkopf (1437 m) vor uns. Hier gehen Aussichtsgenießer gerne noch ein paar Schritte
aufwärts zur Ruhebank auf der Anhöhe, um das Bild der Weite nochmals auf sich wirken zu
lassen.
Unsere Route führt auf dem breiten Kammweg durch Bergwald talwärts. Beim Wegweiser
am Rotstein wechseln wir über eine Lichtung auf den sonnseitigen Weg, der teils im Wald, teils
durch Bergmähder führt und immer wieder mit reizvollen Ausblicken ins Rheintal überrascht.
Bei den Wiesen von Bingadels kommen wir an einem einsam gelegenen Bergbauernhof vorbei,
der früher ganzjährig bewohnt war. Auf der Hangterrasse von Furx (1150 m) teilt sich der Weg
abwärts nach Laterns, Suldis, Batschuns und Dafins. Von dieser Weggabelung (romanisch furca
= Gabel) hat diese Bergparzelle auch ihren Namen.
Von Furx geht man knapp 20 Minuten der Zufahrtsstraße entlang talwärts bis zur Abzwei-
gung eines Fußweges, auf dem man über aussichtsreiche Alpwiesen wandert. Auf einer Strecke
von etwa hundert Metern folgt die Route nochmals der Straße, biegt dann aber nach rechts auf
einen Feldweg ab, der zum Sennewies-Älpele (976 m) führt. Vom Älpele geht man im Wald
ein Stück abwärts bis zu einem Brunnen, sodann auf einem bequemen Forstweg weiter bis zur
Osangbrücke. Über diese vom Kulturverein Dafins erneuerte gedeckte Holzbrücke spaziert
man weiter zu den Bergwiesen von Morsch (942 m), danach auf einem Wirtschaftsweg, zuletzt
auf einer Gemeindestraße ins Dörfchen Dafins (794 m).
Die Hanglagen von Dafins wurden zweifellos schon in vorrömischer Zeit gerodet und als Alpweiden
genutzt. Der ursprünglich wohl rätoromanische Ortsname wurde im Mittelalter Travinnis (1220),
Darvings (1340), Tavines (1403) oder Trefuns (1476) geschrieben. Das jetzige kleine Dorf gehört
zusammen mit Muntlix und Batschuns zur Gemeinde Zwischenwasser. Es verfügt seit 1749 über eine St.
Josef geweihte Kirche, die später erweitert und 1917-18 großteils neu erbaut wurde. 1882 erlangte Dafins
als erster Ort der Gemeinde Zwischenwasser die pfarrliche Unabhängigkeit von der Mutterkirche
Rankweil.
16
Dafins
Im Dörfchen Dafins zeigt der Hauptwegweiser nahe der Kirche die Richtung, in der wir auf
einem Wirtschaftsweg über eine Hangwiese zum Waldrand gehen. Im Wald folgt man nur ein
kurzes Stück dem Fahrweg, dann geht es im Schluchtwald auf einem Fußweg abwärts. Im Steil-
gelände ist auf einem kurzen Wegstück sogar ein Treppensteig angelegt, doch auch da ist der
Weg gut gesichert. In der Wiege – das ist die eigentliche Felsschlucht mit massiven Wildbach-
verbauungen – überqueren wir die Frödisch und gehen auf der anderen Talseite wieder berg-
wärts. Nach einer knappen halben Stunde Aufwärtsgehen kommen wir wieder zum Waldrand
und auf aussichtsreiche Hangwiesen. Im Wechsel von Wiesenpfaden und Fahrwegen, Gemein-
destraßen und Fußwegen gelangen wir danach mitten ins Bergdorf Viktorsberg, wo die Pfarr-
kirche mit den alten Klostergebäuden (879 m) von der Höhe grüßt. Auf der Höhe der Kirche
fasziniert zunächst der Blick in die Weite des Rheintals und zur Gebirgskulisse, die sich vom
Rätikon über die Alviergruppe und die Churfirsten zum Säntis hinzieht.
Offenbar wurden die sonnigen Hanglagen oberhalb von Röthis schon früh kultiviert. Dennoch überrascht
es, dass hier spätestens in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts eine Kirche bestand, in der bereits damals
Reliquien des heiligen Papstes Viktor verehrt wurden, die aus Rom ins Land gebracht worden waren. Im
9. Jahrhundert hat am Ort zudem der aus dem Kloster St. Gallen ausgezogene Mönch Eusebius eine Ein-
siedlerklause eingerichtet. Bald kamen noch andere irische Mönche hinzu, die einen kleinen Konvent
bildeten. Eusebius wurde immer wieder von Ratsuchenden besucht, einmal sogar von Kaiser Karl dem
Dicken. Diesem Kontakt dürfte es auch zuzuschreiben sein, dass von Kaiser Karl das Gebiet von Röthis
mit Viktorsberg 885 dem Kloster St. Gallen geschenkt wurde.
1383 erfolgte durch Graf Rudolf V. von Montfort-Feldkirch eine Neugründung des Klosters als Nie-
derlassung des Minoritenordens. Dieses fiel 1785 den Klosteraufhebungen durch Kaiser Joseph II. zum
Opfer. Das Gebäude wurde später als Pfarrhaus und für andere Zwecke verwendet. Seit 1989 dient es als
Kultur- und Tagungshaus. Die als Pfarrkirche verwendete Klosterkirche vereinigt ein romanisches Lang-
haus mit einem gotischen Chor und in der Innenausstattung barocke und neuere Zutaten.
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Pfarrkirche Viktorsberg
Von der Viktorsberger Kirche ist es zunächst ein Wiesenpfad, dann ein Feldweg, auf dem man
in Richtung Fraxern weitergeht, das am nächsten Sonnenhang in fast gleicher Höhe liegt.
Blick von Fraxern ins obere Rheintal
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Ähnlich wie zwischen Dafins und Viktorsberg führt uns die Route danach wieder in ein einsa-
mes Waldtal, in dem wir im Bereich der Schattenwand abwärts wandern. Dort, wo wir den
Ratzbach überqueren, hat vor Zeiten eine Mühle gestanden. Der Weg, auf dem wir sonnseitig
aufwärts gehen, heißt heute noch Mühleweg. Früher führte der Weg großteils durch blumen-
reiche Magerwiesen, heute ist er ein Waldweg. Vom Waldrand ist es zuletzt nur mehr ein kurzes
Stück, auf dem wir auf einem Wiesenpfad bergwärts und dann auf einer Gemeindestraße ins
Dorf von Fraxern (817 m) spazieren.
Fraxern – 1127 mit dem Ortsnamen Fraxnaxra erstmals erwähnt – wurde mit einer 1502 erbauten Kapelle
schon damals eine selbständige Pfarrei. Der Ort wurde wiederholt von katastrophalen Großbränden
betroffen. Schon 1525 ist das Dörfchen abgebrannt. Bei weiteren Feuersbrünsten wurden 1761 20 Häuser,
1934 32 Häuser zerstört. Die St. Jakobus geweihte Pfarrkirche entstand 1900-1922 in neugotischem Stil.
Dank der Lage an Sonnenhängen konnten sich die Fraxner Bauern seit jeher eine verhältnismäßig viel-
seitige Landwirtschaft leisten. Schließlich erfolgte die Spezialisierung auf „Fraxner Kriasi“. (Die
„Khriespern“ wurden hier schon 1574 erwähnt.) So ist das Dorf in jedem Frühling von der festlich weißen
Blütenpracht der Kirschbäume geschmückt.
Vom Dorfplatz führt die Route auf einer wenig befahrenen Gemeindestraße eine halbe Stunde
bergwärts zum Sportplatz (1000 m), wo wir nach links auf einen Fußweg abbiegen. Schon bei
diesen ersten 200 Metern Höhengewinn weitet sich die Aussicht bei jedem Rückblick.
Ab den Bergmähdern von Mutaboda (1190 m) folgt die Route meistens dem historischen Alp-
weg, bei dem die Aussicht aber oft durch den
in den vergangenen Jahrzehnten aufgewach-
senen Fichtenwald genommen ist. Eindrucks-
voll ist der Rundblick von der Alpe Maisäß
(1350 m), wo auch das untere Rheintal mit
dem Bodensee ins Bild kommt. Nun führt der
Weg abwechselnd durch Alpweiden und
Bergwald aufwärts. Bei einem Brunnen nahe
der Hohen Kugel erinnert eine Inschrift an die
Legende, dass in alten Zeiten die Gottesmutter
von Einsiedeln einmal über das Gebirge zur
Kirche St. Magdalena in Ebnit gewandert sei.
Die Legende erinnert zugleich an die alte
Wallfahrtstradition von Ebnit. Früher sind
Pilger auch über Fraxern und die Hohe Kugel
gezogen und haben diesen Brunnen am Weg
sehr geschätzt.
Die grüne Kuppe der Hohen Kugel (1645 m)
wird bis zum Gipfelkreuz als Alpweide
genutzt. Sie ist im Rheintal zugleich eines der
beliebtesten Wanderziele, bei dem Wege aus
allen Richtungen zusammenkommen.
Ziegen auf der Hohen Kugel
19
Zwischen Hoher Kugel und Bödele
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4.3 Dornbirner Bergwege
Auf der Hohen Kugel fasziniert immer neu die Weite der Aussicht, die von der Bodensee-
landschaft und dem allgäuischen Hügelland im Norden zum Rätikon und am südlichen Horizont
bis zu den firngekörnten Dreitausendern der Silvretta und der Glarner Alpen reicht. Der Blick
schweift im Osten über die Bergwelt des Bregenzerwalds bis zum Verwall, im Westen über das
Rheintal zu den Appenzeller Bergen und Churfirsten. In der Rundumschau kommen Gebiete
von insgesamt mindestens 11 Ländern ins Bild: Vorarlberg, Tirol, Bayern, Baden Württemberg,
Thurgau, St. Gallen, Appenzell-Außerrhoden und Innerrhoden, Glarus, Graubünden und Für-
stentum Liechtenstein.
Beim Weitergehen sieht man im nördlich anschließenden Bergtal bereits Ebnit als nächstes
Zwischenziel. Nach dem Gang über die Weiden der Kugelalpe zieht sich die Route in Kamm-
nähe durch Bergwald. An einem Grat ist ein kurzes Wegstück etwas steil und felsig, aber mit
Drahtseilen gut gesichert. Beim Fluhereck-Sattel, über den bis ins 19. Jahrhundert der Haupt-
zugang vom Rheintal nach Ebnit führte, erreichen wir einen Fahrweg. Auf diesem geht es von
der Emser Hütte der Naturfreunde (1283 m) etwas steil abwärts zu Pfarrers Älpele und zum
Ortsrand von Ebnit.
Zwei Kalkfelsen, die Kleine und die Große Klara, sind das Wahrzeichen von Ebnit.
Auf der abgelegenen Alpe im Ebennot erhielten 1351
drei aus dem Wallis zugewanderte Familien als neue
Untertanen des Emser Grafen die Erlaubnis zur
Niederlassung. Kurz vorher hatten sich auch Mönche
des Augustiner Eremitenordens in diese Berg-
einsamkeit zurückgezogen. Die Lebensgrundlagen
waren immer so karg, dass noch 1508 „nit mer den
vier oder fünf hüser armer lüten vorhanden“ waren.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Ebnit mit über
200 Bewohnern allerdings schon so überbevölkert,
dass eine zunehmende Abwanderung unvermeidlich
war.
Ein Schicksalsjahr war 1927, als die Pfarrkirche
samt Pfarrhaus und Schule abbrannte. Nun sahen die
Ebniter keine Chance mehr, noch länger den Status
einer selbständigen Gemeinde beizubehalten. So
erfolgte 1932 die Eingemeindung in Dornbirn.
Ein Hauptproblem war immer die Verkehrser-
schließung. Anfangs war der Hauptzugang von
Hohenems her über das Fluhereck, später wurde der
„Hohe Gang“ über die Spätenbachalpe nach Dornbirn
hergestellt. Mit dem Bau der jetzigen Fahrstraße
wurde zwar schon 1927 begonnen, doch erst seit 1936
ist die kühn angelegte Schluchtstraße durchgehend
befahrbar. Dieser Straßenbau war eine Grundvoraus-
setzung, dass sich Ebnit zu einem beliebten Erho-
lungsort entwickeln konnte. Dass es dennoch ein
kleines Dörfchen und eine Oase der Ruhe blieb, ist
nicht zuletzt den beschränkten Baumöglichkeiten zu
verdanken.
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In Ebnit geht man von der Kirche (1075 m) der Straße entlang durchs Dorf und noch weiter
abwärts bis zu einem Stall im Hinterwald (950 m). Dort zweigt nach rechts ein Fußweg ab, auf
dem man in 5 Minuten einen Hängesteg über die Ebniter Ach erreicht. Danach folgt ein drei-
viertelstündiger Aufstieg im Bergwald, bis man die Hangterrasse der Sattelalpe (1163 m)
erreicht. Von der Alphütte geht es auf einem Fahrweg abwärts zur Gunzenach, die man fortan
eine Weile begleitet. Der Bach hat sich wiederholt in Kalke und feinschichtige Mergel einge-
schnitten, dabei auch schöne Strudeltöpfe und schwer zugängliche Schluchtstrecken geschaffen.
Diese Naturdenkmale dürfen freilich nicht vergessen lassen, dass die Gunzenach bei Hochwas-
ser schon oft arge Schäden angerichtet hat. Daher auch die Verbauungen, die immer wieder zu
sehen sind. Unterhalb des Waldsattels von Vorderschaner vereinigt sich die Gunzenach mit
dem Lauberbach zur Kobelach. Dort wechselt die Route vom Abwärtsgehen auf die Aufwärts-
strecke eines anderen Fahrwegs. Unterwegs kommt man an der während der Alpzeit bewirteten
Kobelalpe (972 m) vorbei. Zehn Minuten später biegt man bei einem Bildstöckchen nach links
zu den Bergwiesen von Rudach ab. Von dort geht es im Wald zumeist abwärts. Nun nimmt der
Bergwald zwar auf die Dauer von beinahe einer Stunde die Aussicht, dafür ist es aber nicht
uninteressant, im beschaulichen Wandern bei geringen Höhenunterschieden die reichhaltige
Zusammensetzung dieser vitalen Mischwälder etwas näher zu betrachten. Sobald man bei der
Kehlegger Viehweide wieder auf gerodetes Gelände kommt, sieht man auch schon die ersten
Häuser dieser Hangsiedlung. Nun ist es auch nicht mehr weit bis ins Dörfchen Kehlegg (794 m).
In Kehlegg – 1354 Kenlegk geschrieben – hatte die bergbäuerliche Bevölkerung nie ein besonderes
Interesse, die Chancen für eine touristische Entwicklung zu nutzen. So blieb der alte Dorfkern von ent-
sprechenden Umgestaltungen weitgehend verschont.
In Kehlegg verdienen neben der Aussicht mehrere schöne alte Bauernhäuser Beachtung.
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Von der Ortsmitte folgt die Route der Gemeindestraße in den Waldtobel des Steinebachs. Dort
kommt man am ehemaligen Bad Kehlegg (770 m) vorbei. Auf der anderen Seite des Tobels
geht es auf einem Wirtschaftsweg aufwärts zu den Berghöfen der Parzelle Schauner (880 m).
Nach einem kurzen Gang auf der dortigen Zufahrtsstraße kommt man zu einem Fahrweg, der
durch die Alpweiden der Schwende aufwärts führt. In diesen unbewaldeten Hanglagen öffnen
sich immer weitere Ausblicke über das Rheintal und darüber hinaus bis zu den Churfirsten, zum
Säntis und in die Weite der Bodenseelandschaft. Wo der Weg am steilsten ist, folgt er dem Ver-
lauf eines historischen Zugangs von Dornbirn in den Bregenzerwald. Vom obersten Aussichts-
punkt der Schwende (1096 m) gelangt man in einen schattigen Bergwald mit einem Rastplätz-
chen beim Kühl-Brünnele (1112 m). Von dort steigt der Forstweg nur mehr mäßig an bis zum
höchsten Punkt bei 1200 m. Danach geht es im schönen Mischwald gemächlich abwärts zu den
Bergweiden der Oberlose. Im Weitergehen wechseln immer neue Ausblicke in den Bregenzer-
wald. Sobald man die Ferienhäuser und den Berggasthof am Bödele erreicht hat, öffnet sich
zuletzt ein prachtvolles Panorama auf die Bergwelt des Bregenzerwalds. Hier reicht der Blick
von den Hügeln und Mittelgebirgsrücken des Vorderwalds über die höheren Kämme zwischen
Egg und Bezau bis zur hochalpinen Bergkulisse zwischen dem Hohen Ifen und der Kanisfluh.
Zwischendrin sieht man hinaus bis zu den Allgäuer Alpen.
Das Schwarzenberger Vorsäß Lose, das zur Dornbirner Ferienkolonie wurde.
Mit der Bezeichnung Bödele war um 1900 herum nicht viel mehr als der Bereich eines Wirtshauses am
Bergsattel zwischen Schwarzenberg und Dornbirn gemeint. Alles andere wurde von den Schwarzenberger
Bauern, die daneben ihre Vorsäßhütten hatten, Lose genannt. Im Jahre 1901 kaufte der Dornbirner Textil-
fabrikant Otto Hämmerle einen Großteil des Gebietes, um die Vorsäßhütten als Ferienhäuser zu nutzen
und mit Neubauten einen gut ausgestatteten Ferienort zu schaffen. So wurde das Bödele rasch als
Erholungsoase, bald sogar auch als eine Wiege des Vorarlberger Schisports bekannt.
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Zwischen Bödele und Bregenz
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4.4 Über den Brüggelekopf zum Bodensee
Bödele (1140 m) und Brüggelekopf (1160 m) liegen fast gleich hoch. So sind bei der Fortset-
zung der Wanderung keine großen Höhenunterschiede zu überwinden. Vom Hauptwegweiser
auf dem Bödele geht man nur zwei Minuten der Straße entlang zum Waldrand. Danach führt der
Weg durch Bergwiesen ein Stück abwärts zu den Schwarzenberger Vorsäßhöfen am Oberen
Geißkopf. Die Route zieht sich abwechselnd als Fuß- oder Fahrweg nahe dem Bergrücken in
sanftem Auf und Ab durch Wiesengelände und kleine Waldstücke. Hier hat sie so recht den
Charakter eines Panoramaweges am Rande des Bregenzerwalds, bei dem sich alle Reize seines
Gebirgsbaues präsentieren. Zwischen dem Oberallgäuer Hochgrat und der Damülser Mittags-
spitze folgen die Höhenzüge wie Wellen bis zum Widderstein und zur Mohnenfluh im Quellge-
biet der Bregenzerach. Hier mutet die Bregenzerwälder Bergwelt wie eine Sinfonie an, die aus
einem sanft verspielten Largo allmählich in ein majestätisches Finale übergeht.
Vom Bergvorsäß (1080 m) gehen wir auf einem aussichtsreichen Fahrweg zum bewaldeten
Lorenapass (1045 m). Die Saumwegverbindung Alberschwende – Schwarzenberg über die
Lorena bildete noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Hauptzugang vom Rheintal in den
Bregenzerwald. Von der Berchtoldshöhe (1140 m) geht man im Wald zunächst ein Stück
abwärts und dann über Bergwiesen aufwärts zur Brüggelealpe. Beim Aufwärtsgehen öffnen
sich zwischendurch auch wieder Ausblicke ins untere Rheintal.
Beim Gasthof Brüggelekopf (1166 m) ist es nur mehr ein 5 Minuten-Weg zum Bergkreuz
des Brüggelekopfs. Hier genießen wir vor dem Weitergehen nach Alberschwende noch einmal
die reizvolle Aussicht.
Ausblick vom Bergvorsäß in den Hinteren Bregenzerwald
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Bergab auf dem Kammweg durch einen schönen Mischwald und danach auf einem alten Alp-
weg erreicht man nach einer halben Stunde einen Güterweg, der durch die Parzelle Tannen
gemütlich dem Ortsrand von Alberschwende zustrebt. Im Ortsteil Lanzen wechseln wir zwi-
schendurch von der Gemeindestraße auf einen Wiesenweg. Das letzte Straßenstück führt an der
so genannten Merbodkapelle vorbei auf den Dorfplatz von Alberschwende (722 m).
Der niedrige Bergsattel von Alberschwende bildete seit jeher die Hauptpforte zwischen Rheintal und
Bregenzerwald. Hier bestand bereits um 1100 ein Herrenhof mit einer Kirche, den Graf Rudolf von
Bregenz um 1110 der Benediktinerabtei Mehrerau zum Geschenk machte. Der Ort wurde 1227 mit den
Namen Albrichswendi erstmals urkundlich erwähnt. Der Mehrerauer Seelsorger Merbod, der hier um
1120 ermordet wurde, wird in der Volksfrömmigkeit heute noch als heiliger Märtyrer verehrt. Die einige
hundert Jahre alte Linde vor der Pfarrkirche erinnert daran, dass dort bis 1806 Gerichtszusammenkünfte
stattfanden. Die 1854-55 erbaute Pfarrkirche St. Martin ist einer der größten Kirchenbauten des Landes.
Von der Pfarrkirche geht man auf einer Gemeindestraße zum nahen Sportplatz im Ortsteil
Hinterfeld. Danach gelangt man über einen kleinen Höhenrücken in eine Wiesenmulde. Sie
wurde in der Eiszeit ausgeschürft, als hier ein Teil des Rheingletschers über den Sattel von
Alberschwende ins Weißachtal floss. Abwechselnd auf Wiesenpfaden und Fahrwegen geht es in
Richtung Oberbildstein aufwärts zu einem Hof in der Parzelle Abendreute (840 m).
Beim Weitergehen im Bergwald folgt
die Route zwischendurch einem histo-
rischen Hohlweg. Dieser ist wohl im
Verlauf eines Urweges zwischen dem
unteren Rheintal und dem Bregenzer-
wald entstanden. In einer Waldlich-
tung geht man ein paar Schritte auf
einem Fahrweg, biegt dann aber nach
links auf einen Fußweg ab. Auf dem
fast ebenen Weg kommt man in 10
Minuten zum Kinderferienheim Ober-
bildstein (920 m). Auf einem Sträßchen
gelangt man danach zum Bildsteiner
Höhenweg. Dieser wird bald zu einem
idyllischen Fußweg, der am Berg-
rücken zu den Häusern am Kapf führt.
Von da geht man auf der Zufahrts-
straße in einer knappen halben Stunde
abwärts ins Dorf Bildstein. Dabei
wechseln Ausblicke ins Rheintal und
über das Rheindelta zum Bodensee.
Wallfahrtskirche Maria Bildstein
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Der Höhenrücken zwischen Wolfurt und Alberschwende wurde vor dem 18. Jahrhundert allgemein
Steußberg oder am Berg genannt. Der Name Bildstein kam erst mit dem Bekanntwerden des
Wallfahrtsortes auf. Anfangs war nur ein kleiner Bildstock am Weg oberhalb von Rickenbach das Ziel
mancher Hilfsbedürftiger. Das Zunehmen der Wallfahrten bewog den dortigen Bauern Gallus Höfle, für
die verehrte Marienstatue weiter oben am Platz der heutigen Kirche eine Kapelle zu bauen. Sein Sohn
gelobte im Pestjahr 1629, die aus Holz erstellte Kapelle durch einen Steinbau zu ersetzen. An dieses
Versprechen wurde er wieder erinnert, als ihm seine Söhne von einer Marienerscheinung erzählten. Es
dauerte aber noch Jahrzehnte, bis es unter geistlicher Regie und mit großzügigen Spenden möglich wurde,
den Bregenzer Barockbaumeister Michael Kuen mit dem Bau der doppeltürmigen Kirche zu beauftragen.
Nach deren Einweihung im Jahre 1676 blühten die Wallfahrten aus einem inzwischen noch weiter
gewordenen Umkreis derart auf, dass es im kleinen Bergdorf bald etlicher Wirtshäuser bedurfte, um die
vielen Pilger auch gastlich betreuen zu können.
Unterhalb der Bildsteiner Wallfahrtskirche zweigt nach rechts ein Fahrweg ab, der an der so
genannten Erscheinungskapelle vorbei führt. Bei der Kapelle betritt man den Schluchtwald, wo
der Weg als Waldlehrpfad beschildert ist. Zunächst geht es abwärts zur Brücke über den
Rickenbach und danach im Steilgelände des Tobels wieder ein Stück bergauf. Nach einem
kaum halbstündigen Waldspaziergang gelangt man auf die Bergwiesen der Parzelle Staudach
(585 m). Auf der dortigen Zufahrtsstraße geht man eine knappe Viertelstunde abwärts zu den
Häusern von Meschen (510 m). Von dort führt ein Fußweg als Wolfurter Höhenweg wieder
ein kurzes Stück aufwärts in den bunten Mischwald. In kurzweiligem Auf und Ab und im
Wechsel von Wald- und Wiesenwegen kommt man zur Häusergruppe Frickenesch (524 m) und
nach Querung eines weiteren Waldtobels zur Hangterrasse Holz mit einem schönen Weiher bei
der alten Schmiede. Von da folgt die Route des Höhenwegs im unbewaldeten Gelände einem
Fahrweg, auf dem sich reizvolle Ausblicke in die nahe Rheintalebene auftun. Nach dem Über-
queren der Bucherstraße führt ein Fußweg am Waldrand entlang und bald danach bergab zu den
Wolfurter Sportanlagen an der Bregenzerach. Schon nach wenigen Minuten kommt man am
Bergfuß zu der nach Kennelbach führenden Achbrücke. In diesem Bereich befand sich im Mit-
telalter jene Furt, von der das alte Straßendorf Wolfurt seinen Namen hat. Gleich nach dem
Übergang über die Bregenzerach (420 m) biegt nach links ein Sträßchen ab, das am Ortsrand
von Kennelbach vorbei in einen Auwald führt.
In diesem Bereich wurde die Bregenzerach wohl seit Urzeiten gequert. Mit dem im Mittelalter stark zu-
nehmenden Verkehr bekam Wolfurt als Verkehrsstützpunkt am Rheintalweg mit der Abzweigung des
ältesten Saumweges in den Bregenzerwald eine gewisse Bedeutung. Grund genug, hier einen herr-
schaftlichen Kellhof und den Sitz des Gerichtes Hofsteig zu schaffen. Dazu kam der Bau einer Burg der
Ritter von Wolfurt sowie der zusätzlichen Burg Oberfeld nahe der Furt.
Mit dem Bau der Achbrücke zwischen Rieden und Lauterach verlor die alte Furt ihre Bedeutung. An
ihrer Stelle entstand 1839 ein Holzsteg zur Textilfabrik Jenny & Schindler in Kennelbach. Für Kennel-
bach begann mit dem 1838 in Betrieb genommenen Werk Jenny & Schindler – der damals größten Baum-
wollspinnerei der Monarchie – eine völlig neue Entwicklung. Das Unternehmen hat 1882 zudem mit
einem kleinen Elektrizitätswerk – ebenfalls eine Neuheit in der Monarchie – die elektrische Beleuchtung
eingeführt. Mit der Gewinnung von elektrischer Energie aus Wasserkraft wurde sehr rasch der Impuls für
ein neues Kraftwerk zwischen Kennelbach und Achmündung gegeben, aus dem das erste Elektrizitäts-
werk der späteren Vorarlberger Kraftwerke wurde.
Das Werk von Jenny & Schindler war in Vorarlberg auch eine der ersten Textilfabriken, die auf die
Zuwanderung von auswärtigen Arbeitskräften angewiesen waren. Diese waren im 19. Jahrhundert vor
allem italienisch sprechende Trentiner. Ein Novum waren hierzulande auch die Arbeiterwohnhäuser, an
denen der Wanderweg vorbeiführt.
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Auf dem Kennelbacher Achweg verläuft die Route größenteils auf dem Hochwasserschutz-
damm im Auwald. Nach dem Durchgang unter der Autobahnbrücke bietet sich beim dortigen
Wegweiser die Möglichkeit, zwischen zwei Varianten des Weitergehens zu wählen.
Der kürzeste Weg nach Bregenz biegt nach rechts ab. Er führt in nur 40 Minuten zum Bahnhof,
wenige Minuten später ins Zentrum oder zum See. Dabei kommt man nahe am Autobahn-
anschlusses Weidach (416 m) auf einen Fuß- und Radweg. Dieser verläuft auf der Trasse der
einstigen Bregenzerwaldbahn (1902-1980) zumeist durch Wohngebiet des Stadtrands, danach
durch den Riedener Tunnel in den Ortsteil Vorkloster (410 m). Zuletzt kommt man vorbei an
Mauerresten einer römischen Villa auf schnellstem Wege zum Bregenzer Bahnhof.
Bei der zweiten Variante ist die Gehzeit etwa eine Stunde länger, dafür bietet sie als Uferweg
an der Bregenzerach und am Bodensee nicht zu unterschätzende andere landschaftliche Reize.
Nahe der Eisenbahnbrücke sieht man im Fluss eigenartig modellierten Fels. Dabei handelt es
sich um Sandstein, der vor rund 20 Millionen Jahren aus Sandbänken an einem Urfluss des älte-
sten Alpengebirges entstanden ist. So umspült der heutige Fluss wieder Sandribbeln, die der ein-
stige Fluss in versteinerter Form hinterlassen hat.
Nach dem Unterqueren der Bahnbrücke zieht sich der Weg weiterhin am Ufer und am
Rande von Wohngebiet bis nahe zur Mündung in den Bodensee. Im dortigen Naturschutz-
gebiet lohnt es sich, die Achmündung auch seeseitig kennen zu lernen. Dieses Gebiet wurde
lange Zeit durch Kiesbaggerungen verunstaltet. Nach der Beendigung des Kiesabbaus ist hin-
gegen eine beispielhafte Renaturierung gelungen, durch die man mitunter den Eindruck gewin-
nen könnte, als sei die Uferlandschaft seit Jahrhunderten unverändert geblieben.
Die Bregenzerach nahe der Mündung
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Vom Freizeitbereich Wocherhafen nahe der Achmündung spaziert man auf dem abwechslungs-
reichen Bodenseeweg weiter in Richtung Mehrerau. Dabei kommt man durch sehr naturnah
erhaltenes und geschütztes Ufergelände wie auch durch Bereiche, die dem Wassersport gewid-
met sind. Nahe am Weg verdient besonders das Kloster Mehrerau Beachtung.
Das Kloster wurde schon 1097 als Benediktinerkloster gegründet und bestand bis 1806, als es von der
bayrischen Zwischenregierung aufgehoben wurde. Der nachfolgende Abbruch der alten Barockkirche
lieferte die Steine zum Bau des Lindauer Hafens. Eine neue Blüte erlebte die Mehrerau unter den Zister-
ziensermönchen, die nach der Aufhebung des Klosters Wettingen in der Schweiz 1854 nach Bregenz
kamen. Mit einem Gymnasium und einer landwirtschaftlichen Fachschule wurde die Mehrerau in
Vorarlberg neuerlich zu einem angesehenen Träger humanistischer Bildung. Die 1855-72 neu erbaute
Klosterkirche wurde 1961-64 als moderner und betont einfach gehaltener Bau umfassend neu gestaltet.
Von der Mehrerau führt die Route am Sporthafen und Strandbad vorbei zum Festspielhaus
mit der eindrucksvollen Seebühne. Von da sind es auf der Seepromenade nur mehr ein paar
Minuten zum Bahnhof und zum Bregenzer Bodenseehafen.
Bodenseeschiffe im Bregenzer Hafen
Am Bodensee endet die Rheintalwanderung. Zugleich endet das Alpenrheintal am nördlichen
Alpenrand. Hier öffnet es sich der Weite der Bodenseelandschaft mit dem vom eiszeitlichen
Rheingletscher sanft wellig gestalteten Alpenvorland. Wer früher aus der gewohnten Enge eines
heimatlichen Bergtals hierher kam, war beeindruckt von einem so ganz anders geprägten
Lebensraum. So hatte der junge Franz Michael Felder bei seiner ersten Wanderung nach
Bregenz den Eindruck von einer ganz anderen Welt. Er innerte sich später noch oft an seine
Gefühle, als er mit seinem Begleiter nach einer Rast im Gasthaus Taube in Alberschwende zum
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ersten Mal das Rheintal vor sich sah: „Als wir wieder ins Freie traten, kam mir die Welt ganz
wunderbar weit und frei vor, obwohl wir auch hier noch Berge in der Nähe hatten.“
Bregenz ist das Ziel unserer Höhenwanderung. Hier kann sich ein Verweilen lohnen, um mit
der Stadt und ihrer Eigenart etwas näher vertraut zu werden. Dabei kommen auch Erinnerungen
an eine mehr als zwei Jahrtausende zurückreichende Geschichte. Der Name der Stadt erinnert an
das keltische Brigantion, das schon in vorrömischer Zeit ein zentraler Ort der Gegend war. Für
die Römer war Brigantium der wichtigste Verkehrsknotenpunkt und Hafen am See. Noch bis
ins Hochmittelalter war Pregancia als Sitz von fränkischen Gaugrafen so bedeutsam, dass nach
diesem Hauptort damals der ganze See Lacus Brigantinus (Bregenzer See) genannt wurde. Zur
Zeit der Montforter Grafen wurde zwischen Chur und Bodensee zwar Feldkirch zum
Mittelpunkt des Alpenrheintals, doch seit 1861 ist Bregenz Sitz des Vorarlberger Landtags und
seit 1923 Landeshauptstadt.
Wer Bregenz noch nicht kennt, braucht mehr Zeit als den Rest eines Wandertages, um die Stadt
zwischen See und Berg mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten zu durchstreifen. Dabei gehören
auch die Oberstadt und der Gebhardsberg zu den interessantesten Ausflugszielen. Nicht zu
vergessen der Pfänder, um zuletzt einmal mehr die Weite des Rheintals und der
Bodenseelandschaft zu erleben. das heißt freilich nicht, dass man danach mit Bregenz schon
„fertig“ ist. Der Reiz des Wanderns liegt ohnehin gerade darin, das man mit Gehen, Entdecken
und Staunen nie fertig wird.
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Wander-Service des Landes Vorarlberg im Internet
www.vorarlberg.at/wanderwege
Die Homepage des Amtes der Landesregierung bietet eine Fülle von Informationen über das
Vorarlberger Wanderangebot. Daraus können zum Beispiel für jeden beliebigen Landesteil
farbige Wanderkarten ausgedruckt werden. Unter derselben Adresse sind überdies Wandertipps
und Routenbeschreibungen sowie verschiedenste andere Informationen über das umfassend neu
gestaltete Vorarlberger Wanderwegenetz zu finden. So ist auch die vorliegende Routenbe-
schreibung unter der genannten Internet-Adresse verfügbar.
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