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Full text: 90 Jahre Freiwillige Feuerwehr Doren

Bis zum Bau des Schießstandes in Brenden wurde auf einer Wiese im Kirchdorf, heute noch Scheibe genannt, 
geprobt. Bereits im August 1914 erging ein B~_reitschaftsbefehl, d_ie Folge_ war eine _straffe Organisation, ein 
Austreten aus dem Verein war nicht mehr möglich. Nach der Knegserklarung Italiens mußten am Pfingst- 
sonntag 1915 die 4 7 Standschützen, meist ergraute Männer und ganzjunge Burschen einrücken und wurden 
an die Dolomitenfront verlegt. 
Durch den Auszug dieses letzten Aufgebotes wurde es noch stiller und trostloser im Dorf. Fast genau die 
halbe männliche Bevölkerung, gerechnet vom Kleinkind bis zum Greis stand im Kriegsdienst. Nicht genug, 
wurden auch die Pferde und zum Teil auch Wagen requiriert. Die ganze schwere Bauernarbeit blieb den 
Frauen und Mädchen, Schulkindern und Greisen. Als Zugtiere wurden Kühe und Jungrinder angelernt. 
Überdies brach im Herbst 1915 noch die Maul- und Klauenseuche aus, von der 14 Höfe heimgesucht wurden. 
Die Versorgungslage wurde immer schlechter. 75 % der Butter- und Käseerzeugung mußten abgeliefert wer- 
den. Brot Mehl und die meisten anderen Lebensmittel waren streng rationiert. Auch der Mangel an Schuhen 
und jede Art von Textilien war groß. Schlimm stand es auch mit der Beleuchtung. Im Winter wurden pro Hof 
und Monat 2 Liter Petroleum zugeteilt, im Sommer gar keines. Blühend war nur der Schwarzhandel. 
Im Spätherbst 1918 wurde an allen Fronten Waffenstillstand geschlossen. Durch eine abweichende Aus- 
legung gerieten große Truppenteile, darunter viele Dorener _in italienische Gefai:igenschaft. Manchem blie- 
ben Malariaanfalle als böse Erinnerung an schlechte Zeiten bis ans Lebensende nicht erspart. Nach und nach 
kehrten die Männer in die hungernde, aber von direkten Kriegseinwirkungen verschonte Heimat zurück. 
Durch harte Arbeit wurden die Felder wieder ertragreicher, Rinder- und Pferdebestände wurdeaufgefüllt. 
Zur Linderung der Hungersnot wurden Kartoffeln und Getriede gepflanzt. Aus dem Großstaat Osterreich- 
Ungarn wurde die kleine Alpenrepublik. Als Folge des verlorenen Krieges kam die Inflation. Mancher 
konnte günstig seine Schulden loswerden, andere verloren alle Ersparnisse und standen vor dem Ruin. Die 
Sanierung der Währung erfolgte 1922, für 100.000 Kronen gab es einen Schilling. Nun wurde wieder gespart, 
investiert und ein wirtschaftliches Zwischenhoch eingeleitet. lm Winter 1920 leuchtete erstmals in einem 
Großteil der Häuser das elektrische Licht. Vorher bestanden schon mehrere Kleinkraftwerke, so in Brenden, 
Huban und Säge. 
Im Jahre 1924 geschahen zwei Dinge von weitreichender Bedeutung, welche die wirtschaftliche Struktur, 
auch die der heutigen Zeit, stark beeinflussen. Der Schmiedemeister Ludwig Steurer erbaute in He missen 
eine mechanische Werkstätte. Vorausschauend hatt sich der Betrieb schon bald auf die Erstellung von land- 
und forstwirtschaftlichen Seilbahnen eingerichtet. Nach dem zweiten Krieg wurde die Produktion und Mon- 
tage von Sessel- und Schleppliften aufgenommen. Uber nun bald 6 Jahrzehnte reicht die kontinuierliche Auf- 
wärtsentwicklung des wirtschaftlich soliden Familienunternehmens. 
Die Landeskäsereischule hatte nach dem Kriege ihre Bedeutung verloren. Deshalb schlossen sich die Land- 
wirte von Huban im gleichen Jahre wieder zu einer Genossenschaft zusammen und verkauften das Käserei- 
gebäude dem Lande ab. Die Übernahme in eigene Hände blieb eine Voraussetzung für den Neubau Anfang 
der Sechzigerjahre und die folgende Angliederung der Sennereien Sulz, Brenden, Krumbach und Thal. 
1926 wurde das 90 Jahre vorher in etwas luftiger Bauweise erstellte Schulhaus abgebrochen und durch das 
heutige Gebäude ersetzt. Im Neubau waren ursprünglich wieder zwei Schulklassen, SchuLleiter- und Mesner- 
wohnung, die Gemeindekanzlei und die Raiffeisenkasse untergebracht. 
Ein schöner Aufschwung ist im Vereins- und Kulturleben zu vermelden. 1m September 1924 feierte der 
Musikverein mit einem großen Fest das hundertjährige Bestandsjubiläum. 1929 wurde der Sportverein ins 
Leben gerufen. Er hat mit Erfolg seine Hauptaufgabe bis heute in der Förderung aller Wintersportarten gese- 
hen. In dieser Zeit erlebte auch das Theaterwesen seine Hochblüte. Unseren Senioren unvergeßliche Auf- 
führungen wie „Genoveva", ,,S' Nuller!" usw. standen auf dem Programm und zogen die Besucher aus nah 
und fern an. Sogar an Singspiele, dem Vorgänger des Musical, wagte man sich mit Erfolg heran. 
lm Sommer 1935 kam es unterhalb des Kirchdorfes zu einer riesigen Hangrutschung. Nach einem ersten 
Abgehen des „Gschliefes" mußten die Anrainer tagelang zusehen, wie sich das darüber befindliche Gelände 
setzte. Die Weißach wurde zu einem großen See aufgestaut und fraß sich erst viel später wieder einen Abfluß. 
Im Hause Fehr mußte, um Schlimmeres zu verhüten, das Tragseil der landwirtschaftlichen Seilbahn abge- 
schnitten werden. An der Abrutschstelle war vorher alles bewaldet und ruhig. Dagegen gab es gegen Schno- 
ran zu schon früher Senkungen.
	        
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