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Es war alfo die Derteidigung von Bregenz von der Wehrmacht
Sonntag nachmittags befhlofen worden. Herrn Sriß Gaudi
von Bregenz gebührt. das ardbße Derdienjt, den
Schleier in. diejler Angelegenheit -gelüftet zu
haben. Er brachte die erfte Alarmnachricht in die Stadt. Und das
Fam Jo: Id Jaß mit Dr. Arnold und Walter Haug gegen 5 Uhr nad)=
mittags im Deut/hen Haus. Alles war froher Stimmung, Bregenz
war zur offenen Stadt erklärt, der Krieg eigentlid für uns vorbei.
Der Schlaf war gefidhert, und die Stürme zu den Bunkern hatten
endlich ihr Ende gefunden. Wir waren gerade im Begriffe, einen
Jaß zu machen; da fommt Herr Srig Gaudl ins Kaffee mit ernfter
Siene, und er winkt mir bedeutungsvoll. Ih gehe aleidh zu ihm, und
er teilt mir mit, daß er von der Klaufe Fomme und von dem Wacht-
poften bei den Betonklögen erfahren habe, daß die Blöcke geladen
jeien. Auf feine Srage, was fie hier zu tun hätten, befam er zur
Antwort, fie wüßten es eigentlidh nicht recht, ob fie Jprengen follten
oder nicht. Herr Srig Gaudsl [Hloß: „Da ift beftimmt ein militärifdher
Schwindel dabei; was foll man tun?” IH erklärte ihm, daß id fofort
eiwas unternehmen werde, verabfdhiedete mid von der Gefellfchaft
und eilte zu Dr. Jenny, um mir ein Rad auszuborgen. IH wollte
mich Jelbft von der Sache überzeugen. Bei den Barrikaden erhalte ich
von beiden Doften diefelbe Auskunft wie BGaudl. IH redete dem
Doften beim BGafthaus zu, er möge doch nicht fprengen, worauf er
mir Jagte: „Jh werde es ja nicht tun, aber die da oben”, und dabei
wies er auf die Deranda des Bafthaufes; zugleid) bat er mich, weg-=
zugehen, da er mit niemanden reden dürfe. Ih war damals der Mei-
nung, daß der Zug vom Ießten Sonntag id nody im BGafthaufe
befinde und unterließ es leider, auf die Deranda hinaufzugehen.
Nun fuhr id nad Lochau, um meinen Bruder zu Juchen, damit
er etwas unternehme, da er ja doch vor kurzer Zeit als Major beim
Standortälteften in Bregenz Dienft machte. IH fuhr zum Mangold,
niemand wußte etwas von ihm. Endlich fand ih ihn beim Herın
Deuring (Hoarig genannt), ebenfalls in froher Stimmung im Kreife
einer lieben Sefellfhaft. IH erzählte ihm diefe MNeuigkeit und bat
ihn, doch hier einzugreifen. Er verfprach mir, rad) nadhzukommen,
und id) fuhr [Hweren Herzens eilends in die Stadt.
Hier ging id) zuerft zum Bürgermeilter von Schwerzenbadh und
teilte ihm die Sachlage mit. Es dürfte gegen 8 Uhr abends gewefen
fein. Er zeigte fid fehr betroffen und Fonnte es Faum glauben. Ih
machte die Bemerkung, daß man vielleicht vergeffen habe, einen Befehl
an die Befaßung der Klaufe zu geben, die Betonklsge zu entladen
und daß man wohl vergeffen habe, diefe Befagung überhaupt abzu-
berufen. Id fragte ihn, wer der Stadtfommandant fei. Er wußte es
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