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Full text: Vorarlberger Landesbibliothek, Sankt Gallusstift, Bregenz - Eröffnung des Kuppelsaales

Zermatt 
Pfarrkirche St. Mauritius 
eingeweiht 1914 
gendstilgotik der St. Pauluskirche in Luzern (1912). Adolf Gratwanderung zwischen Historismus und Moderne. 
Gaudy war nicht nur ein akademischer Eklektizist und 
schöpferischer Anverwandler der Stile, sondern wußte sich 
auch mit bedeutenden Künstlern zu umgeben, welche seine 
frühen Kirchen mit Glanz und Farbe füllten: die Maler und Gaudy dehnte seinen Aktionsradius vor allem in Richtung 
Glasmaler Fritz Kunz (1868-1947) von Zug und Richard Nü- Zürich und Innerschweiz aus. überraschend ist sein plötzli- 
scheler (1877-1950) von Zürich, der Münchner Glasmaler ches Auftreten im Oberwallis, wo Bevölkerungswachstum 
Franz Xaver Zettler (1841-1916), die Einsiedler Bildhauerfir- und Tourismus neue Kirchenbauten bedingten. Gaudy, wie- 
ma Payer und Wipplinger sowie die Zuger Stukkaturfirma derum gefördert durch P. Albert Kuhns Gutachtertätigkeit, 
Zotz und Griessl, um nur einige Namen mit Klang zu nen- setzte sich geschickt in Szene. Seine gerühmten Bergkir- 
nen.'2? Trotz und gerade wegen dieses Großaufgebots an chen in Bristen UR (1911) und Rieden SG (1913/14) hatten 
Architektur und Kunst fühlt sich der heutige Mensch nicht unter Beweis gestellt, daß er nicht nur mondäne Stadtkir- 
ganz wohl in Gaudy’s Stadtkirchen, als wäre die Raum- chen, sondern auch ländliche Gotteshäuser bauen konnte. 
schale zu gewaltig und streng, die Ausstattung zu kostbar Zudem hatte er die Forderungen des 1905 gegründeten 
und glatt, die Malerei zu figürlich und bunt, der Stuck zu vir- Heimatschutzes nach mehr schweizerischer Eigenart im 
tuos und weiß, das Raumklima zu gemessen und kühl. Die Bauen ernst genommen. Seine Walliser Kirchen sind denn 
Polyphonie der Künste und Stile entzieht auch - mindestens was das Äußere an- 
sich zwar dem Vorwurf der Nachahmung, belangt - ebenso einfache wie rustikale 
darf aber auch keinen Anspruch auf be- Schöpfungen. Die Kirche in Zermatt 
sondere Originalität erheben. Gaudy’s (1914) ist “ein typisches Beispiel dafür, 
Versuch, den profanen Jugendstil, ba- daß es möglich ist, ‘überzeitliche’ Bau- 
rock verbrämt, in die Kirchen hinein- ten zu schaffen. Sie paßt sich der 
zutragen, war eine kurze und gefährliche großartigen Gebirgswelt prachtvoll an 
Da
	        
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