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Full text: Die älteste Geschichte des Bundeslandes Vorarlberg bis 536 nach Christus

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später machten die Zuthun gen, nahe Verwandte -der Alemannen, von der 
mittleren Donau aus durch Oberösterreich, Salzburg und Kärnten (damals 
Norikum genannt), einen Raubzug nach Oberitalien, erlitten jedoch in den 
Apenninen und in der Ebene des Po durch Kaiser Aurelian (von 270 an) 
schwere Verluste. Kaiser Aurelian trieb die Juthungen über die Donau Zu­ 
rück, kam dann auch nach Rätien, wo die Alemannen eingebrochen waren und 
besiegte auch diese (271) 4. Einen dauernden Erfolg errangen die kriegerischen 
Alemannen im Jahre 282; da gelang es ihnen, den Römern das ganze 
Gebiet von der Donau bis zum Bodensee abzunehmen. Bon dort an war die 
nördliche Grenze Rätiens der Bodensee und der Argenfluß. Was westlich der 
Iller und nördlich des Argen, Bodensees und Rheines lag, behaupteten die 
Alemannen. Das Land östlich der Iller bis Zur Donau blieb noch römisch. Run 
war Brigantium in der Nähe des wilden Volkes der Alemannen und in sehr 
gefährdeter Lage. In kluger Voraussicht hatten schon etwas vorher die Römer 
eine neue Heeresstraße angelegt, welche Brigantium über Sonthofen, Lermoos 
und den Fernpaß mit Veldidena (Wilten) und der Brennerstraße verband. 
Wenn die Alemannen die Verbindung über Chur mit Italien zerstörten, war 
dann noch eine Zweite, weniger gefährdete Straßenlinie vorhanden. Die Ober­ 
stadt (Kastell) in Brigantium bekam von neuem große Bedeutung, und der Be- 
sehlsstab der Flottille zur Bewachung des Bodensees erhielt seinen ständigen 
Sitz in Bregenz 
Zur Sicherung der Straße aus Rätien über Wilten und den Brenner, die 
jetzt für Heranziehung von Truppen und Lebensrnitteln aus Italien besonders 
wichtig war, wurden zwei große Stationen in T e r i o l i s und Fötibus ange­ 
legt. Ersteres verlegt die Mehrzahl der Forscher nach Zirl (Martinsbühel). Dort 
faß eine starke römische Besatzung mit einem Tribunen (Obersten) als Befehls­ 
haber. Zu wenig geklärt ist noch die Lage der Station Fötibus. Jedenfalls 
war diese südlich des Brennerpasses, wahrscheinlich in der Nähe von Sterzing, 
am Eingänge ins jetzige Pfitscher Tal (der Name Pfitsch von Foetibus) \ Viel 
umstritten ist auch die Frage, ob die römische Straße unmittelbar über den 
Brennerpaß geführt habe oder über den westlich davon liegenden Höhenzug. 
Durch die neueste Auffindung einer zwanzig Meter langen und drei Meter 
breiten Strecke einer alten Straße ganz römischer Bauart in der unmittelbaren 
Nähe des Brennersees scheint nun der Beweis erbracht, daß die römische Straße 
über den Paß selbst führte ü Es ist übrigens möglich, daß anfänglich nach der 
Croberung ein römischer Saumweg über den westlichen Höhenzug ging und 
erst etwas später die Fahrstraße über den Paß gebaut wurde. 
Die Römer hatten die erste Erkenntnis von der Notwendigkeit einer An­ 
schlußstraße über Sonthofen und den Fernpaß nach Zirl und zum Brenner wohl 
schon in den Jahren 214 und 222 gewonnen, in welchen die Alemannen erst­ 
mals verwüstend in Rätien eingefallen waren 8. Damals dürfte die römische 
Station Ebodurum (Bendern—Schaan) zerstört worden sein, welche in 
der Karte des Ptolemäus verzeichnet ist, jedoch in der Peutingerschen Karte 
um 230 n. Chr. schon nicht mehr erwähnt wird. Wahrscheinlich um 271 oder 
282 zerstörten dann die Alemannen auch die wichtigen Stationen K l u n i a 
und M a g i a (Maienfeld), die wohl um 230, aber nicht mehr im Itinerarium 
Antonini (320) genannt werden. Dadurch war augenfällig bestätiget, wie sehr 
der römische Generalstab das Richtige getroffen, als er vorher für eine Ver­ 
bindung mit der Brennerstraße gesorgt hatte. Diese war viel weniger gefährdet. 
Bald nach 282 ließen sich die über eine ganz außerordentliche Volkskraft 
verfügenden Alemannen auch in den agri decumates nieder, dem sogenannten
	        
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