Helmut Tiefenthaler
Der Pilgerweg Bregenz – Einsiedeln
Helmut Tiefenthaler
Der Pilgerweg Bregenz – Einsiedeln
Inhalt
1. Vorbemerkungen 3
2. Alte Fernpilgerwege im Bodenseeraum 4
2.1 Allgemeiner Überblick 4
2.2 Heutige Bezüge zu historischen Routen 8
3. Der Münchner Jakobsweg 9
3.1 Der Routenverlauf in Bayern 9
3.2 Von Weiler nach Bregenz 11
Routenführung und Gehzeiten 11
Kulturgeschichtliche und religiöse Bezüge 13
4. Der Pilgerweg Bregenz – Einsiedeln 25
4.1 Frühere und heutige Varianten 25
4.2 Routenabschnitte im Überblick 28
4.3 Der Weg durch das Rheintal 29
4.4 Der Appenzellerweg 36
Von Altstätten nach Appenzell 36
Exkurs: Der Zugang von Rankweil ins Appenzell 41
Vom Dorf Appenzell nach St. Peterzell 45
4.5 Fortsetzung auf dem Ostschweizer Jakobsweg 51
5. Resümee 54
6. Literatur 55
Studie zum Routenverlauf und zu den kulturgeschichtlichen
Bezugspunkten
Auftrag- und Herausgeber:
Amt der Vorarlberger Landesregierung, Raumplanung
Zl. VIIa – 342.20.04
Fotos: Helmut Tiefenthaler
Titelbild: Einsiedeln in einem Holzschnitt von 1509
Kartografie: VOGIS
Bregenz 2005
1. Vorbemerkungen
Die Traditionen des Pilgerns sind seit jeher wechselnden Bedürfnissen unterworfen, in
denen sich immer auch zeitbedingt abweichende Neigungen und Trends zu erkennen ge-
ben. Unabhängig, welche Veranlassungen zum Pilgern vorübergehend im Vordergrund
stehen, hat dieses Auf-den-Weg-Gehen etwas Zeitloses an sich, das auf verschiedenste
Weise auf eine sinnstiftende Lebensorientierung ausgerichtet ist. Dazu gehört unterwegs
auch ein starkes Interesse an „Psychotopen“, d. h. an Örtlichkeiten „mit Seele“. Das kann
dazu veranlassen, fast vergessene alte Wallfahrtswege zu reaktivieren oder auch nach
neuen Pilgerrouten zu suchen.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sah es zunächst so aus, als seien beim
Pilgern fast nur mehr bequeme Auto-, Zug- und Flugreisen gefragt. So wurden die
latenten Bedürfnisse des Pilgerns auf Wanderwegen allgemein sehr unterschätzt. Ein
rascher Wandel stellte sich erst ein, nachdem der Europarat 1987 den spanischen
Jakobsweg zur ersten europäischen Kulturstraße erklärt hatte. Daraufhin entwickelte sich
in den folgenden Jahren eine mitunter fast hektische Suche nach Zugängen in Richtung
Santiago de Compostela. Dabei ist heute wie in früheren Jahrhunderten oft nur mehr
schwer zu unterscheiden, inwieweit bei den Pilgern echte spirituelle Beweggründe,
Freude an touristischer Abwechslung oder eher prestigeorientierte Leistungsmotivationen
bestimmend sind. Auch bei den Proponenten der Angebotsgestaltung ist nicht immer
leicht erkennbar, inwieweit eher religiöse oder handfeste kommerzielle Interessen den
Ausschlag geben.
Die Vermischung von allerlei konkurrierenden Interessen sollte nicht davon abhalten, in
der Weiterentwicklung der Wanderangebote auch für Pilgerwege die geeignetsten
Routenführungen zu erkunden. Neben den regionalen Hauptrouten von Tal zu Tal richtet
sich das Interesse zugleich auf länderverbindende Weitwanderwege. Dazu kommen
europäische wie ökumenische Aspekte, die an das Goethewort erinnern könnten: „Europa
ist auf der Pilgerschaft geboren, und das Christentum ist seine Muttersprache.“
Unabhängig von derlei Überlegungen hat sich für Vorarlberg bereits zur Realisierung
des von der Landesregierung 1995 beschlossenen Wanderwegekonzeptes die Aufgabe
gestellt, auf der Grundlage von umsichtigen Erhebungen regionale und überregionale
Hauptrouten auszuweisen, diese auch durchgehend zu betafeln und zu markieren.
Im Zusammenwirken mit den zuständigen Fachstellen der Nachbarländer sowie auf der
Grundlage von eingehenden historisch-geografischen Studien gelang es in den vergan-
genen Jahren, historisch begründete und für Wanderer attraktive Pilgerrouten durch
Vorarlberg nach Einsiedeln zu erkunden. Dazu gehört auch die Verbindung zwischen
dem Münchner und dem Ostschweizer Jakobsweg von Bregenz durch das Appenzell. Im
Auftrag des Amtes der Vorarlberger Landesregierung wird diese Verbindung im
Folgenden näher beschrieben.
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2. Alte Fernpilgerwege im Bodenseeraum
2.1 Allgemeiner Überblick
Was in der aktuellen Pilgerliteratur an Jakobswegen präsentiert wird, macht es manchmal
schwer, einen Überblick über die historisch vorgespurten Wallfahrtswege und ihre frü-
here Bedeutung zu gewinnen. Diese Schwierigkeit erklärt sich zum Teil aus einer
gewissen Eile, mit der Jahr für Jahr neue Jakobswege angeboten werden. Andererseits
lassen sich aber auch die Forschungsdefizite der historischen Verkehrsgeografie und der
Geschichte des Pilgerns nicht übersehen. Hinzu kommt, dass die Pilgerrouten im Laufe
der Jahrhunderte immer wieder anders verliefen, je nachdem, wo und in welcher Weise
für Verbesserungen der Wege und Unterkunftsmöglichkeiten gesorgt wurde. Nicht selten
führten politische und kirchliche Veränderungen – besonders als Folge der Reformation –
wie auch Kriege und Seuchen zumindest vorübergehend zu Routenänderungen.
Bei den wichtigen Handelswegen ist es relativ leicht, die früheren Linienführungen zu
erkunden. Diese sind aber nicht immer auch die bevorzugten Pilgerwege. Bei den alten
Wallfahrtsrouten wurden nämlich sehr oft weniger bekannte Wegverbindungen benutzt,
die entweder Abkürzungen erlaubten, zusätzliche Wallfahrtsgnaden „sammeln“ halfen
oder zu gastlichen Orten und Bauernhöfen mit günstigen Unterkunftsmöglichkeiten
führten. Beim Netz der Pilgerwege sind zudem Routen zu ganz verschiedenen, mitunter
auch entgegengesetzt aufgesuchten Zielen zu berücksichtigen.
Für den Bodenseeraum ist der Schweizer Marienwallfahrtsort Einsiedeln seit dem 14.
Jahrhundert das mit Abstand am meisten gewählte Pilgerziel. Das Einzugsgebiet umfasste
im ausgehenden Mittelalter den gesamten südwestdeutschen Raum und reichte sogar bis
nach Norddeutschland und Dänemark. Als überregional bedeutsamer Anziehungspunkt
wurde Einsiedeln oft zugleich als Zwischenziel in Richtung Rom, Santiago de
Compostela oder ins Heilige Land empfohlen. Jakobspilgern wird zum Beispiel 1495 in
dem von Hermann Künig von Vach verfassten Büchlein Die walfart und Strass zu sant
Jakob geraten:
Vnd salt erst zuo den Eynsidlen gan
Da findestù Roemsche gnad vber die maß
Da komstú dan vff die ober straß.
(Zit. Lustenberger, 1999, 49)
Von den nach Einsiedeln führenden Pilgerwegen hat im Bodenseegebiet der so
genannte Schwabenweg seit langem die übersichtlichste Routenführung. Er zieht sich von
Ulm über Biberach – Weingarten – Ravensburg bis Meersburg oder Friedrichshafen und
hat im Anschluss an den Seeweg nach Konstanz seine Fortsetzung über Fischingen,
Hörnli und Rapperswil (Ringholz, 1896, 240). Unter den historisch bedeutsamsten
Pilgerwegen wurde weiter westlich besonders die Route Waldshut – Baden – Zürich –
Richterswil gewählt, die größtenteils auch als Wasserweg benützt werden konnte (Moser
1930, 86-87).
Weniger übersichtlich ist der Zugang von Bayern her. Im Oberallgäu vereinigen sich
Routen von Augsburg und München her mit Wegen über Passau – Altötting,
Benediktbeuern und Wies wie auch von Salzburg durch das bayrische Alpenvorland.
Hinzu kommt die vom Inntal über den Fernpass zum Bodensee führende Salzstraße.
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Spätestens im ehemals vorarlbergischen Scheidegg musste man sich entscheiden, ob man
den Weg über Lindau oder über Bregenz fortsetzen wollte.
Im Mittelalter wurde häufig der Seeweg von Lindau nach Rorschach bevorzugt (Bur-
meister, 1981/82, 168). Von dort wanderte man meistens über St. Gallen – Herisau nach
Wattwil und über den Ricken zum Zürichsee (Ringholz, 1896, 242). Auch von Bregenz
aus fuhr man oft mit dem Schiff nach Rorschach. Wer die Wallfahrt lieber zu Fuß
fortsetzen wollte, konnte nach St. Gallen neben dem Weg über Fußach – Rorschach auch
die Verbindung durch das Rheintal und das Appenzell wählen.
Im späten Mittelalter war St. Gallen mit der Wallfahrt zum damals sehr geschätzten
Gnadenbild „Unsere Liebe Frau im Gatter“ ein bedeutsames Zwischenziel. Diese im
dortigen Münster befindliche und durch ein Gitter („Gatter“) vor Beschädigungen
geschützte Marienstatue wurde 1529 im Bildersturm der Reformation „schedlichst
umbracht und zerschlagen“ (Staerkle, 1946, 170). Fortan wurde die zu einem
Schwerpunkt der Ostschweizer Reformation gewordene Stadt St. Gallen auch von vielen
nach Einsiedeln durchziehenden Pilgern gemieden. Das änderte sich jedoch, sobald
wieder konfessionelle Toleranz spürbar wurde und besonders ab dem 18. Jahrhundert, als
die 1755-1766 neu erbaute Stiftskirche als Sehenswürdigkeit des Barock gerühmt wurde.
Im 16. Jahrhundert war am Bodensee das katholisch gebliebene Bregenz als Etappenort
der Pilger oft mehr geschätzt als das evangelisch geprägte Lindau. Zwischen dem Vorarl-
berger Rheintal und Einsiedeln war es allerdings unvermeidlich, in der Ostschweizer
Nachbarschaft auch durch Gebiete von reformierten Gemeinden zu ziehen. Da man dort
zeitweilig aber eher mit Spott und Belästigungen als mit gastfreundlicher Aufnahme
rechnen musste, wurden die Routen so ausgesucht, dass man zumindest in katholisch
dominierten Gegenden übernachten konnte. Dazu wurde bei der Route Bregenz – Einsie-
deln häufig ein Etappenort im Kanton Appenzell Innerrhoden gewählt. Bei der über den
Arlberg und das Toggenburg nach Einsiedeln führenden Route achtete man darauf, vor
dem Gang durch die reformierten Gemeinden des Thurtals möglichst in Feldkirch, im
benachbarten Liechtenstein oder über dem Rhein in der katholischen Gemeinde Gams das
Nachtquartier zu suchen. Eine andere Variante bestand bei der ebenfalls beliebten Ver-
bindung über Rankweil – Oberriet – Eggerstanden – Appenzell.
Während die Wallfahrer nach Einsiedeln oft in Gruppen, mitunter auch in geschlosse-
nen Prozessionen „mit Kreuz und Fahne“, unterwegs waren, scheinen die Jakobspilger
vielfach allein oder allenfalls zu zweit gewandert zu sein. In den Landrechnungen von
Appenzell sind nämlich im Zeitraum 1518-1596 wiederholt Armenspenden für einzeln
pilgernde „Jakobsbrüder“ genannt. Gewöhnlich ist ohne nähere Angaben auch vermerkt,
dass es sich um fremde Leute handelt. Einmal ist als Herkunftsort München angeführt
(Auswertung der Landesrechnungen durch Achilles Weishaupt).
Im Bodenseeraum erleichterten ab dem 18. Jahrhundert mehrere Straßenbauten das
Pilgern. Dabei war für Bregenz wichtig, dass 1766 die von Weiler im Allgäu über Langen
– Fluh nach Bregenz führende Salzstraße fertiggestellt wurde. 1771-72 folgte der Stra-
ßenbau Bregenz – Hard – Fußach – Höchst – Lustenau. Ab 1778 machte der Straßenbau
auch im st. gallischen Rheintal rasche Fortschritte. Von da an konnte man von Rorschach
aber auch recht bequem über Wil nach Wattwil fahren. Bald entstand „unter den Gemein-
den des ganzen Landes ein Wetteifer im Baue der Straßen“ (von Arx 1813, 628). Im
Appenzell verzögerte sich anfänglich der Bau von Fahrstraßen, doch ab den 1780er Jah-
ren standen bald auch hier etliche gute Verbindungen zur Verfügung. 1799 wurde unter
der militärischen Regie der französischen Besatzung auch die Straße von Altstätten über
den Stoss befahrbar gemacht. Das geschah allerdings just zu der Zeit, nachdem das
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Kloster Einsiedeln durch die Franzosen verwüstet worden und der Konvent nach St.
Gerold geflohen war.
Die Geschichte der Wallfahrt blieb weiterhin wechselvoll. Durch die Straßen- und
Eisenbahnbauten des 19. Jahrhunderts wurden zudem ganz neue Reisemöglichkeiten
geschaffen, welche die Wallfahrten nach Einsiedeln zu einer neuen Blüte brachten. Dafür
wurde aber auf das Pilgern zu Fuß immer mehr vergessen, bis sich gegen Ende des 20.
Jahrhunderts wieder eine Trendwende abzeichnete. Dazu hatte vor allem die Entschei-
dung des Europarates von 1987, den spanischen Jakobsweg zur europäischen Kultur-
straße zu erklären, eine bedeutsame Signalwirkung.
Reisewege der Nordostschweiz in einem Ausschnitt der Karte von Gabriel Walser
von 1768 (Staatsarchiv St. Gallen)
Rechts das nördliche Rheintal in der Karte „Provincia Arlbergica“
von Blasius Hueber von 1783
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2.2 Heutige Bezüge zu historischen Routen
Wo bei der Anlage von Kulturwanderwegen auf die Einbeziehung historischer Wegfüh-
rungen Wert gelegt wird, stößt man zumeist schnell an Grenzen des Möglichen. Die mei-
sten Altstraßen, die früher von Ort zu Ort führten und Jahrhunderte hindurch für Fußpil-
ger die bestgeeigneten Wanderwege waren, wurden den Erfordernissen des motorisierten
Straßenverkehrs angepasst. Wo noch Teilstrecken mehr oder weniger im alten Zustand
vorhanden sind, ist es vielfach nicht oder nur schwer möglich, geeignete Lückenschlüsse
herzustellen.
Dies muss kein ernstliches Problem sein, wenn im Verlauf von heutigen Wanderrouten
zumindest die wallfahrtsgeschichtlich bedeutsamen Bezugspunkte berücksichtigt werden
können und zwischendurch auch die Landschaftswerte der vom motorisierten Verkehr
noch unberührten Wegstrecken erlebbar sind. So können auch bei „nicht genau richtigen“
Strecken optimale Routenführungen gefunden werden. Bei mehreren neu konzipierten
„Jakobswegen“ ist dies auch bereits überzeugend gelungen.
Mit dem von der Vorarlberger Landesregierung 1995 beschlossenen Wanderwegekon-
zept wurde eine landesweite Neugestaltung der Wanderwege eingeleitet. Zu den Haupt-
anliegen gehören Verbesserungen des Routennetzes unter Mitberücksichtigung histori-
scher Kulturwerte, die ständige gute Betreuung der Wege sowie die lückenlose einheitli-
che Betafelung und Markierung. Zur Realisierung auf regionaler Ebene wird vom Leit-
satz ausgegangen: „Grundlegend für die Ausgestaltung des Wanderwegenetzes sind die
Hauptrouten mit den attraktivsten Verbindungen von Ort zu Ort, von Tal und Berg, von
Tal zu Tal (mit Passverbindungen) mit den bestmöglichen Zugängen zu bevorzugten
Zielen.“ Zur grenzübergreifenden
Routenplanung wird verlangt:
„Bei allen Absichten zur Verbes-
serung der grenzüberschreitenden
Wandermöglichkeiten ist den im
Nachbarland zuständigen Stellen zu
suchen.“ Diese Grundsätze wurden
in Vorarlberg vor allem auch für die
Routenführungen von Jakobswegen
bestimmend.
In Bezug auf die Pilgerwege durch
Vorarlberg nach Einsiedeln wurde es
für notwendig erachtet, ab 1998 ver-
tiefte Untersuchungen vorzunehmen.
Dies geschah jüngst auch im Zu-
sammenhang mit dem Münchner
Jakobsweg.
Pilger auf dem Weg
vom Stoss nach Gais
8
3. Der Münchner Jakobsweg
3.1 Der Routenverlauf in Bayern
Franz Kafkas Aphorismus „Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen“, passt zu dem
auf Privatinitiative begründeten „Münchner Jakobsweg“, der im Mai 2003 eingeweiht
wurde. Über die Anfänge schrieb Monika Hanna:
Mit weiteren Münchner Pilgern, die den Jakobsweg bereits gegangen waren und sich
ebenfalls mit der Idee beschäftigten, den Weg von München bis zum Bodensee zu beschil-
dern, um damit den Anschluss an die Schweizer Jakobswege herzustellen, berieten wir
unsere Vorgangsweise. Wollten wir „den Segen“ der St. Jakobsgesellschaft in Aachen zu
unserem Vorhaben erhalten, mussten wir uns weitgehend an historische Wege halten.
Doch wie diese finden? Unsere Suche in der Bayerischen Staatsbibliothek und in den
Klöstern war nicht sehr erfolgreich. Durch die Säkularisation im Jahre 1803 waren zu
viele Unterlagen unwiderruflich verloren gegangen. München, das zur Zeit der Entste-
hung des Jakobsweges nur eine kleine Siedlung war, lag etwas abseits der größeren Pil-
gerstraßen, die z.B. am Rhein entlang oder über alte Römerstraßen von Augsburg über
Kempten nach Bregenz führten. Trotzdem besaß München schon sehr früh eine kleine
Jakobskapelle.
Etwas ratlos wegen der fehlenden „Beweise“, erinnerten wir uns wieder an unsere
eigenen Wege, denen instinktiv alle Münchner Jakobspilger unserer Gruppe unabhängig
voneinander gefolgt waren, und auch daran, wie überrascht wir unterwegs festgestellt
hatten, dass in Ost-West-Richtung von München zum Bodensee im Abstand von jeweils
einer Tagesetappe ein Kloster lag: Schäftlarn, Andechs, Dießen, Wessobrunn, Rotten-
buch, Steingaden … Das konnte kein Zufall sein. …
Nach dem Motto des spanischen Lyrikers Antonio Machedo vom Anfang des 20. Jahr-
hunderts: „Wanderer, es gibt keinen Weg – der Weg entsteht allein durchs Wandern“,
wünschen wir dem Münchner Jakobsweg vor allem, dass er gegangen wird. (Hanna 2004,
27-28)
Erfahrungsgemäß kommt es bei kulturgeschichtlich orientierten Wander- und Pilgerrou-
ten wesentlich auf den historischen „genius loci“ an und weniger auf das Suchen nach
bestimmten alten Trassenführungen, die sich großteils ohnehin immer wieder geändert
haben. Unabhängig von der Frage, ob beim Münchner Jakobsweg jeweils die zum Pilgern
tauglichsten Wegstrecken gefunden wurden, lassen die ausgesuchten Bezugspunkte
immerhin ein spirituell Beziehung stiftendes Wandern erwarten.
Die von Monika Hanna präsentierte Route ist in folgende 10 Tagesetappen gegliedert:
1. München (Jakobsplatz, Marienplatz, Isartor) – Isarauen – Kloster Schäftlarn (23 km)
2. Kloster Schäftlarn – Starnberger See – Kloster Andechs (26 - 27 km)
3. Kloster Andechs – Ammersee – Kloster Wessobrunn (3 Varianten 22 – 42 km)
4. Kloster Wessobrunn – Hohenpeißenberg – Ammertal – Rottenbuch (26 km)
5. Rottenbuch – Wieskirche – Münster Steingaden – Lechbruck (22 – 27 km)
6. Lechbruck – Via Claudia Augusta – Auerberg – Marktoberdorf (23 km)
7. Marktoberdorf – Kempten (27 km)
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8. Kempten – Buchenberg – Weitnau (27 km)
9. Weitnau – Simmerberg – Weiler im Allgäu (23 – 29 km)
10. Weiler
- entweder über Lindenberg – Sigmarszell nach Lindau (30 km)
- oder über Scheidegg – Möggers – Pfänder nach Bregenz(24 km).
Die Tagesetappen halten sich in Größenordnungen, wie sie bei Jakobswegen auch in an-
deren Ländern normal sind. Um das Wandern noch bequemer zu gestalten, haben Touris-
tiker bereits 14 Tage-Angebote für ein „Wandern ohne Gepäck“ mit Zimmer-Reservie-
rungen parat. Ein Beispiel ist das Angebot der Alpenlandtouristik in Landsberg
(www.alpenlandtouristik.de/alpen/Jakobsweg.htm).
Die von der Wieskirche über Lechbruck – Marktoberdorf – Kempten – Weitnau – Sim-
merberg nach Bregenz führende Route ist ohne Namensgebung auch in dem 2004 von
Bert Teklenborg erschienenen Pilgerbuch Auf Jakobswegen bereits mitberücksichtigt.
Der Routenverlauf im Überblick (nach Monika Hanna, 2004)
Der Name „Münchner Jakobsweg“ sollte nicht vergessen lassen, dass in früheren Zeiten
der über Kempten und die Salzstraßen im altvorarlbergischen Alpenvorland zum Boden-
see führende Pilgerweg eine Sammelfunktion hatte. Hier waren auch Pilger unterwegs,
die von Augsburg, von Passau über Altötting, von Salzburg oder auf der letzten Teil-
10
strecke auch vom Inntal über den Fernpass kamen. Inzwischen ist bei einzelnen dieser
Zugänge bereits eine Reaktivierung als Jakobswege in Gang gekommen. Neuestes Bei-
spiel ist der von Maximilian Bogner verfasste Wanderführer Auf dem Jakobsweg in
Bayern, in dem die von Salzburg und am Chiemsee vorbei zum Peißenberg führende
Route bereits mit aufgenommen ist.
3.2 Von Weiler nach Bregenz
Routenführung und Gehzeiten
Nach der Routentrennung im Bereich Weiler hat die Variante über den Pfänder nach
Bregenz den verlockenden Vorteil, dass sie landschaftlich attraktiver ist als die Variante
in Richtung Lindau und zugleich verschiedene lokale und regionale Wallfahrtsorte ver-
bindet.
Bei der Situierung der von Monika Hanna für einen Münchner Jakobsweg ausge-
suchten Routenführung über Möggers und den Pfänder nach Bregenz wurde der Verlauf
einer in Vorarlberg konzeptgemäßen Hauptroute gewählt. Dies war schon deshalb
sinnvoll, weil die größtenteils zu Autostraßen ausgebauten historischen „Salzstraßen“
vom Allgäu zum Bodensee als Wanderwege heute kaum noch geeignet sind. Das gilt
sowohl für die alte Route von Scheidegg über Rucksteig – Hohenweiler durch das
Leiblachtal wie auch für die 1765-66 geschaffene Hauptstraße von Weiler durch das Rot-
achtal über Langen – Stollen – Fluh. Durch die Wahl des zwischen beiden Altstraßen
über den Pfänder führenden Höhenwegs gelang mit dem Bevorzugen der landschaftlich
reizvollsten Route zugleich das Beibehalten der in der Vergangenheit für die Pilger
bedeutsamen religiösen Bezugspunkte. Diese bestärken übrigens die gelegentlich geäu-
ßerte Vermutung, dass bereits „Urwege“ über den Pfänderrücken geführt hatten.
Von Weiler nach Scheidegg und weiter zur Grenzparzelle Oberstein folgt der Jakobs-
weg zwar großteils dem Verlauf von asphaltierten Straßen, vom Kurhaus Hammerbühl
bis Ebenschwand kann sie zwischendurch aber auch auf Forst- und Fußwege ohne Hart-
belag ausweichen. Ab der Staatsgrenze ist die Route bis Bregenz entsprechend dem Cha-
rakter als leicht begehbarer Wanderweg mit nur einem minimalen Anteil asphaltierter
Strecken durchgehend gelb-weiß markiert. Von der Ulrichskapelle bis Möggers folgt sie
einem historischen Wallfahrtsweg. Auf dem anschließenden Höhenweg führt sie mit
mäßiger Steigung auf einem angenehm begehbaren Wirtschaftsweg in Richtung Trögen.
Hatte man in Möggers noch Ausblicke in die weite, wellige Landschaft des schwäbischen
Alpenvorlandes, öffnet sich oberhalb der Höfe von Trögen überraschend ein ein-
drucksvolles Alpenpanorama. Hier schweift der Blick zwischen den bayrischen Allgäuer
Alpen im Osten und dem Appenzeller Alpstein im Westen über die Bergwelt des
Bregenzerwalds, südwärts zum Rätikon bis zur Schesaplana und im Rheintal bis zur
Schweizer Alvier- und Pizolgruppe.
Von Trögen verläuft der Höhenweg nahe am Bergrücken mit geringen Höhenunter-
schieden in gemütlichem Auf und Ab zum Pfänder, wobei nur auf einem kurzen Straßen-
stück Hartbelag in Kauf zu nehmen ist.
Der Pfänder ist der bekannteste Aussichtsberg am Bodensee, auf dem sich bei den
einzelnen Aussichtspunkten auch unterschiedliche Ausblicke auftun. Bei der Aussicht
11
vom Gipfelbereich spricht man zumeist von einem Vier-Länder-Panorama (Österreich,
Deutschland, Schweiz, Liechtenstein). Im Wirklichkeit kommen Bereiche von insgesamt
mindestens zehn Ländern ins Bild, nämlich von Vorarlberg, Tirol, Bayern, Baden-
Württemberg, Liechtenstein und den Schweizer Kantonen Thurgau, St. Gallen, Appenzell
Außer- und Innerrhoden und Graubünden. Bei klarer Fernsicht sind am Horizont noch
Erhebungen von zwei bis drei weiteren Schweizer Kantonen zu erkennen.
In Richtung Fluh führt der Weg meistens durch Wald, doch in manchen Lichtungen
erlaubt er Ausblicke in den Bregenzerwald oder ins Rheintal. Seit jeher berühmt ist die
Aussicht vom Gebhardsberg ins Rheintal und über den Bodensee hinweg. Sehr reizvoll
ist auch der Spazierweg vom Gebhardsberg nach Bregenz, wo der reichhaltig gemischte
Waldbestand eine Sehenswürdigkeit eigener Art ist. Vom Stadtrand ins Zentrum und
weiter zum Bodensee wechseln auf kurze Distanzen Eindrücke von einer Kleinstadt, bei
der in diesem Bereich vor allem die kulturgeschichtlichen Reize nicht zu übersehen sind.
Zwischen Weiler und Bregenz ergeben sich die nachstehend angeführten Höhenunter-
schiede. Dabei sind auch die bei den Begehungen ermittelten und viertelstündig aufge-
rundeten Gehzeiten angeführt:
Teilstrecke Höhendifferenz
aufwärts abwärts
ca. m ca. m
Gehzeit
Stunden
Weiler im Allgäu – Scheidegg 175 1
Scheidegg Pfarrkirche – Ebenschwand 170 ½
Ebenschwand – St. Ulrich-Kapelle 70 ½
St. Ulrich-Kapelle – Möggers Kirche 10 10 ¼
Möggers – Trögen St. Michael-Kapelle 85 15 1
Trögen – Pfänder 80 25 1 ¼
Pfänder – Fluh 320 1
Fluh – Gebhardsberg 145 ¾
Gebhardsberg – Landesbibliothek 150 ¼
Landesbibliothek – Bregenz Stadtmitte 40 ¼
Insgesamt 590 m 705 m 6 ¾ Std.
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Auf dem Pfänder bietet sich die Möglichkeit, mit der Kabinenbahn nach Bregenz zu
fahren. In diesem Fall verkürzt sich die Gehzeit ab Weiler auf 4 ½, ab Scheidegg auf 3 ½
Stunden.
Ausblick vom Pfänderstock auf den Bodensee
Kulturgeschichtliche und religiöse Bezüge
Der Münchner Jakobsweg führt auf der letzten Etappe am allgäuischen Alpenrand durch
ehemaliges Vorarlberger Gebiet, dessen nördliche Herrschaften Altenburg, Kellhöf, Sim-
merberg, Grünenbach und Hohenegg 1814 an Bayern abgetreten werden mussten. Zum
Gebietszusammenhang hat im Hochmittelalter die Kolonisation durch Verwalter des
Klosters St. Gallen, ab dem Spätmittelalter besonders auch die Lage an der Salzstraße
beigetragen. Die Transporte von Haller Salz zum Bodensee erfolgten vom Stützpunkt
Simmerberg vorwiegend über Möggers – Rucksteig nach Lindau oder auch zum Bäumle,
ab 1766 hingegen hauptsächlich auf der neuen Salzstraße Weiler – Langen – Stollen –
Fluh nach Bregenz.
Der Höhenweg über den Pfänderrücken dient heute verschiedensten Wanderrouten und
wird auch wegen den ausreichend vorhandenen Einkehrmöglichkeiten geschätzt. Obwohl
die Pilgerroute zwangsläufig von den früheren Wegverläufen abweicht, vermag sie alle in
der Vergangenheit bedeutsamen religiösen Bezugspunkte einzubeziehen.
13
Weiler
Der einstige Kellhof des Klosters St. Gallen wurde schon 894 erwähnt. Weiler wurde früh
eine eigene Pfarrei, zu der anfangs Lindenberg, Scheidegg, Scheffau, Simmerberg und
Oberreute dazugehört haben. Durch die Grafen von Montfort wurde hier auch das Kloster
Mehrerau begütert. Als Station an der zwischen dem bayrischen Alpenvorland und dem
Bodensee viel benützten Straßenverbindung entwickelte sich Weiler früh zu einem
Stützpunkt des Verkehrs mit zahlreichen Gasthöfen. Im großen ehemaligen Gasthof zum
Löwen ist heute das Westallgäuer Heimatmuseum untergebracht.
Das Gebiet kam 1570-71 im Kaufwege unter österreichische Oberhoheit. Im Zuge der
Verlegung des Gerichtes Altenburg nach Weiler wurde 1681 am Kirchplatz ein großes
Amtshaus errichtet, das seit 1922 als Rathaus dient. Als Vorarlberg 1805 im Frieden von
Pressburg an Bayern abgetreten wurde, neigte man in Weiler früh zum Widerstand. Der
in Weiler geborene Jurist Dr. Johann Anton Schneider wurde zum Anführer des Aufstan-
des der Vorarlberger gegen die bayrische Herrschaft, was ihm nach dem Scheitern der
Befreiungsbewegung lebenslängliche Kerkerhaft eingetragen hat.
Im Ortskern von Weiler führt der Jakobsweg am Hausbach entlang
Der klassizistisch konzipierte Bau der Pfarrkirche St. Blasius und St. Konrad erfolgte
1795-96 nach Plänen von Johann Georg Specht (Amtsbaumeister im Oberamt Bregenz),
Gallus Joseph Gunz (Oberamtswerkmeister) und Franz Barraga (Landesbaudirektor in
Innsbruck) durch den Lindenberger Baumeister Joseph Schmid. Mitbeteiligt waren die
Stuckateure Vonach von Dornbirn. Die heutige Innenausstattung des weiten und hellen
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Saalbaus kam größtenteils erst nach den Napoleonischen Kriegen hinzu. Im Wechsel der
Baumoden wurden die Fenster 1855-57 auf neugotisch verändert und die Altäre in den
1880er Jahren neuromanisch gestaltet. Die jetzigen Altäre sind 1926-1938 entstanden,
wobei auch die zuvor entfernten Altarblätter aus dem 18. Jahrhundert wieder zu Ehren
kamen. Aus der Zeit des Kirchenbaus stammt das von Andreas Brugger aus Langenargen
geschaffene Deckengemälde mit Darstellung der Bergpredigt. Beachtenswert ist auch
eine Marienstatue auf der Nordseite der Kirche.
Die als Gnadenbild verehrte Marienstatue wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Georg Hiltensberger
geschaffen und vom Bregenzer Maler Galle Beck vollendet. In der Not der Pestzeit hat sie der in Weiler
wohnende Bäckermeister Georg Hayd um 150 Gulden erworben und 1627 der Kirche zum Geschenk
gemacht. Nach dem Kirchenneubau wurde sie zuerst im Kirchendachboden abgestellt und bald danach
verkauft. Im Wechsel der Besitzer kam sie über München bis nach Augsburg. Dort wurde sie von einem in
Weiler geborenen Geistlichen zufällig entdeckt und gekauft. Er ließ sie in Oberammergau restaurieren und
schenkte sie wieder der Pfarrkirche seines Heimatdorfes. Dort steht sie wieder seit dem Weihnachtsabend
1927 (300 Jahre nach der ersten Schenkung).
Bremenried
In diesem westlichen Ortsteil von Weiler befand sich früher ein Hospiz für unheilbar
Kranke. Dort wurde in den Jahren 1715-1717 die von Walburga Widemann gestiftete
Kapelle St. Wendelin erbaut. Der 1730-40 erstellte Altar zeigt auf dem vom Kempter
Hofmaler Franz Georg Hermann gemalten Bild die Verherrlichung des Hl. Wendelin. Die
Kapelle wurde 2005 einer Renovierung unterzogen.
Altenburg
Auf der Anhöhe des Weilers Altenburg stand die Burg der Herren von Altenburg, von der
nur mehr wenige Mauerreste zu sehen sind. Die Burg war bis 1557 Sitz der Herren von
Weiler, 1571 bis 1628 Gerichts- und Verwaltungsgebäude des Gebiets, danach bis 1740
im Eigentum des Reichsstiftes Weingarten. Wegen des fortgeschrittenen Verfalls erfolgte
1784 der Abbruch.
Zum Gericht Altenburg, das auch Lindenberg umfasste, gehörten nach einem Urbar von
1569 insgesamt 486 abgabenpflichtige Höfe. Die Gerichtsstätte befand sich „Unterm
Stein“, auf einem Platz auf einer Anhöhe südwestlich von Scheidegg.
Der Jakobsweg führt an der 1754 erbauten Hl. Kreuz-Kapelle vorbei. Der Legende nach
sei sie am Standort der einstigen Burgkapelle entstanden. Im Zusammenhang mit der
Burg Altenburg verdient in der Kapelle ein Epitaphgemälde auf Holz Beachtung.
Das Bild erinnert an den letzten Ritter Wilhelm von Weiler, der Vogt zu Feldkirch war. Dargestellt
ist auch seine Frau Dorothea von Aue. Als sie 1553 die Nachricht vom Tode ihres Mannes bekam,
gebar sie einen Knaben, der kurz danach ebenfalls verstarb. Mit ihm erlosch die männliche
Nachkommenschaft der Herren von Weiler.
Von Altenburg geht es über Bux aufwärts nach Böserscheidegg (760 m), an der dortigen
Katharina- und Antoniuskapelle (Bau von 1710) vorbei nach Schalkenried (750 m) mit
der 1622 erbauten Martinakapelle. Von dort ist es nicht mehr weit ins Dorf Scheidegg,
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wo der Weg zuletzt an der 1635 zum Ende der Pestzeit entstandenen Galluskapelle vor-
beiführt.
Scheidegg
Hier wurde etwa um das Jahr 1000 einer der beiden st. gallischen Kellhöfe Scheidegg und
Weiler gegründet. 1296 versetzte Abt Wilhelm die Höfe seinem Vetter Graf Hugo von
Bregenz. Mit dem Fortgang der Kultivierung wurde nun vor allem das Kloster Mehrerau
betraut. Scheidegg war kirchlich ursprünglich Weiler zugehörig, erreichte aber schon
1481 die pfarrliche Selbständigkeit. 1571 wurde das Gebiet der Kellhöfe vom Hause
Habsburg, das vor allem an der durchziehenden Salzstraße interessiert war, gekauft.
Schicksalsjahre waren 1632, 1646 und 1647 durch Plünderungszüge schwedischer Solda-
ten und 1634 durch einen Dorfbrand, bei dem fast alle Häuser und die Kirche zerstört
wurden. Daraufhin wurde Scheidegg seelsorglich bis 1669 von Möggers aus mitbetreut.
Nach der 1814 erfolgten Abtretung an Bayern bewirkte besonders der Bau der Rohrach-
straße (1830-35) die Neuorientierung in Richtung Lindau. Die Scheidegger bewahrten
mit ihren alten Nachbarn in Möggers aber weiterhin enge und auch freundschaftlich ver-
tiefte Beziehungen.
Pfarrkirche in Scheidegg
Die Pfarrkirche St. Gallus wurde in den
Jahren 1797-98 nach frühklassizistischen
Mustern als weiträumiger heller Saalbau
erbaut und 1806 eingeweiht. Die Planung
geschah wie beim Kirchenneubau in
Weiler durch Johann Georg Specht
(1720-1803), der „Kaiserlicher Ober-
amtsbaumeister beider Graf- und Herr-
schaften Bregenz und Hohenegg“ war.
Für die Herstellung der beachtenswerten
Spätrokoko-Stukkaturen wurden die
Stuckateure Vonach aus Dornbirn und
Wirthensohn aus Bregenz engagiert.
1825 folgte ein Neubau des Turms. 1886-
89 wurde die Innenausstattung historisie-
rend verändert. Dabei entstanden das
Deckengemälde von L. Götzle (darauf St.
Gallus mit einem Bären und St. Magnus
mit einem besiegten Lindwurm) und der
neubarocke Hochaltar. 1989/91 erfolgte
eine gründliche Restaurierung, 1994 die
Neugestaltung des Altarraums.
16
Die auf dem Deckengemälde dargestellten Glaubensboten Gallus und Magnus erinnern an die
uralten Beziehungen von Scheidegg zum Kloster St. Gallen. Der in der Nähe von St. Gallen
geborene Magnus (699-772) wirkte als Missionar im Allgäu und wird dort an vielen Orten als St.
Mang verehrt. Von diesem „alemannischen Hochland“ schrieb der st. gallische Abt Ottmar um
die Mitte des 8. Jahrhunderts: „Sein Gefild undurchdringlicher Wald. Seine Gewässer Gift fau-
chender Sumpf. Zahlloses Hochwild und reißende Tiere auf den Bergen und in den Tälern. Der
Boden überall mit kriechender Brut mit Gewürm von ungewöhnlicher Größe und Giftigkeit
bedeckt. Und endlich das Volk. Der Urstamm, wie die seit einem Jahrhundert eingedrungenen
Geschlechter arm, blutrünstig und dem Götzendienst hingegeben aus dem Bodensatz von kelti-
schem, römischem und germanischem Kult.“ Aus solchen Äußerungen wird verständlich, weshalb
St. Magnus als bekanntester Vertreter der st. gallischen „Entwicklungshilfe“ mit einem besiegten
Lindwurm dargestellt wird.
Am südwestlichen Ortseingang von Scheidegg befindet sich die St. Anna-Kapelle. Bei
dieser relativ großen Kapelle wird vermutet, dass der Bau im Wesentlichen aus dem 15.
Jahrhundert stammt und dass er ursprünglich vielleicht sogar als Pfarrkirche gedient
hatte. Die Kapelle wurde im 18. Jahrhundert gründlich umgestaltet. Auf dem Hauptaltar
aus dem 18. Jahrhundert ist immerhin eine spätgotische Anna-Selbdritt-Statue zu sehen.
Sehenswert ist auch ein origineller, aus dem 17. Jahrhundert stammender eichener
Opferstock mit schmiedeiserner Einfassung.
Ebenschwand
Am Weg von Scheidegg nach Möggers kommt man in Ebenschwand (875 m) auf einer
aussichtsreichen Hangterrasse an der 1920-21 erbauten Herz-Jesu-Kapelle vorbei. Sie
wurde von einigen Soldaten des Ersten Weltkriegs zum Dank für ihre geglückte Heim-
kehr gestiftet.
St. Ulrich-Kapelle
Diese an der Landesgrenze mitten im Wald stehende und zu Möggers gehörende Kapelle
(950 m) ist eine seit langer Zeit viel besuchte Wallfahrtskapelle. Die Zeit ihrer Erbauung
ist zwar umstritten, doch in der Literatur wird am häufigsten die Jahreszahl 1005 wieder-
holt. Unter dem Altar entspringt die „Ulrichsquelle“, der bei Augenleiden eine Heilwir-
kung nachgesagt wird. Der Rechteckbau hat Spitzbogenfenster mit neugotischem Maß-
werk, an der Chorstirnseite ein Rundfenster. An der Südwand ist ein romanisches Rund-
bogenfenster mit tiefer Laibung erhalten. Die Figuren am Aufbau des Hochaltars (um
1890) stellen St. Ulrich mit St. Barbara und St. Ottilia dar.
Nach einer Legende habe der heilige Bischof Ulrich auf seinem Ritt vom Bodensee nach Augs-
burg den Weg über Möggers gewählt, wegen der sommerlichen Trockenheit aber nirgendwo einen
Brunnen gefunden. Als er hier im Wald durstig niedergekniet sei und um Wasser zum Trinken
gebetet habe, sei diese Quelle entsprungen.
In einem Gedicht von Celida Sesselmann heißt es:
Ulrich zieht heim mit frommem Dank. Das Volk errichtet die Kapelle.
O Gnade, wessen Augen krank, gesundet durch die Wunderquelle.
„Ulrichsbrunnen“ scheint es allerdings an mehreren Orten zu geben, so dass ein Biograf etwas
ironisch meinte, man könne an der Reihe dieser Brunnen die Reisewege des Heiligen verfolgen
(Rapp 1898, 252).
17
Noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts zogen am St. Ulrichsfest Wallfahrer aus mehreren
Gemeinden hierher. Seit dem Neubau der Pfarrkirche St. Ulrich in Möggers wird der
Hauptgottesdienst aber dort gefeiert.
Der von der St. Ulrich-Kapelle in Richtung Möggers führende Hohlweg ist insofern
eine Sehenswürdigkeit, als hier ein historischer Pilgerweg im Wesentlichen heute noch so
erhalten ist, wie ihn die Wallfahrer schon vor Jahrhunderten gesehen haben.
Möggers
Der 1249 mit dem Namen „in dem Ogiez“, 1353 „zem Oggers“, genannte Ort ist späte-
stens seit dem 15. Jahrhundert eine selbständige Pfarrei, die ursprünglich aber nur wenig
über das engere Ortsgebiet hinausreichte und im 18.-19. Jahrhundert durch die später
besiedelten Parzellen der Umgebung erweitet wurde.
Die Pfarrkirche St. Ulrich (948 m) mit einer sehr alten Dorflinde steht außerhalb des
Dorfes am oberen Ortsrand. Der Turm stammt aus dem Mittelalter; manche vermuten, er
habe ursprünglich als Wachturm gedient. Der frühere gotische Kirchenbau wurde 1738
abgetragen und durch einen barocken Neubau ersetzt. Die Weihe der Kirche erfolgte
1746. Die Malereien im Inneren stammen größtenteils aus dem 20. Jahrhundert (z.B.
Chorfresken von Anton Marte 1909).
Pfarrkirche St. Ulrich in Möggers
Trögen
Nahe der Trögerhöhe führt der Münchner Jakobsweg erstmals über die 1.000 Meter-
Höhenlinie. Bei den abgelegenen Bergbauernhöfen machen viele Wanderer schon der
18
großartigen Aussicht wegen gerne wenigstens eine kurze Rast. Dazu ladet auch das
dortige Gasthaus ein. Eine kleine Sehenswürdigkeit am Weg ist die St. Michael-Kapelle.
Sie wurde 1736 von einem Ehepaar gestiftet und 1773 erbaut.
Am Bischof
Bei einer Wegteilung auf dem Höhenrücken zwischen Trögen und Fürberg befindet sich
neben einem großen Felsblock (ein vom eiszeitlichen Rheingletscher abgesetzter Gneis-
findling aus der Silvretta), ein Wegkreuz. An dieser Stelle stand bis 1938 eine Kapelle,
die im Volksmund „am Bischof“ genannt wurde.
Nach der Legende sei diese Kapelle an jener Stelle erbaut worden, an der sich im 10. Jahrhundert
die heiligen Bischöfe Ulrich, Gebhard und Konrad begegnet seien oder sich voneinander
verabschiedet haben. Diese drei Geistlichen waren tatsächlich Zeitgenossen, sogar miteinander
befreundet. Ihre Begegnung als Bischöfe war allerdings nicht möglich, weil Gebhard (949-995)
erst 979 nach dem Tod von Konrad (um 900-976) Bischof von Konstanz wurde und auch der
Augsburger Bischof Ulrich (um 890-973) bei Gebhards Amtsantritt schon tot war.
Wegkreuz und Gneisblock „am Bischof“
Pfänder
Der 1062 m hohe Pfänder ist der bekannteste Aussichtsberg am Bodensee, vor dem 19.
Jahrhundert aber nur ein als Alpe genutzter Höhenrücken. Im Dreißigjährigen Krieg
reichten die Bregenzer Verteidigungsschanzen („Schwedenschanze“) von der Enge der
Klause am Bodensee bis zum Gipfel. Unter Feldmarschall Gustav Wrangel ist es der
19
schwedischen Übermacht im Jänner 1647 aber doch gelungen, den langgezogenen Vertei-
digungswall zu durchbrechen und Bregenz zu erobern.
Am Weg über die Pfänderkuppe befindet sich die Theresien-Kapelle (1035 m), die als
Wallfahrtskapelle von lokaler Bedeutung ist. Der 1929-30 errichtete Bau ist auf Grund
eines Gelübdes des Bregenzer Baugeschäftsinhabers Anton Reichart entstanden.
Fluh
Dieser Bregenzer Ortsteil war mit seiner dem Viehpatron St. Wendelin geweihten Kirche
schon vor dem Gebhardsberg ein Wallfahrtsort von regionaler Bedeutung. Dabei reichte
das Einzugsgebiet bis ins Allgäu.
Der Zustrom der Pilger wurde vor allem nach dem 1666 erfolgten Bau eines Kirchleins
spürbar. Von diesem Bau sind beim „Wendelinsbrunnen“ im romantischen Waldtobel
unterhalb der jetzigen Kirche noch Gemäuer zu sehen. Der Neubau an der Fluherstraße
erfolgte 1846-47, bevor der Ortsteil Fluh 1872 eine selbständige Pfarre wurde. Die Fres-
ken im Flachtonnengewölbe wurden 1925 von Anton Marte und Hans Purin geschaffen.
1988-89 erfolgte eine umfassende Kirchenrenovierung.
Gebhardsberg
Der Gebhardsberg hat seinen Namen erst mit den im 18. Jahrhundert aufkommenden
Wallfahrten bekommen. Früher wurde der Felssporn Pfannenberg genannt. Wo vermut-
lich in römischer Zeit ein Wachturm bestanden hatte, wurde im Hochmittelalter von den
Montforter Grafen die Burg Hohenbregenz errichtet. Im 30jährigen Krieg ist die Feste in
die Hände der Schweden gefallen und von diesen vor ihrem Abzug 1647 gesprengt wor-
den. In der Ruine ist schon 1670 eine Einsiedelei entstanden. Eine 1723 erbaute Kapelle
ist 1791 abgebrannt. Daraufhin wurde im Gemäuer des ehemaligen Palas (Herrenhaus)
die jetzige Wallfahrtskirche errichtet. Im 19. Jahrhundert hat es sich weit herumgespro-
chen, dass es sich auch wegen der wunderschönen Aussicht lohnt, auf den Gebhardsberg
zu gehen. Da war es leicht möglich, eine Wallfahrt zum wohl bekanntesten „Bodensee-
heiligen“ mit einem vergnüglichen Ausflug zu verbinden. An dem am 27. August
gefeierten St. Gebhardsfest sind früher tausende Pilger aus dem gesamten Bodenseeraum
hierher gekommen.
Der im Jahre 949 als Sohn des Grafen Ulrich in Bregenz geborene Gebhard ist wohl in
der alten Burg in der Oberstadt zur Welt gekommen. Er wurde schon mit dreißig Jahren
Bischof von Konstanz. Nach einem fruchtbaren Wirken starb er am 27. August 995 in
Konstanz, wo sein Leichnam in dem von ihm gegründeten Kloster Petershausen beige-
setzt wurde. Von diesem Kloster Petershausen ist übrigens hundert Jahre später die
Gründung des Bregenzer Klosters Mehrerau ausgegangen.
Der Bau der heutigen Wallfahrtskirche (598 m) erfolgte 1791-95. Die Innenausstattung
mit Fresken von Gebhard Fugel und Hanns Martin entstand großteils 1895-96. Eine
Gesamtrestaurierung erfolgte 1977.
20
Burgruine und Wallfahrtskirche auf dem Gebhardsberg
Bregenz
Die Geschichte der Vorarlberger Landeshauptstadt reicht mehr als zwei Jahrtausende
zurück. Im Anschluss an die keltische Besiedlung wurde es zum römischen Brigantium
als Stützpunkt an der über Curia (Chur) nach Cambodunum (Kempten) führenden Mili-
tärstraße. Im 10. Jahrhundert wurde die Oberstadt Sitz der Udalrichinger, ab dem 12.
Jahrhundert der Montforter Grafen, wobei abseits der verfallenen Römerstadt die mittel-
alterliche Stadt entstand.
Im Mittelalter begann sich Bregenz auch zu einem Stützpunkt an den sich hier kreu-
zenden Fernpilgerwegen zu entwickeln. Besondere Bedeutung hatte schon früh der von
Ulm über Ravensburg – Lindau – Bregenz – Feldkirch – Chur – Chiavenna führende
Pilgerweg nach Rom. Oft machten auch Heilig-Land-Pilger in Bregenz Station, wenn sie
vom Bodenseeraum über Feldkirch – Arlberg – Reschenpass – Trient zum Hafen Venedig
unterwegs waren. Bregenz war zugleich Etappenort für Pilger, die durch das bayrische
Alpenvorland und am Bodensee in Richtung Einsiedeln statt dem Seeweg Lindau – Ror-
schach den Landweg durch das Rheintal und das Appenzell bevorzugten. Dasselbe gilt
für Jakobspilger. Bregenz verfügte im Spätmittelalter über ein eigenes Pilgerhospiz
(„Selhus“) für „Arm ellend Lüte und Bilgrin“, das 1491 erstmals urkundlich erwähnt
wurde.
Daneben wurde Bregenz allmählich auch selbst zu einem Wallfahrtsort von regionaler
Bedeutung. Die wichtigsten Wallfahrtskirchen waren die Klosterkirche der Mehrerau, St.
Wendelin auf der Fluh und der Gebhardsberg. Nicht übersehen seien auch die Wall-
fahrten zu lokalen Wallfahrtszielen, wie die Kapellen am Siechensteig, im Kloster Thal-
bach und die Lourdeskapelle im Kapuzinerkloster.
21
Der Pilgerweg führt unter dem Gebhardsberg an der Landesbibliothek vorbei. Dieser Ort
hat eine wechselvolle und bis in die Antike zurückreichende Geschichte. Bei Grabungen
konnte eine römerzeitliche Weihestätte nachgewiesen werden. Nach der Legende habe
hier der irische Missionar Kolumban zu Beginn des 7. Jahrhunderts ein kleines Kloster
gegründet. Im 14. Jahrhundert entstand an dieser Stelle der montfortische Lehenssitz
Babenwohl. Der Ansitz wechselte mit baulichen Veränderungen wiederholt die Besitzer.
Mit Neubauten der Jahre 1907-11 entstand daraus das Benediktinerkloster St. Gallusstift,
das die Gestapo 1941 aufgehoben hat. Nach der Verwendung als Lazarett und Mädchen-
gymnasium wurde daraus 1986 die Vorarlberger Landesbibliothek. Sehenswert ist u. a.
der Kuppelsaal, der als Klosterkirche errichtet worden war.
Am Waldrand bei der Bibliothek führt ein Hohlweg auf eine breite Hangterrasse und
weiter in die Stadt. Die Route führt am Dominikanerinnenkloster Marienberg vorbei zur
Pfarrkirche St. Gallus (435 m).
Die Pfarrkirche St. Gallus steht angeb-
lich am Standort einer bereits im 5. Jahr-
hundert vorhandenen Aureliakirche. Bei
einer 1973 erfolgten Grabung wurden
Mauerreste einer frühromanischen Kir-
che mit einer spätromanischen Erweit-
erung zu einer dreischiffigen Anlage
gefunden. Der heutige Bau stammt aus
verschiedenen Bauphasen, bei denen
nach einem Brand von 1477 Chor und
Turm neu errichtet und 1737 nach Plä-
nen von Franz Anton Beer ein Umbau
mit barocker Innenausstattung erfolgte.
Der 1746 errichtete Hochaltar aus
Stuckmarmor zeigt auf einem Gemälde
von Franz Georg Herrmann (1740) die
heilige Familie mit Anbetung der Hirten
und ist mit dem österreichischen Bin-
denschild versehen. Beachtenswert sind
auch die Seitenaltäre, Kanzel, Orgel und
das Chorgestühl aus der 1808 abge-
brochenen Klosterkirche der Mehrerau.
Pfarrkirche St. Gallus
Für Pilger ist die von außen zugängliche St. Michael-Kapelle eine Sehenswürdigkeit
besonderer Art. Neben spätmittelalterlichen Fresken und Darstellungen der Stifterfamilie
Kaisermann sind nämlich auch Kritzeleien von Pilgern zu sehen, deren Zeichen auf ganz
verschiedene Pilgerziele schließen lassen. Das würde zu den drei Arten von Fernpilgern
22
passen, wie sie Dante in seiner Vita Nuova unterschieden hatte: 1. die ins Heilige Land
ziehenden „palmieri“, die als Erinnerung einen Palmzweig heimbrachten; 2. die Rom-
pilger, für welche gekreuzte Pilgerstäbe kennzeichnend waren: 3. die nach Santiago zie-
henden „peregrini“, mit der Jakobsmuschel als Abzeichen (nach P. Witschi, 1998, 13).
Pilgerkritzeleien in der St. Michael-Kapelle unterhalb der Pfarrkirche St. Gallus
In der von der Pfarrkiche St. Gallus ins Stadtzentrum führenden Kirchgasse befindet sich
das ehemalige Kapuzinerkloster. Der Bau von 1639 wurde in den Jahren um 2000
umgestaltet und beherbergt heute ein kleines Kloster der Klara-Schwestern. In der volks-
tümlichen Marienverehrung wird auch die 1888 entstandene Lourdes-Kapelle geschätzt.
Mehrerau
Das Zisterzienserkloster Mehrerau gehört zu den bedeutendsten religiösen Zwischen-
zielen am Weg über Bregenz nach Einsiedeln. Um das Jahr 1097 wurde es als Benedik-
tinerkloster gegründet und besaß von Anfang an enge Beziehungen mit dem Reform-
kloster Einsiedeln. Graf Ulrich X. von Bregenz hatte den aus Petershausen bei Konstanz
gekommenen Mönchen das weitläufige Areal am Bodensee zur Verfügung gestellt. Das
Kloster – anfangs St. Peter in der Au genannt – wurde im Mittelalter zu einem kulturellen
Schwerpunkt im Rheintal, wobei es sich auch um die Kultivierung des Bregenzerwaldes
verdient machte. Als Vorarlberg zur Zeit der Napoleonischen Kriege eine bayrische
Zwischenregierung erhielt, wurde das Kloster 1806 aufgelöst. Bald danach folgte der
Abbruch der Barockkirche, deren Steine für den Bau des Lindauer Hafens verwendet
wurden. Eine neue Blüte erlebte die Mehrerau unter den Zisterziensermöchen, die nach
der Aufhebung ihres Klosters Wettingen in der Schweiz 1854 nach Bregenz kamen.
Durch die Gründung des Collegium Sancti Bernardi entwickelte sich die Mehrerau auch
rasch zu einem angesehenen Träger humanistischer Bildung.
23
In der Geschichte der Klosterkirche lässt sich fast
ein Jahrtausend Geistes- und Kunstgeschichte
verfolgen. Bei Ausgrabungen im Jahre 1962 wur-
den Fundamente eines romanischen Baues freige-
legt. Es war eine große dreischiffige Basilika mit
Querschiff nach dem Vorbild des Mutterklosters
Petershausen. Die 1125 geweihte Kirche wurde
1740-1743 nach Plänen von Franz Beer durch
eine Saalkirche ersetzt. Nach dem 1806 erfolgten
Abbruch des Barockbaus entstand 1855-72 ein
Neubau nach Plänen des bayrischen Hofbau-
inspektors Eduard von Riedel. Die heutige Kirche
wurde 1961-64 nach einem Entwurf von Hans
Purin als betont einfacher Langhausbau umfas-
send neu gestaltet.
Die Fundamente des romanischen Baus sind in
der Unterkirche zugänglich gemacht. Neu gestal-
tet ist auch die Wallfahrtskapelle mit einer
Skulptur von Maria mit dem Kind, die um 1500
im Raume Ulm entstanden sein dürfte. Eine
Besonderheit ist auch die vom Bildhauer Herbert
Albrecht in Beton ausgeführte Portalplastik.
Inneres der Klosterkirche
Auch bei den Konvents- und Schulgebäuden
haben die Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen,
wobei trotz wiederholter Neuerungen noch
immer das Normalschema einer mittelalterlichen
Benediktinerabtei erkennbar ist. Die um einen
Kreuzgang angeordneten und an die Kloster-
kirche grenzenden Konventsbauten wurden vom
Barockbaumeister Franz Ferdinand Beer geplant
und vor allem im 19. Jahrhundert mit Um- und
Zubauten versehen. Die Neugestaltung des
Klosterhofs erfolgte 1995-97.
Brunnenskulptur im Klosterhof von Anton
Moosbrugger und Avdo Dedic (1996)
24
4. Der Pilgerweg Bregenz – Einsiedeln
4.1 Frühere und heutige Varianten
Den Wallfahrern nach Einsiedeln standen ab Bregenz seit jeher verschiedene Routen zur
Verfügung. Je nach dem Wechsel der Wegverhältnisse und Unterkunftsmöglichkeiten
und anderen zeitweilig wirksamen Erleichterungen oder Erschwernissen wurde bald eher
die eine, bald die andere Variante gewählt. Im Rückblick lässt sich aber nur schwer fest-
stellen, welche Wege im Laufe der Jahrhunderte von den Pilgern tatsächlich am meisten
bevorzugt wurden.
Wer mit dem Schiff nach Rorschach fuhr, konnte sich eine ganztägige Wanderung
ersparen. Solche Unterbrechungen des Zu-Fuß-Pilgerns standen oft aber im grundsätzli-
chen Widerspruch zu den spirituellen Wallfahrtsintentionen, ganz abgesehen von den mit
der Schifffahrt verbundenen Kosten nebst den Risiken bei stürmischem Wetter und unsi-
cheren Booten.
Für Fußpilger waren die Gesamtgehzeiten nicht sehr verschieden, wenn sie über Fußach
– Rheineck – Rorschach – St. Gallen oder über Altstätten und durch das Appenzell nach
Einsiedeln zogen. Bei beiden Hauptrouten konnten zudem auch bei einzelnen Teil-
strecken verschiedene Varianten gewählt werden. Ab St. Gallen gingen die einen über
Herisau nach Wattwil, während andere dorthin den Talweg über Gossau – Wil wählten.
Ab Altstätten konnte man den Weg über den Ruppen via Trogen – Speicher – St. Gallen
einschlagen oder über den Stoss und die Orte Appenzell – Gonten – Urnäsch – Wattwil
nach Einsiedeln wandern. Für alle diese Wege gibt es in Reiseberichten schriftliche
Belege.
Daneben war es ohne allzu große Umwege auch möglich, eine Wallfahrt nach Einsie-
deln mit einem Besuch beim vielbesuchten Gnadenbild in Rankweil und im Rheintal mit
kleineren Wallfahrtsorten, wie z.B. St. Arbogast bei Götzis, St. Valentin in Rüthi oder
Freienbach am Weg über Eggerstanden als Zwischenzielen zu verbinden. Die Straßen-
und Eisenbahnbauten machten es ab dem 19. Jahrhundert zudem möglich, über Sargans
die Walenseeroute zu wählen.
Zu den Jakobswegen durch das Appenzell enthält Weishaupts Geschichte von Gonten
in Bezug auf die Zugänge vom Rheintal her folgende Präzisierung: „In Appenzell ver-
einigten sich vor der Metzibrücke (Christophoruskapelle, 1845 abgebrochen) zwei Rou-
ten aus dem Rheintalischen. Einerseits führte ein Weg vom Bodensee her über den Stoss,
Hebrig, Zwislen, Möser (Mendli), Guggerloch (Andachtskapelle St. Ottilia), Hölzli und
Steinegg nach Appenzell. Der zweite Weg war besonders für die aus dem öster-
reichischen Raum kommenden Pilger nach Einsiedeln oder Santiago de Compostela
geeignet: Rankweil, Eichberg, Eggerstanden, Halten (Andachtskapelle St. Jakob), Oberer
und Unterer Imm, Bleiche und Appenzell. Ludwig Fischer erwähnt in seinem Beitrag zur
Gründungsgeschichte des Klosters „Leiden Christi“, dass es im Dorf Appenzell bis gegen
Ende des 18. Jahrhunderts eine ausgesprochene Pilgerwirtschaft gegenüber dem Rathaus
gegeben haben soll. Die betreffende Wirtschaft zu den „Drei Königen“ wird heute Hotel
„Krone“ genannt“ (Weishaupt, 1997, 221).
Da vom Rheintal nach Einsiedeln nicht von einer historisch begründeten Fixierung
auf einen „einzig richtigen“ Pilgerweg auszugehen ist, bieten sich auch beim heutigen
Wanderwegenetz Wahlmöglichkeiten, die vom Verfasser in den Jahren 1999-2001 näher
untersucht wurden. Aus diesen Begehungen resultierten folgende Ergebnisse:
25
Beim Weg von Bregenz über Fußach – Rheindelta – Rheineck – Rorschach – St.
Gallen – Herisau ist die Gehzeit bis Einsiedeln mit etwa 31 Stunden durchaus akzeptabel.
Bei dieser Route ist aber ein überdurchschnittlich großer Teil der Wegstrecken durch
Hartbelag abgewertet. Zwischen Rorschach und St.Gallen-Bruggen sind annähernd 9/10
der Wegstrecken asphaltiert.
Bei der Route durch das Appenzell ist der Weg von Bregenz nach Altstätten mit 6 ¾
Stunden etwas kürzer als der Weg nach Rorschach (7 ¼ Stunden). Beim Weiterweg durch
das Appenzell können zudem größtenteils angenehm begehbare Fußwege benützt werden.
Die Gesamtgehzeit bis Einsiedeln ist mit gut 31 Stunden aber nicht kürzer als beim Weg
über Rorschach.
Nach dem Vergleich der beiden Routen konnte bereits 2001 festgestellt werden:
Sowohl in Bezug auf die Wegbeschaffenheit als auch auf die Gesamtattraktivität ist es
vorteilhaft, ab Bregenz durch die Bevorzugung des Zugangs über Altstätten – Appenzell
– Urnäsch erst ab St. Peterzell auf dem Ostschweizer Jakobsweg weiterzugehen. Diese
Route ist vor allem auch für jene Pilger optimal, die durch den Vorderen Bregenzerwald
und über Dornbirn – Lustenau ins Schweizer Rheintal kommen. Über Appenzell –
Wattwil erfolgen seit 1978 auch die von der Landvolkbewegung der Diözese Augsburg
organisierten Bruder-Klaus-Fußwallfahrten.
Als weitere Zugänge zum Ostschweizer Jakobsweg sind die Routen von Rankweil –
Eggerstanden – Appenzell und von Feldkirch und Liechtenstein über Wildhaus – Toggen-
burg zum Wandern ebenfalls bestens geeignet, bei diesen wäre ab Bregenz aber mit 3 bis
4 Stunden längeren Gehzeiten zu rechnen.
Unter den gegebenen Voraussetzungen ist es nahe liegend, im Folgenden nur die Route
von Bregenz über Altstätten durch das Appenzell etwas näher zu betrachten.
Durchgehende Wanderrouten von Bregenz und Rankweil nach Einsiedeln
26
Routenführung in Vorarlberg
27
4.2 Routenabschnitte im Überblick
Teilstrecke Höhen-
differenz
aufwärts
m ca.
Höhen-
differenz
abwärts
m ca.
Gehzeit
Stunden
Bregenz Mehrerau – Mittelweiherburg - - 1 ½
Mittelweiherburg – Brücke Wiesenrain–Widnau 12 - 2 ¾
Rheinbrücke Wiesenrain-Widnau – Altstätten 10 - 2 ¾
Altstätten – Stoss 490 - 2
Stoss – Gais 25 35 ¾
Gais – Appenzell 15 165 1 ¾
Appenzell – Gonten 130 15 1 ¾
Gonten – Jakobsbad - 33 ¾
Jakobsbad – Urnäsch 65 125 1 ¼
Urnäsch – St. Peterzell 290 380 3 ½
St. Peterzell – Hofstetten – Wattwil 310 415 2 ¼
Wattwil – Oberricken – Rüeterswil 420 280 2 ½
Rüeterswil – St. Gallenkappel 15 190 ¾
St. Gallenkappel – Neuhaus 20 80 ½
Neuhaus – Schmerikon - 100 ½
Schmerikon – Rapperswil - - 2
Rapperswil – Pfäffikon 5 - 1
Pfäffikon – Etzelpass 540 - 2
Etzelpass – Einsiedeln 60 140 1 ½
Insgesamt 31 ¼
Diese Route lässt sich gut auf fünf Tagesetappen mit 5 ½ bis 6 ½ Stunden täglicher
Gehzeit aufgliedern.
28
4.3 Der Weg durch das Rheintal
Die Rheintalquerverbindung in Richtung Appenzell verläuft in Bregenz vom Kloster
Mehrerau dem Seeufer entlang zur Bregenzerachmündung und auf dem Achweg bis zur
Straßenbrücke Bregenz – Hard.
Bodenseeufer nahe dem Kloster Mehrerau
Von der Bregenzerachbrücke geht man bis
zum nächsten Wegweiser auf dem linksufri-
gen Achdamm, von wo das östliche Sied-
lungsgebiet von Hard auf dem kürzesten
Weg gequert wird. Nun spaziert man in
ebenem Wiesengelände an der Mittelweiher-
burg vorbei in Richtung Bahnhaltestelle,
biegt aber kurz vorher zum Südrand des
Harder Wohngebiets ab.
Bei der Mittelweiherburg handelt es sich um ein
zwischen 1550 und 1580 von Johann Christoph
Schnabel von Schönstein erbautes Schlösschen,
das ursprünglich von einem Weiher umgeben
war. Es wurde 1638 vom Kloster Weingarten
erworben, wechselte später aber wiederholt den
Besitzer. 1792 wurde darin eine Textildruckerei
eingerichtet. Von der Mittelweiherburg ist ein
Teil 1818 und 1827 abgebrannt, so dass jetzt nur
mehr der Kapellentrakt mit einem schlanken
Rundturm zu sehen ist. Der Bau dient heute als
Textildruckmuseum (Öffnungszeiten bei Hard
Tourismus zu erfragen, Tel. 05574-69720).
29
Von der Kotterstraße im Harder Ortsteils Erlach biegt nach links ein Fußweg ab, der
mitten in die offene Riedlandschaft führt. Auf einem idyllischen Feldweg gelangt man
zur Dornbirnerach, an deren Ufer man eine halbe Stunde flussaufwärts wandert. Bei den
Sendemasten des Rundfunks (405 m) wird die Ach über die Senderbrücke, eine der
letzten gedeckten Holzbrücken im Rheintal, gequert.
Die Riedlandschaften zwischen Hard – Lauterach und Lustenau – Dornbirn stellen insgesamt ein
Großraumbiotop dar, wie man es in dieser Größenordnung in Alpentälern nur sehr selten findet. In
der Nutzung wechseln Fettwiesen und Äcker mit großflächigen Steuewiesen und letzten
Rückzugsgebieten gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Der Bestand an verschiedenartigen
Einzelbäumen und Baumgruppen gibt dem Ried oft einen parkartigen Charakter. Das Lauteracher
Ried, an dessen Rand die Route zwischen Mittelweiherburg und Sender vorbeiführt, hat mit einer
Fläche von 580 Hektar den Status eines Landschaftsschutzgebietes und zugleich eines europä-
ischen NATURA 2000-Schutzgebiets. Von den Wanderern wird erwartet, dass sie hier bei den
Naturbeobachtungen die nötige Zurückhaltung walten lassen.
Von der Holzbrücke beim Sender geht man ein paar Schritte auf der Senderstraße bis zu
einem Wegweiser, von dem weg ein nach links abzweigender Fahrweg am Ufer des
Vorarlberger Rheintal-Binnenkanals südwärts führt. Nach einer halben Stunde wechselt
die Route über eine Brücke auf einen Fußweg am östlichen Ufer und nach ein paar
Minuten auf eine Verbindungsstraße zum Ortsgebiet von Lustenau. Nach der Überque-
rung des Staldenbaches geht man wieder südwärts auf einem Feldweg weiter. Nach der
Unterführung der Hauptstraße Dornbirn – Lustenau kommt man auf eine Gemeindestraße
und nach einigen Minuten auf einen nach links abzweigenden Wirtschaftsweg, der am
Lustenauer Scheibenkanal entlang zu der 1988 erbauten Rosenkranzkapelle führt. Für
den Weiterweg geht man im Bereich Heitere über die Kanalbrücke. Von da kommt man
geradeaus zur Verbindungsstraße Lustenau – Hohenems, dann nach links abbiegend in
den Lustenauer Ortsteil Wiesenrain. Ab der nächsten Straßenkrümmung sieht man
bereits die Straßenbrücke Wiesenrain – Widnau (413 m), über die der Rhein und damit
zugleich die österreichisch-schweizerische Staatsgrenze überquert wird.
Die 1913-14
in Stahl erbaute
Rheinbrücke
Wiesenrain –
Widnau ist ein
Baudenkmal des
Brückenbaus.
30
Von Bregenz bis zum Rhein führt die Route nur auf kurzen Strecken durch Siedlungs-
gebiet. Zumeist sind Wegstrecken in naturnah erhaltenen Landschaften verknüpft. So
konnten die Strecken mit Hartbelag auf einen Anteil von weniger als 10 % reduziert
werden. Die Neubeschilderung wird im Jahre 2005 so komplettiert und mit Zwischenmar-
kierungen versehen, dass die Orientierung im Gelände problemlos sein sollte.
Lustenau und der Rhein
Der Alpenrhein, wie er von der Brücke aus zu sehen ist, fließt hier erst seit 1923,
nachdem er vom bisherigen Bogen um das Dorf Diepoldsau in den begradigten Lauf des
„Neuen Rhein“ verlegt wurde. Seither sieht die Flusslandschaft freilich nicht mehr so urig
aus wie zuvor. Auch das Siedlungsbild von Lustenau hat sich gründlich gewandelt. Bis zu
Beginn des 20. Jahrhunderts bestand die Gemeinde aus verstreuten bäuerlichen Häuser-
gruppen, während der Rhein in einem breitflächigen Schotterbett und wechselnden Fluss-
armen dahinfloss. Noch zu Beginn des Mittelalters war die überschwemmungsgefährdete
Talebene fast unbesiedelt. In Lustenau bestand immerhin schon im 9. Jahrhundert eine
Ansiedlung (887 Lustenouua), die als Reichshof zwischen den angrenzenden Grafschaf-
ten und der äbtischen Herrschaft St. Gallen eine hoheitsrechtliche Sonderstellung hatte.
Für die ersten Siedlungen am Fluss war der Rhein der wichtigste Verkehrsweg. So hat
sich der Lustenauer Reichshof ähnlich wie die Höfe Höchst und Kriessern beiderseits des
Flusses ausgedehnt. Erst im Konflikt des Hauses Habsburg mit der Eidgenossenschaft
wurde der Rhein ab 1490 allmählich zur Staatsgrenze.
Der Reichshof Lustenau, zu dem ursprünglich auch die linksrheinischen Orte Widnau und
Haslach (Au) gehörten, war zwar schon im Mittelalter wiederholt von Rheinhochwasser
betroffen, doch die Überschwemmungsgefahren stiegen vor allem ab dem 17. Jahrhun-
dert, so dass ab dem Ende des 19. Jahrhunderts in einem österreichisch-schweizerischen
Gemeinschaftswerk eine umfassende Flussregulierung angegangen werden musste. Das
war eine Grundvoraussetzung, dass sich die Talsiedlungen inzwischen weit ausdehnen
und Lustenau als Industrieort eine der größten Marktgemeinden Österreichs werden
konnte.
Die Lustenauer Pilgertraditionen bezogen sich vor allem auf die Wallfahrten der eigenen Bevöl-
kerung, wobei eine alte Vorliebe für Wanderungen durch das Appenzell nach Einsiedeln fest-
zustellen ist. „Ganze Scharen wanderten auf Heiligkreuztag zu Fuß nach Einsiedeln, manche kaum
mit genügend Mundvorrat, geschweige denn mit Geld ausgestattet, 3 Tage hin, ein Tag vor dem
Marienheiligtum, 3 Tage zurück, Nächtigungen auf der Reise in Heustadeln oder bei guten Leuten
auf der Ofenbank. Und doch gehörte die Erinnerung an diese Wallfahrt zu den schönsten dieser
schlichten Menschen“ (Vetter 1935, 168-169).
Noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es über den Rhein keine Brücken. Die Über-
querung war nur mit Fähren möglich. Es spricht für die Bedeutung der Verbindung
Lustenau – Au, dass dort 1867 noch vor dem Brückenbau Höchst – St. Margrethen die
erste Rheinbrücke errichtet wurde. 1875 entstand die erste Brücke von Wiesenrain nach
Widnau, sie wurde aber bereits im Zuge der Rheinregulierung mit Schaffung des
Diepoldsauer Rheindurchstichs durch einen Neubau ersetzt.
Beim Übergang über die Rheinbrücke Wiesenrhein – Widnau betritt man den Schweizer
Kanton St. Gallen. Vom Zollamt geht man ein kurzes Stück auf der Rheinstraße bis zu
31
einem Kanal, wo die Route nach links abzweigt. Von dort kommt man abwechselnd auf
Gemeindestraßen und Fußwegen (Böschachstrasse, Alpweg, Unterbüntelistraße, Bünteli-
weg) in wenigen Minuten zur katholischen Pfarrkirche des Dorfes Widnau.
Widnau
Das Rheindorf Widnau war im Mittelalter – 1303 Widenoue geschrieben – Teil des
Reichshofes Lustenau. Die Ablösung entwickelte sich im Zeitraum 1490 – 1798 in
mehreren Phasen, wobei Widnau aber erst 1803 eine eigene Gemeinde wurde. Die
Trennung von der Mutterpfarre Lustenau erfolgte allerdings schon 1504 mit einem neu
begründeten St. Jakobs-Patrozinium. Die 1903 erbaute Pfarrkirche ist zwar St. Josef,
dem Arbeiter, geweiht, an das alte Patrozinium erinnert aber heute noch eine St. Jakobs-
Statue am rechten Seitenaltar sowie die Widnauer Kilbe, die nach wie vor am Sonntag
vor oder nach dem Jakobitag (25. Juli) gefeiert wird. Die frühere St. Jakobskirche stand
an der alten Hauptstraße südwestlich der heutigen Pfarrkirche. Ihre Entste-
hungsgeschichte reicht bis 1504 zurück, als eine erste Kapelle eingeweiht wurde. 1697
erfolgte die Grundsteinlegung für eine neue St. Jakobskirche. Diese wurde 1853-58
vergrößert, womit auch eine gründliche Erneuerung der Innenausstattung verbunden war.
Der Bau wurde auch nach der Errichtung der neuen Pfarrkirche für verschiedenste
Zwecke genutzt, er war mit der Zeit aber so baufällig, dass er 1990 abgebrochen werden
musste. Markante Reste des Turmes und des Chorraums blieben jedoch im kleinen Park
des heutigen Jakobusplatzes erhalten.
Im Jakobihus, dem umgebauten
Vereinshaus der Gemeinde Wid-
nau, befindet sich eine über ein
Meter hohe Statue des Apostels
Jakobus des Älteren, die vermut-
lich in der Zeit von 1810-1825 im
süddeutschen Raum geschaffen
wurde. Deutlich betont sind die
Attribute des Pilgers – Pilgertab,
Muscheln auf beiden Brustseiten,
Wasserflasche und der breitkrämpi-
ge Hut im Nacken. Die kostbare
Ausführung mit vergoldetem
Gewand lässt vermuten, dass die
Statue des Pilgerpatrons ursprüng-
lich für einen Altar angefertigt
worden war.
Das Jakobihus ist normalerweise
nur bei Benützung des dortigen
Saals geöffnet.
32
Mauerreste der alten Widnauer St. Jakobskirche
Widnau verfügt auch über einen sehenswerten Friedhof mit Bronzeskulpturen des
heimischen Künstlers Albert Wider. Dieser hat auch die im Park vor der Pfarrkirche
befindliche Skulptur „Schöpfung“ (1983) geschaffen.
Ein Wegweiser nahe am Friedhof zeigt die Fortsetzung der Pilgerroute zunächst in
Richtung „Drei Brücken“. Auf dem Rütiweg kommt man zur Hauptstraße, wo man links
in einer Entfernung von kaum 100 Metern die noch erhaltenen Reste der früheren St.
Jakobskirche sieht.
Beim ampelgeregelten Fußgängerübergang quert man die Hauptstraße und kommt auf
der Aegetholzstraße durch Wohngebiet zum Ortsrand beim Rheintal-Binnenkanal. Von
da geht man ein Stückweit auf der Lindenstraße und danach auf einem Fahrweg ohne
Hartbelag dem Binnenkanal entlang. Dabei kommt man kaum 5 Minuten außerhalb des
Ortsrands an der Einsiedler-Kapelle vorbei.
Die Einsiedler-Kapelle
Der Name hat mit der dortigen „Schwarzen Madonna“ zu tun, die als Kopie jener von
Maria Einsiedeln angefertigt wurde. Widnauer Maurer haben die Kapelle in eigener
Regie als Ersatz für eine baufällig gewordene Lourdes-Kapelle errichtet, die wegen eines
Straßenbaus abgebrochen werden musste. Die Einweihung erfolgte 1978.
Bei der Einsiedler-Kapelle führt die Route in die unverbaute Rheintalebene. Hier
wechseln landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen mit Bereichen von ungestörter
Natürlichkeit. Bei der Einsiedlerkapelle führt ein Fußweg ins Naturschutzgebiet
Moosanger, auf dem man in wenigen Minuten zu einem sehenswerten Natursee kommt.
33
Einsiedler-Kapelle bei Widnau
Auf dem Weg am Rheintal-Binnenkanal sind es von der Einsiedler-Kapelle knapp 10
Minuten bis zur Wegkreuzung Drei Brücken (407 m), wo sich die von Altstätten
kommende Rietach und der Zapfenbach aus Kriessern mit dem Binnenkanal vereinigen.
Vom dortigen Wegweiser folgt man dem Fahrweg entlang der Rietach. Auf diesem
wandert man etwa zwei Stunden durch die Weite der Rheintalebene, zuletzt durch das
östliche Wohngebiet von Altstätten zum Bahnhof und auf der Bahnhofstraße ins Zentrum
des Landstädtchens.
Altstätten
Im Straßenknotenpunkt Altstätten am Rande des Rheintals – 853 villa Altsteti („Dorf
Alte Stätte“) genannt – war das Kloster St. Gallen vom frühen Mittelalter bis 1798 der
wichtigste Grundherr. Der Ort dürfte gegen Ende des 13. Jahrhunderts von der benach-
barten Mutterpfarre Marbach unabhängig geworden sein und das Stadtrecht erhalten
haben, nachdem am Saumweg zum Stoss auch eine Burg errichtet worden war. In den
kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Appenzell und dem Hause Habsburg
(1405-1410) wurde Altstätten größtenteils zerstört. Nach einem wiederholten Wechsel
der herrschaftlichen Zugehörigkeit – Montforter, Werdenberger, Habsburger, Toggenbur-
ger – wurde Altstätten 1490 eidgenössisch.
1528 bekannte sich die Stadt größtenteils zur Reformation, kehrte aber drei Jahre später
mehrheitlich wieder zum katholischen Glauben zurück. Bis zum Bau der reformierten
Kirche (1906) hatten die konkurrierenden Konfessionen ihre Gottesdienste immerhin
paritätisch im gleichen Kirchenbau. Spätestens seit dem 16. Jahrhundert verfügte Alt-
stätten über ein „Seelhaus“ oder „Spital“, das auch durchziehende Pilger aufnahm.
34
Zum alten Landstädtchen gehörten in den Hanglagen ausgedehnte Rebkulturen. Das Bild
des Stadtkerns ist vor allem durch Bauten des „goldenen“ 18. Jahrhunderts geprägt, in
dem der wirtschaftliche Aufschwung durch die Erzeugung und den Handel von Leinwand
und Garnen seine Spuren hinterlassen hat. Das wohlhabende Bürgertum ließ stattliche
und zum Teil schlossähnliche Stadthäuser errichten. Sehenswerte Beispiele spätbarocker
Profanbauten sind vor allem die Bürgerhäuser der Markt- und Obergasse und am Engel-
platz mit oft geschweiften Giebeln. Eine Besonderheit sind auch die Laubengänge an der
Nordseite der Marktgasse. Von den einstigen Stadttoren ist noch das Untertor erhalten,
das jedoch 1823 umgebaut wurde.
Die spätbarocke katholische Pfarrkirche St. Nikolaus wurde 1794-98 am Standort einer
älteren Kirche von Grund auf neu erbaut und 1909-10 umgestaltet. Die neugotische
reformierte Kirche entstand 1904-06. Von den anderen Sakralbauten verdient in
Stadtnähe besonders das Kapuzinerinnenkloster Maria-Hilf Beachtung. Es entstand am
Platz eines Beginenhauses des 13. Jahrhunderts um 1520, wurde seither aber wiederholt
durch Um- und Zubauten erweitert.
Unteres Tor
in Altstätten
35
4.4 Der Appenzellerweg
Von Altstätten nach Appenzell
In Altstätten beginnt beim Appenzeller Bahnhof (465 m) am oberen Rand der Altstadt
der Aufstieg zum fast 500 m höher gelegenen Passübergang Stoss (942 m). Die histori-
sche Stossstraße ist so steil angelegt, wie es bei den bis um 1800 hergestellten Berg-
straßen normal war. Zudem ist sie seit ihrer Asphaltierung zum Wandern noch weniger
attraktiv als früher. Für einen Pilgerweg gibt es auch noch einen zusätzlichen Grund, in
der unteren Hälfte von der kürzesten Strecke etwas abzuweichen und zuerst nach der
Wegweisung in Richtung Eichberg zu der auf einem nahen Hügel stehenden Forstkapelle
(508 m) zu spazieren.
Ausblick von der Forstkapelle ins Rheintal
Forstkapelle
Die ursprüngliche 1477 erbaute Marienkapelle war mit ihrem spätgotischen Gnadenbild
anscheinend von Anfang an ein beliebter Wallfahrtsort der Region. Sie wurde 1889/90
großteils in neugotischem Stil neu gebaut. Bei einer 1963 erfolgten Renovierung hat der
heimische Künstler Ferdinand Gehr für die Spitzbogenfenster sehenswerte Glasmalereien
beigesteuert.
Von der Kapelle geht man nochmals ein paar Minuten in Richtung Eichberg. Dabei lässt
sich vom Fußweg auf dem langgestreckten Höhenrücken eine herrliche Aussicht ins
36
Rheintal genießen. Beim nächsten Wegweiser zweigt man auf den steiler ansteigenden
Weg zum Stoss ab. Zunächst ist es immerhin ein idyllischer Feldweg, der erst bei den
Höfen der Parzelle Chrans (573 m) von einem Asphaltsträßchen abgelöst wird. Beim
Gasthof Alter Zoll (625 m) gelangt man wieder auf die historische Stossstraße, auf der
man noch etwa eine Stunde bis zur Passhöhe wandert. Nahe der Bergstraße verläuft auch
das Gleis der seit 1911 bestehenden Lokalbahn Altstätten - Gais.
Der Stoss
Am Übergang ins Appenzell bieten sich immer wieder eindrucksvolle Ausblicke über das
Rheintal zwischen Pfänder und Rätikon und durch den Walgau sogar darüber hinaus bis
ins Montafon. Am Stoss erinnert eine Kapelle an die denkwürdige Schlacht des Jahres
1405.
Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhunderts hatte sich die Adelsherrschaft in einer Weise unbe-
liebt gemacht, dass sich die Appenzeller mit der Stadt St. Gallen und den Eidgenossen von
Schwyz gegen den Fürstabt von St. Gallen verbündet hatten. Diesem wollte Habsburg mit einem
Heer von 12.000 Mann zu Hilfe kommen, doch das Heer wurde in der Schlacht am Stoss von etwa
4.000 Verteidigern vernichtend geschlagen. Seither – auch heute noch – ziehen alljährlich am 14.
Mai bzw. am nächsten Sonntag davor oder danach Dankprozessionen vom Dorf Appenzell zum
Stoss.
Gerdächniskapelle zur Erinnerung an 1405 und das Wirtshaus am Stoss
Schon bevor man zum Stoss kommt, bemerkt man am gewandelten Bild der Kultur-
landschaft, dass man unterwegs die Grenze vom st. gallischen Rheintal ins Appenzell
überschritten hat. Von da an ist die Berglandschaft sehr traditionell bäuerlich geprägt.
37
Man riecht geradezu am Dung der Viehwirtschaft, wo das Appenzell beginnt. Dabei gibt
sich an der Art der Kultivierung überall ein unverwechselbarer eigener Charakter zu
erkennen. Typisch für den appenzellischen Individualismus ist eine ausgeprägt bäuerliche
Streubesiedlung mit Holzbauten, die im Wesentlichen eine einheitliche Bautradition
erkennen lassen. Das Wohnhaus ist so gestaltet, dass die Sonnenenergie durch die mit
mehreren Fensterreihen nach Süden ausgerichteten Giebelseite bestmöglich genutzt wird,
dass es an heißen Sommertagen aber auch an der nötigen Beschattung nicht fehlt. Bei
alten Häusern sind oft relativ große Kellerfenster zu sehen. Dort befanden sich jene
Räumlichkeiten, in denen früher Handwerksbetriebe, oft auch eine regelrechte Hausindu-
strie mit Spinn- und Webräumen untergebracht waren. Die auffälligen Blitzableiter auf
den Dächern erinnern an die überdurchschnittliche Gewitterhäufigkeit rund um den
inselartig aufragenden Gebirgsstock des Alpsteins. Bei fast jedem alten Haus ist auch
mindestens ein hoch aufragender Hausbaum – zumeist eine Esche – zu sehen.
Vom Stoss spaziert man zunächst knapp 10 Minuten auf einem fast ebenen Fahrweg.
Dann zieht sich nach ein paar Schritten weiter aufwärts ein reizvoller Fußweg mit gerin-
gen Höhenunterschieden durch die aussichtsreichen Hanglagen des Sommersbergs. Dabei
führt der Weg an etlichen typischen Appenzeller Höfen mit ihren hohen Hausbäumen
vorbei. Bei den Häusern von Hebrig geht es wieder abwärts, man quert Straße und Bahn
und kommt bei einem Wiesenrücken zu einer Wegteilung, von der ein Naturweg rechts
abwärts führt. Nun sind es nur mehr wenige Minuten bis ins Dorf Gais (938 m).
Gais
Das Kirchdorf von Gais war 1780 abgebrannt und wurde beim Wiederaufbau in einer
kleinstädtisch anmutenden Weise so reizvoll gestaltet, dass es zu einer beachtenswerten
Sehenswürdigkeit Appenzeller Baukultur wurde. Sehenswert ist auch das Innere der
1781-82 erbauten reformierten Kirche mit ihren Rokokostuckaturen. Durch Molkenkuren
hat sich Gais schon ungewöhnlich früh zu einem Anziehungspunkt des Schweizer
Erholungs- und Gesundheitstourismus entwickelt.
Nachdem sich Gais der Reformation zugewandt hatte und ab 1597 zum Halbkanton
Appenzell-Außerrhoden zugehörig wurde, hatten viele Wallfahrer wie auch die Teil-
nehmer der Innerrhoder Stoss-Prozessionen den Durchgang durch das Dorf gemieden.
Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert sind Wallfahrer nämlich gelegentlich verspottet und
belästigt worden. In einem Schriftstück von 1578 findet sich sogar der Hinweis, dass der
reformierte Pfarrer von Gais „zun gfangnen Jackobsbrüder gfürt“ wurde (A. Weishaupt).
Der Umgehungsweg südlich der Ortschaft heißt zwar jetzt noch Pilgerweg, doch heu-
tige Pilger sind im gastlichen Dorf mehr denn je willkommen. Diese machen in Gais auch
gerne Rast, um sich den reizvollen Ortskern anzusehen.
Etwas unterhalb des Dorfplatzes führt die Route durch einen kleinen Park abwärts zum
Bahnhof, von wo man auf Gemeindestraßen bald zum Ortsrand in der Gaiserau kommt.
Und wieder hat es einen eigenen Reiz, in der weiten Hochtalmulde zwischen den ver-
streuten Hofgütern abwechselnd auf Feldwegen und noch öfter auf Wiesenpfaden zu spa-
zieren. Dabei kommt die Gebirgskulisse des Alpsteins immer eindrucksvoller ins Blick-
feld. Schon nahe am Stoss ist der mächtige Säntis nicht zu übersehen, dann aber reiht sich
ein Gipfel an den anderen. Ab Gais gehört auch der Hohe Kasten zum Panorama.
38
In Gais hat sich am baulichen Bild des Dorfplatzes seit 200 Jahren wenig verändert.
Im gemütlichen Auf und Ab erreicht man schließlich im Bereich Mendli (945 m) talwärts
geneigtes Wiesengelände. Dort führt der Pfad – hier als Kapellenweg bezeichnet – bald
durch das romantische Tobelwäldchen des Guggerlochs, wo er auch an einer der heiligen
Ottilia geweihten Waldkapelle vorbeiführt.
Kapelle St. Ottilia
Die Kapelle St. Ottilia wurde vermutlich im 18. Jahrhundert errichtet, nachdem angeblich
eine in der Nähe wohnende Frau von einem Augenleiden geheilt worden war. (Die elsäs-
sische Heilige wird allgemein als Patronin der Blinden und Augenkranken verehrt.) In der
Volksfrömmigkeit wird dem bei der Kapelle entspringenden Quellwasser Heilkraft bei
Augenleiden nachgesagt. Manche Wanderer mögen früher allein schon das Vorhan-
densein der Kapelle als tröstlich empfunden haben, wenn sie vom Guggerloch schauer-
liche Geistergeschichten erzählen gehört hatten.
Von der Kapelle geht man nur mehr ein kurzes Stück aufwärts zur Anhöhe über dem
Guggerloch (930 m) und dann 20 Minuten bergab. Nach einem Gang auf Wald- und
Wiesenwegen überquert man die Bahntrasse und geht ein paar Minuten der Hauptstraße
entlang bis zur Abzweigung eines Fußweges, bei der man das Dorf Appenzell (785 m)
schon nahe vor sich sieht. Zuletzt betritt man gleich nach der Metzibrücke über die Sitter
den malerischen Kern des Hauptorts des Kantons Appenzell Innerrhoden. Dort vereinigt
sich die Route mit dem von Rankweil über Eggerstanden führenden Zugang.
39
Appenzell Dorf
Die Entstehung der Ortschaft – 1071 Abbacella genannt – geht auf die Anlage eines
Wirtschaftshofes (cella) des Abtes (abbat) von St. Gallen zurück. Appenzell wurde schon
im 11. Jahrhundert selbständige Pfarrei und erhielt 1353 das Marktrecht. Im Spätmittel-
alter wurde der Ort zum Mittelpunkt einer bäuerlich revolutionären Bewegung, die für
das ganze Gebiet auf ein Höchstmaß an Unabhängigkeit und Selbstbestimmung abzielte.
Wie weitreichend hier die direkte Demokratie auch in der Gegenwart praktiziert wird,
zeigt sich besonders bei der am Hauptort von Appenzell-Innerrhoden alljährlich stattfin-
denden „Landsgemeinde“. („Rhode“ – von lat. rota für Kreis – ist eine alte Bezeichnung
für einen Verwaltungs- und Steuerbezirk.)
Nachdem das Dorf 1560, 1679 und 1701
durch Feuersbrünste großteils zerstört
worden war, entwickelte sich der Orts-
kern, wie er sich heute als besondere
Sehenswürdigkeit darbietet. Der unver-
wechselbare eigene Charakter zeigt sich
besonders in den originell gestalteten
Häuserzeilen der Hauptgasse. Am Orts-
eingang erhebt sich über der Sitter die
große Pfarrkirche St. Mauritius (spät-
gotischer Chor und Krypta um 1513;
Neubau des großen Kirchenschiffs
1824-15; Hochaltar und Wandmalereien
beiderseits des Hochaltars von 1622-25,
übrige Innenausstattung großteils aus
der Zeit der Restaurierung von 1890-
92).
Als Meditationsraum wird heute
besonders die Kapelle St. Stephanus
und St. Eligius (im Volksmund
„Gloriszätti“) geschätzt. Diese wurde
1488-1513 als Unterbau für den Chor
der Pfarrkirche errichtet. In der Nähe der
Pfarrkirche befindet sich auch das 1611-
22 erbaute Kapuzinerinnenkloster
Maria der Engel.
In der Hauptgasse von Appenzell
Mitten im Ort führt die Route an der im 16. Jahrhundert erbauten Kreuzkapelle vorbei.
An dieser Stelle habe sich einst der st. gallische Hof befunden. In der Kapelle verdienen
heute besonders die 1964 nach Entwürfen von Ferdinand Gehr geschaffenen Glasfenster
Beachtung.
40
Exkurs: Der Zugang von Rankweil ins Appenzell
Für Pilger, die früher aus dem südlichen Vorarlberg, vom hintersten Bregenzerwald und
Kleinwalsertal und von Tirol her nach Einsiedeln gezogen waren, standen bis in die erste
Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem zwei Routen zur Wahl. Entweder entschied man
sich für die Verbindung Feldkirch – Bendern – Gams – Wildhaus – Wattwil oder im Hin-
blick auf die besondere Bedeutung von Rankweil als Wallfahrtsort für den Weg Rankweil
– Oberriet – Eggerstanden – Appenzell – Wattwil.
Von Rankweil bietet sich auch im Verlauf heutiger Wanderwege ein sehr attraktiver
Zugang zum Appenzellerweg und dem durch das Toggenburg führenden Jakobsweg.
Die heutigen Routenabschnitte gliedern sich hier wie folgt:
Teilstrecke Höhen-
differenz
aufwärts
m ca.
Höhen-
differenz
abwärts
m ca.
Gehzeit
Stunden
Rankweil Ortskern – Brederis 10 1
Brederis – Zollamt Meiningen 10 1 ½
Zollamt Meiningen – Freienbach 190 1 ½
Freienbach – Bildstein 390 1 ¾
Bildstein – Eggerstanden 110 ½
Eggerstanden – Appenzell Dorf 115 1
Insgesamt 580 255 7 ¼
Rankweil
Hier bestand bereits in der Antike eine bedeutsame Verkehrsstation. In der Karolingerzeit
war der Ort – damals „Vinomna“ oder „Ranguila“ genannt – Sitz des Gaugerichtes für
ganz Unterrätien. Im Spätmittelalter wurde Rankweil mit dem Gnadenbild „Unserer
Lieben Frau“ zum wichtigsten Wallfahrtsort Vorarlbergs. Die gotische Pfarr- und Wall-
fahrtskirche auf dem Felsen der im 14. Jahrhundert abgebrannten „Veste Rankwil“
entstand größtenteils im 15. Jahrhundert. Die heutige Gnadenkapelle wurde 1657 ange-
baut.
Für die meisten Wallfahrer – bis 1938 alljährlich auch in großer Zahl aus dem Appen-
zell – war Rankweil das eigentliche Wallfahrtsziel. Für viele Pilger auf dem Weg nach
Einsiedeln war Rankweil aber seit jeher ein beliebter Etappenort, in dem man gewisser-
maßen eine „Gnadenzugabe“ erhoffte.
41
Wallfahrtsbasilika auf dem ehemaligen Burgfelsen von Rankweil
Wallfahrtskirche Freienbach am Weg von Oberriet-Blatten nach Eggerstanden
42
Von Rankweil (451m) bis zum Grenzübergang Meiningen (431 m) – Oberriet quert die
Route die Rheintalebene größtenteils auf Feldwegen außerhalb der Siedlungsgebiete. In
Oberriet geht es vom Ortsteil Blatten (425 m) am Fuße der gleichnamigen Burgruine in
Richtung Rüthi, zweigt aber schon im dortigen Ortsteil Oberfeld über den Blosenberg
nach Rehag ab, von wo ein alter Wallfahrtsweg nach Freienbach (647 m) führt.
Freienbach
Hier wurde vermutlich im 17. Jahrhundert ein Bildstöckchen zum Anziehungspunkt für
Wallfahrer. Nach dem Bau einer Maria-Hilf-Kapelle um die Mitte des 18. Jahrhunderts
verstärkte sich der Zustrom, auch mit Bittwallfahrten aus Vorarlberg und Liechtenstein.
Eine 1842 erbaute Kapelle wurde 1970 durch die moderne Kirche Mariä Heimsuchung
ersetzt. Auf den Glasmalereien der Fenster sind neben der alten Kirche von Freienbach
auch die Wallfahrtskirchen von Einsiedeln und Rankweil abgebildet.
Von Freienbach wählt man den weiß-rot-weiß markierten Weg zur Oberrieter Voralpe
Strüssler (800 m). Dort geht man in einer flachen Mulde bis zu einer Wegkreuzung am
unteren Waldrand, danach im Wald aufwärts zur Wogalpe (880 m). Von dort und auf
dem Weiterweg zur Neualpe (959 m) bieten sich immer wieder eindrucksvolle Ausblicke
über das Rheintal. Oberhalb der Neualpe zieht sich ein Forstweg mit geringen Höhen-
unterschieden durch den Bergwald zur Kapelle von Bildstein, wo der höchste Punkt der
Wanderung erreicht wird.
Blick von der Wogalpe über das Rheintal
43
Die Kapelle Maria Hilf zum Bildstein wurde 1867 erbaut und eingeweiht, nachdem im
Bergwald gewaltige Hangrutschungen in Bewegung gekommen waren. Seither fanden
dorthin von Steinegg und Eggerstanden aus alljährlich Bittprozessionen statt.
Von Bildstein gelangt man auf einem asphaltierten Sträßchen gemächlich abwärts in
einer halben Stunde in das Dörfchen Eggerstanden.
Eggerstanden
An der Stelle der 1971-73 erbauten St. Josef-Kirche befand sich früher ein Bildstock, der
angeblich schon im 15. Jahrhundert bestanden hatte und wiederholt erneuert wurde. Der
Ortsteil heißt heute noch Bild.
Von der Kirche geht man etwa 100 m auf dem Gehsteig der nach Oberriet führenden
Straße bis zu einem Wegweiser, bei dem man nach links auf den Möserweg abzweigt.
Dort kommt man nach einem kurzen Gang auf einer Wohnstraße auf die Möser-Wiesen.
Auf einem angenehmen Wiesenweg spaziert man fast eben dahin; auch bei der ersten
Wegkreuzung geht man, nun abweichend vom Möserweg, auf einem geschotterten
Feldweg geradeaus weiter bis zur Einmündung in die alte Eggerstanden-Straße in der
Parzelle Halten (880 m). Dort sieht man bei den nächsten Häusern am Weg eine hohe
alte Linde und unweit dahinter die St. Jakobs-Kapelle, wo die Pilger seit Jahrhunderten
gerne einen kurzen Halt machen. Auf der alten Eggerstanden-Straße erreicht man in einer
halben Stunde den Ortsrand des Dorfes Appenzell.
St. Jakobs-Kapelle in Halten
Das „Bild uff der Halten St. Jacoben“
wurde erstmals 1660 erwähnt. Für
diese kleine Kapelle musste seither
zweimal der Standort gewechselt
werden. Ursprünglich befand sie sich
am alten Saumweg, war beim ersten
Straßenbau im Wege und wurde dicht
neben der neuen Straße wieder
errichtet. Nach dem späteren
Straßenausbau kam der Eingang direkt
an den Straßenrand zu liegen. Wenn
Pilgergruppen dort Halt machten,
mussten sie auf der Straße stehen.
Zum Beheben dieses Nachteils wurde
die Kapelle im Jahre 2002 daneben auf
ein geeigneteres Wiesenplätzchen ver-
setzt und 2003 neu eingeweiht. Im
Inneren befindet sich eine aus dem 17.
Jahrhundert stammende Jakobus-
Statue.
St. Jakobus in Halten
44
Vom Dorf Appenzell nach St. Peterzell
Beim Gang auf der Hauptgasse des Dorfes Appenzell kommt man nach wenigen Minuten
an dem auf der linken Straßenseite stehenden Kapuzinerkloster vorbei. Das 1587
gegründete Kloster wurde 1688 mit der Klosterkirche neu erbaut. Die Altarbilder stam-
men aus dem frühen 17. Jahrhundert.
Unweit des Kapuzinerklosters befindet sich oberhalb der Hauptgasse die Kapelle St. Antonius von
Padua im Rinkenbach. Sie entstand 1661-65 und verfügt über eine reichliche barocke Original-
ausstattung. Sie war in der Vergangenheit auch eine vielbesuchte Wallfahrtskirche. Das erklärt
sich aus dem Umstand, dass die Bauern nicht gewohnt waren, in Antonius von Padua einen ande-
ren Heiligen zu verehren als Antonius, den Einsiedler, der als Beschützer von Mensch und Vieh
galt. Weil man in ihm besonders auch einen Patron der Schweine sah, war er im Appenzeller
Volksmund der „Säulitoni“. Als Viehpatron war der Rinkenbacher Antonius wegen der Verwechs-
lung mit Antonius, dem Einsiedler, auch über das Appenzell hinaus bekannt geworden, weshalb
früher bei Viehseuchen auch Rheintaler Bauern hierher gepilgert waren.
Der heutige Pilgerweg nach Einsiedeln führt nicht mehr unmittelbar an der Antonius-
kapelle vorbei, sondern biegt schon wenige Schritte vom Kapuzinerkloster entfernt nach
rechts zum nordwestlichen Ortsrand ab. Über die Gasse der Sandgrube gelangt man zur
Umfahrungsstraße, der man aber nur wenige Minuten entlang geht. Dabei führt der Weg
auch am Reifungslager des berühmten Appenzeller Käses vorüber. Gleich danach biegt
die Route auf einen Fußweg ab, der durch ein Wiesentälchen dem Kaubach entlang
aufwärts nach Gontenbad (895 m) führt. Der Ort wurde schon in einer Chronik von 1740
wegen seines Heilbades gerühmt. Nachdem das dortige Kurhaus 1907 abgebrannt war, ist
das Bad fast in Vergessenheit geraten. Mit einem neuen Natur-Moorbad wird nun wieder
eine Reaktivierung des Kurwesens angestrebt.
In Gontenbad betritt man in sonnigen Hanglagen eine weite Hochtalmulde, wobei an
der Route asphaltierte Hofzufahrten und Wiesenpfade wechseln. Die Wege haben hier
nur geringe Höhenunterschiede und sind so angenehm begehbar, dass sie über Gonten bis
Jakobsbad auch eigens zum Barfußgehen angeboten werden.
Gonten
Hier stand bereits im ausgehenden Mittelalter eine Kapelle, die der heiligen Verena
geweiht war. Gonten wurde aber erst 1647 eine vom benachbarten Appenzell unabhän-
gige Pfarrei. Die Pilgerroute nach Einsiedeln führt im kleinen Dorfzentrum an der 1863-
66 erbauten Pfarrkirche vorbei. In der neugotischen Kirche befindet sich an der Wand
links vor dem Chorraum eine Madonna mit Kind, die seit dem 17. Jahrhundert als Maria
zum Trost verehrt wird. Dank dieser Marienstatue hatte Gonten im Appenzell bis zur
Mitte des 20. Jahrhunderts auch eine gewisse Bekanntheit als Wallfahrtsort.
Vom südlichen Ortsrand geht man wieder auf ebenen Wiesenpfaden weiter und kommt
nach einer knappen halben Stunde zu einem Campingplatz, wo sich auch eine kleine
Kapelle befindet. Diese St. Anna-Kapelle wurde 1771 erbaut und 2002 renoviert, ist aber
zumeist geschlossen.
Vom Campingplatz kommt man auf einer Verbindungsstraße in wenigen Minuten zum
Kurhotel Jakobsbad. Gegenüber befindet sich die Talstation der Kabinenbahn auf den
Kronberg. Dieser Bereich war für Pilger nach Einsiedeln und nach Santiago de Compo-
stela aus mancherlei Gründen von besonderer Bedeutung.
45
Jakobusverehrung in Gonten
Irgendwann ist die Legende aufgekommen, St. Jakobus der Ältere habe von Santiago aus
zwei Pilgerstäbe weit von sich geworfen und auf den Appenzeller Kronberg fallen lassen.
Darauf sei dort eine heilkräftige Quelle entsprungen. So und auch in abweichenden Ver-
sionen wird jedenfalls seit Jahrhunderten erklärt, weshalb dort eine Quelle Jakobsquelle,
Jakobswasser oder Jakobsbrunn heißt und 1845 das Kurhaus Jakobsbad entstanden ist.
Einen Badebetrieb dürfte es am Ort aber schon ab 1576 gegeben haben.
Am Kronberg befindet sich auch eine St. Jakobskapelle, deren Geschichte bis ins späte
Mittelalter zurückzureichen scheint. Der Standort wurde aber wiederholt verändert, zu-
letzt, weil der 1882 im Kronbergwald für den Kapellenbau gewählte Platz zu feucht und
schattig war. Die jetzige St. Jakobskapelle auf dem Kronberg wurde 1925 erbaut. Man
sieht sie auch vom Tal aus, wenn man von Jakobsbad zum Kronberg hinaufblickt.
Wappen von Gonten
Dass die Beziehung zu Santiago de Compostela im Bereich
Gonten – Kronberg eine lange Tradition hat, geht auch aus
dem schon 1651 belegten Wappen von Gonten hervor.
Dieses zeigt zwei Pilgerstäbe mit den spanischen National-
farben Gold (Gelb) und Rot (Weishaupt, 1998, 52, 154).
In früheren Jahrhunderten gab es alljährlich mehrere Prozessionen auf den Kronberg, an
denen auch auswärtige Wallfahrer teilgenommen haben. Am Sonntag nach dem Jakobs-
tag wird auf dem Kronberg weiterhin mit reger Teilnahme das „Jakobifest“ gefeiert.
Der Bereich Gonten-Jakobsbad gehörte bei den vom Rheintal nach Einsiedeln ziehenden
Pilgern zu den beliebtesten Rast- und Übernachtungsorten. In diesem Zusammenhang
wird neben der Pilgerwirtschaft Dreikönige (jetzt Gasthof Krone) auch ein Bauernhof in
der Flur Semmlen als bevorzugter Ort zum Lagern und Nächtigen genannt (Kamber,
1984, 17). Dafür war auch die Lage im katholischen Innerrhoden gegenüber dem refor-
mierten Außerrhoden mitbestimmend. Diese Grenzlage am Einsiedler Pilgerweg war in
Jakobsbad auch ausschlaggebend für die Gründung des Klosters „Leiden Christi“, das
schon vom Kurhotel aus zu sehen ist.
Frauenkloster „Leiden Christi“
Spätestens seit dem 17. Jahrhundert gab es in Jakobsbad eine Kapelle mit einem bildlin
passionis Christi, das „besonders von den nach Einsiedeln bzw. Santiago de Compostela
wallfahrenden Pilgern verehrt wurde“ (Weishaupt, 1997, 179). Die dortige Liegenschaft
mit der Kapelle wurde 1851 von Schwester Maria Johanna Rosa Blättig aus dem Kloster
Wonnenstein erworben, um hier ein neues Frauenkloster zu schaffen. Die Gründerin starb
allerdings schon vier Jahre später mit nur dreißig Jahren. Die nach ihrem Tod erbaute
Klosterkirche mit einem 1930-31 gemalten Kreuzweg wurde 1980-81 renoviert. Das
Kapuzinerinnenkloster ist heute auch durch seine Klosterapotheke bekannt.
46
Kapuzinerinnen-Kloster „Leiden Christi“ in Jakobsbad
Vom Kloster Leiden Christi geht man auf dem Gehsteig etwa 200 Meter der Straße ent-
lang und danach auf einem nach rechts abzweigenden Bergsträßchen etwa eine Viertel-
stunde aufwärts bis zu den Berghöfen der Parzelle Schneller (930 m). Von dort kommt
man über einen Wiesenpfad auf einen etwas tiefer liegenden Fahrweg, der den Höfen von
Liedergut (905 m) als Zufahrt dient. Bei einem auf einem Bergsporn gelegenen Hof zeigt
ein Wegweiser die Richtung zum Abwärtsgehen durch eine Viehweide. Bald gelangt man
auf einen Feldweg, der durch einen kleinen Waldtobel ins Tal der Urnäsch führt. Nach
einer Straßenquerung führt ein Steg in der Nähe einer alten Furt über den in die Urnäsch
einmündenden Wissbach. Weiter aufwärts kommt man am Friedhof vorbei zu der von
Appenzell nach Urnäsch führenden Straße. Auf deren Gehsteig sind es zuletzt nur mehr
etwa zehn Minuten bis ins Dorf Urnäsch (832 m).
Urnäsch
Oberhalb des Bahnhofs mit der in einer Schleife das Tal querenden Gleisanlage befindet
sich der langgestreckte Dorfplatz mit der reformierten Pfarrkirche und sehenswerten
Holzhäusern des 17. und 18. Jahrhunderts. Kirchlich war Urnäsch im Mittelalter Herisau
zugehörig, hat aber seit 1417 eine eigene Kirche. Das reizvolle Bild des Dorfplatzes ist
vor allem durch die Neugestaltung nach dem Dorfbrand von 1641 geprägt. Damals wurde
auch die reformierte Kirche auf den Grundmauern des Vorgängerbaus neu errichtet.
Volkskundlich interessant ist in Urnäsch besonders das Appenzeller Brauchtumsmuseum.
Zum gegenwärtigen Urnäscher Brauchtum gehört immer noch die Jakobifeier auf der
Hochalp, die an jenem Sonntag stattfindet, der dem Jakobitag (25. Juli) am nächsten ist.
47
Dorfplatz in Urnäsch
Bergbauernhof am Weg zwischen Schönau und Bächli
48
In Urnäsch geht man vom Hauptwegweiser am Kronenplatz (832 m) an der Pfarrkirche
vorbei bis zur aufwärts abzweigenden Schönaustraße. Auf dieser wenig befahrenen
Bergstraße bietet sich schon nach einigen Minuten die Möglichkeit, nach rechts auf einen
etwas steilen Wiesenpfad abzubiegen, auf dem man rasch an Höhe gewinnt. Danach wan-
dert man wieder ein kurzes Stück auf der Straße, wendet dann aber nach rechts auf die
Zufahrt zu den Höfen der Parzelle Bruggli (990 m). Dort kommt man beim letzten Hof
wieder auf einem Wiesenpfad. Unterwegs weitet sich die Aussicht, wobei vor allem die
Nordwände des Säntis immer eindrucksvoller ins Bild kommen. Wenn man nun noch
einen Blick zurückwirft, kann man ein letztes Mal auch noch ein paar Berge des Vorarl-
berger Rheintals und des Bregenzerwalds – am Horizont sogar den Hohen Ifen – erken-
nen. Vom nächsten Geländerücken geht man auf einem Wiesenhang 5 Minuten abwärts
zu den Häusern des Weilers Schönau (1002 m).
Vom Gasthaus Schönau sind es nur ein paar Schritte auf der Staße bis zu einem nach
links abzweigenden Feldweg. Auf einem Wiesenpfad geht es über den Osterbüel (1060
m) weiter zu den Bergwiesen von Fetzeren. Ab der Wegteilung vor dem dortigen Hof
folgt man einem abwärts führenden Wirtschaftsweg zum Waldrand. Nach einem kurzen
Gang im Tobelwald kommt man wieder auf idyllisches Wiesengelände. Dort aber biegt
man bereits am Waldrand scharf nach rechts ab auf einen im Hochmoor ausgetretenen
Pfad. Danach geht es im Wald hinunter zum Tellbach und auf den sonnseitigen Wiesen
bergauf in die Hanglagen mit dem Flurnamen Tell. Nach der Querung der Talstraße
kommt man an einem Einzelhof vorbei und auf einem Wiesenweg zum Hof Sönderli
(1025 m). Beim nächsten Haus geht man im Wiesengelände wieder ein kurzes Stück
abwärts bis zu einer Hofzufahrt. Auf dieser kommt man ein paar Minuten später zum
Berggut Hofstetten (1019 m). Von Schönau bis Hofstetten ist das Wandern ein kurzweili-
ges Auf und Ab mit geringen Höhenunterschieden in einer Landschaft, die noch sehr
reizvoll naturnah erhalten ist. Ab Hofstetten ist es ein gemütlicher Spaziergang auf einem
locker bewaldeten Bergrücken. Dabei öffnen sich auch Ausblicke auf die nahen Höhen
des Toggenburg mit der markanten Berggestalt des Speer (1951 m) und mit dem Berg-
dorf Hemberg. Bei den am westlichen Waldrand anschließenden Wiesenhängen wendet
sich die Route nach rechts und folgt vom obersten Bergbauernhof einem talwärts führen-
den Bergsträßchen. Nach einigen Minuten bietet sich aber bereits wieder die Gelegenheit,
auf einem Wiesenpfad ins Dörfchen Bächli (854 m) zu wandern.
Von Bächli sind es nur mehr 40 Minuten bis St. Peterzell. Zuerst geht man etwa 150 m
auf dem Gehsteig der Straße, spaziert dann auf einer links einmündenden Gemeindestraße
weiter bis zu einer Markierung, welche die Abzweigung auf einen sehr idyllischen Wie-
senpfad anzeigt. Durch die Neckerwies führt der Weg bald durch einen romantischen
Schluchtwald bis zu einer Straßenbrücke. Von dort geht man die letzten 10 Minuten der
Straße entlang ins Dorf St. Peterzell (701 m).
St. Peterzell
Der Ortsname erinnert an ein im 12. Jahrhundert bestehendes kleines Kloster, das damals
als „cella Sancti Petri“ der Abtei St. Johann im benachbarten Thurtal gehörte. Diese
Niederlassung ist möglicherweise aus einer Einsiedelei hervorgegangen. Seit 1555 ist St.
Peterzell eine Propstei des Klosters St. Gallen. Der Ort war seit jeher als Station am Pil-
gerweg nach Einsiedeln geschätzt. An diese Pilgertradition erinnert auch, dass der Altar
der alten Kirche den Heiligen Jakobus, Christophorus und Rochus geweiht war. Die
Kirche wurde 1722, das Kloster 1764 erbaut.
49
St. Peterzell entwickelte sich im 18.
Jahrhundert zum geistlichen Zentrum
im Neckertal. Das Dorf verfügt aber
auch über sehenswerte Bürgerhäuser,
wie zum Beispiel die Holzhäuser am
Kirchplatz, das so genannte Rote Haus
(erbaut 1716, mit Barockmalereien)
und das „Bädli“ am Weg oberhalb des
Dorfes. Der Gasthof „Schäfle“ gegen-
über der Kirche war noch im 19. Jahr-
hundert als „Weißes Haus“ Gerichts-
sitz des Neckertals. Später diente er
zumeist als Pilgerunterkunft. In den
Jahren zwischen 1900 und 1920 war
das Haus vor allem durch den dort
wirkenden Naturarzt Jakob Hugen-
tobler weitum bekannt.
St. Peterzell
50
4.5. Fortsetzung auf dem Ostschweizer Jakobsweg
In St. Peterzell vereinigt sich der Appenzellerweg mit dem von Rorschach nach Einsie-
deln führenden Jakobsweg, dessen Route bereits in verschiedenen Führern beschrieben
ist. Hier sei besonders auf das Buch von Peter Witschi, Wandern auf dem Jakobsweg –
Vom Bodensee zum Vierwallstättersee (Appenzeller Verlag, Herisau, 1. Aufl. 1998)
hingewiesen. So mag es genügen, wenn in der vorliegenden Darstellung der weitere
Routenverlauf nur in geraffter Form skizziert wird.
Die mit braunen Zusatztafeln als Jakobsweg beschilderte Route verläuft vom Dörfchen
St. Peterzell auf einem historischen Wegstück zum Weiler Hofstetten, von dort über
einen langgestreckten Höhenrücken zu den Höfen von Eschenberg (963 m) und danach
abwärts nach Wattwil (610 m) im Thurtal. Hier vereinigt er sich mit dem von Feldkirch
über Wildhaus und durch das Toggenburg führenden Pilgerweg.
Von Wattwil steigt der Jakobsweg am Kapuzinerinnenkloster „Maria der Engel“
und an der Burg Iberg vorbei zum Hof Heid (990 m) am Übergang zwischen Thurtal und
Linthgebiet. Von der Passhöhe am Oberricken (906 m) zieht sie sich abwechselnd auf
Asphaltstraßen und Fußwegen durch die Dörfchen Walde (839 m) und Rüeterswil (714
m) mit weiten Ausblicken gemächlich abwärts nach St. Gallenkappel (561 m) und
Neuhaus (502 m). Von dort ist es nur mehr ein kurzes Wegstück nach Schmerikon (408
m) am Zürichsee. Auf dem Uferweg gelangt man nach Rapperswil (409 m), das seit jeher
ein bedeutsamer Rast- und Etappenort am Weg nach Einsiedeln ist.
Rapperswil am Zürichsee
51
Auf der 2001 neu gebauten Pilgerbrücke kommt man zur Landzunge von Hurden und
überwiegend auf Spazierwegen nach Pfäffikon (412 m). Dort beginnt der Aufstieg zum
Etzelpass (950 m), wo die St. Meinrad-Kapelle und ein altes Pilgergasthaus zur Rast
einladen. Von da geht es abwärts zur Teufelsbrücke und auf einem asphaltierten Sträß-
chen nach Einsiedeln (905 m).
Letztes Wegstück im Aufstieg zum Etzelpass
Einsiedeln
Wer nach Einsiedeln pilgert, tut gut, sich dort in der Kirche und im Kloster Unserer
Lieben Frau etwas näher umzusehen. Dazu ist es vorteilhaft, sich möglichst schon vor der
Ankunft mit geeigneter Literatur vertraut zu machen. Dazu wird von vielen das vom
früheren Abt Georg Holzherr verfasste Buch Einsiedeln – Kloster und Kirche Unserer
Lieben Frau (Verlag Schnell & Steiner, München-Zürich, 1. Aufl. 1987) verwendet.
Seit dem Mittelalter waren für die meisten Pilger die barocke Kirche und die Schwarze
Madonna das mit Abstand wichtigste Ziel. So kehrte man von da wieder zum heimat-
lichen Ausgangspunkt zurück. Dabei war für viele Wallfahrer der Heimweg zu Fuß nicht
weniger bedeutsam wie der Hinweg.
In Zeiten, in denen das Zu-Fuß-Gehen über weite Strecken zu den Beschwerlichkeiten
des Alltags gehörte, hatten die Wallfahrten vielfach mehr von Buße als von einer
erfreulichen Abwechslung an sich. Das hat sich gründlich gewandelt, seit das Weitwan-
dern als Ausgleich zum Bewegungsmangel und als eine alternative Form der Erholung
geschätzt wird. Unter einem neuen Verständnis des Pilgerns hat ein tage- und
wochenlanges meditatives Gehen überhaupt einen so hohen Stellenwert gewonnen, dass
manche sagen: „Der Weg ist das Ziel“. Das kann Grund genug sein, das Pilgern über
52
Einsiedeln hinaus bis Flüeli Ranft, nach Taizé oder Lourdes oder buchstäblich als
Jakobspilger bis Santiago de Compostela fortzusetzen.
Es gibt auch eine Spiritualität der Pilgerschaft, die eher darauf ausgerichtet ist, „sich
unterwegs vom Ziel überraschen zu lassen“. Wie das erlebt werden kann, hat zum
Beispiel Raimund von der Thannen nach seinem Pilgerweg von Feldkirch nach Lourdes
geschildert. Schon an den ersten fünf Wandertagen nach Einsiedeln und Flüeli Ranft
konnte er „soviel Positives erfahren, Wertvolles erleben, dass sich das Unternehmen
schon gelohnt hat“. Daher sein Rat: „Ich kann nur empfehlen, sich einmal eine Woche
auf Pilgerschaft zu begeben“ (Von der Thannen, 2001, 59).
Maria Einsiedeln
53
5. Resümee
Die Routenführung des „Münchner Jakobswegs“ zwischen Scheidegg und Bregenz sowie
die Verknüpfung mit dem Ostschweizer Jakobsweg wurden im Zusammenhang mit dem
Vorarlberger Wanderwegekonzept geprüft. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusam-
menfassen:
Bei dem im Jahre 2003 eröffneten „Münchner Jakobsweg“ entspricht es sowohl
den verkehrs- und wallfahrtsgeschichtlichen Bezügen wie auch den heutigen
Interessen von Jakobspilgern, dass ab Weiler im Allgäu zwei Varianten mit den
Zwischenzielen Lindau und Bregenz angeboten werden.
Während die bis Lindau führende Route mit langer Tradition ihre Fortsetzung auf
dem in Rorschach beginnenden Ostschweizer Jakobsweg hat, empfiehlt sich ab
Bregenz vor allem der Zugang über Altstätten und durch das Appenzell.
Die Routenführung konnte im unteren Vorarlberger Rheintal im Rahmen des
2005 fertiggestellten regionalen Wanderwegekonzeptes bereits fixiert werden.
Die Fortsetzung über Altstätten – Stoss – Appenzell – Gonten – Urnäsch ist
historisch ausreichend begründet und für die Bedürfnisse heutiger Fußpilger
sowohl landschaftlich wie auch kulturgeschichtlich außerordentlich attraktiv.
Die Bedeutung der Routenführung durch das Appenzell erhöht sich durch die
Vereinigung mit den wichtigen Zugängen über Dornbirn nach Altstätten und von
Rankweil über Eggerstanden nach Appenzell.
Der Zugang durch das Appenzell mündet in St. Peterzell in den Ostschweizer
Jakobsweg, während in Wattwil der vom Arlberg über Feldkirch ins Toggenburg
führende Pilgerweg hinzukommt.
Die Verbindungsmöglichkeiten durch das Appenzell wurden mit wiederholten
Begehungen geprüft. Die letztlich ausgewiesene Route wurde sowohl mit
Historikern, als auch mit Vertretern der für Wanderwege zuständigen kantonalen
Stellen erörtert und nach kleinräumigen Modifikationen als durchgehend geeignet
erkannt.
In welcher Weise die Zugänge durch das Alpenrheintal präsentiert werden, bleibt
vorerst den Verfassern fundierter Führer überlassen.
54
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