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Full text: Die älteste Geschichte des Bundeslandes Vorarlberg bis 536 nach Christus

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bestehenden legio fulminatrix wunderbar gerettet. Es kam ein Gewitterregen 
und erfrischte das Heer. Die Feinde wurden besiegt. Die Heiden schrieben die 
Rettung dem Gebete Les Kaisers zu". Um 300 n. Chr. erlitt der h l. Mau­ 
ritius bei Agaunum, dem jetzigen St. Maurice im Kanton Wallis, den 
Martertod für den katholischen Glauben. Mit ihm starben auf Befehl des 
Kaisers Maximian, eines Mitregenten Diokletians, eine große Anzahl römi­ 
scher Soldaten den Martertod für Christus, zum Teile in Agaunum, zum 
Teile auf dem weiteren Heereszuge gegen Norden. Sie gehörten zur thebaifchen 
Legion, welche fast nur christliche Soldaten aus Oberägypten umfaßte, und 
weigerten sich, an der Christenverfolgung des Kaisers Maximian sich zu be­ 
teiligen^. Beide Legionen, die fulminatrix und die thebäische, beweisen die 
große Verbreitung der katholischen Religion unter den römischen Soldaten 
und die Möglichkeit, daß das Christentum zuerst durch römische Soldaten nach 
Brigantium kam. 
Auch durch rätische Krieger, die zum römischen Heere zahlreich rekrutiert 
wurden und dann in vielen Gegenden des weiten römischen Reiches Kriegs­ 
dienste leisteten, kann das Christentum zu uns gekommen sein, indem solche als 
Christen in ihre rätische Heimat zurückkehrten. Ebenso ist es möglich, daß 
L a i e n ch r i st e n, die vor den blutigen Verfolgungen der Christen aus Ober­ 
italien über die Alpen flüchteten, an der Ausbreitung der christlichen Religion 
bei uns mitarbeiteten. 
Daß es während der großen diokletianifchen Verfolgung auch in Brigan- 
tium Märtyrer des christlichen Glaubens gab, läßt sich zwar geschichtlich nicht 
nachweisen, ist aber recht wohl möglich". Auch in den anderen nunmehr öster­ 
reichischen Alpenländern gab es in jener großen Christenverfolgung christliche 
Märtyrer. Hieher gehören der bl. F l o r i a n (ch 304), wahrscheinlich ein Offi­ 
zier des römischen Heeres, welcher bei Lorch in Oberösterreich in die Enns ge­ 
stürzt wurde; der hl. Maximilian, der Apostel Rorikums (Salzburg und 
Steiermark mit Kärnten), ch ungefähr 305; dann der hl. Bischof Vikto- 
r i n u s, welcher zu Pettau (jetzt jugoslavisch) a. d. Drau in Steiermark im 
Jahre 303 des Martertodes starb". 
Unter den vielen aufgedeckten Gräbern des römischen Brigantium ist 
nur ein einziges, welches die Altertumsforscher für ein christliches halten. Der 
Deckel eines Sarkophages nämlich war eine große Bleiplatte (jetzt im Landes­ 
museum bei den römischen Altertümern), die Verzierungen in Perlstab-Manier 
trägt, wie sie in der morgenländischen Kirche üblich waren. Die Forscher glau­ 
ben, daß es sich um ein christliches Grab handelt". 
Daß man bisher nicht mehr Spuren christlicher Gräber gefunden, spricht 
keineswegs gegen das Bestehen einer christlichen Gemeinde im römischen Bre­ 
genz, weil ja die Römer zur Kaiserzeit ihre Leichen der Verbrennung über­ 
gaben und die Asche in Urnen aufbewahrten. Dies blieb so auch in Brigantium 
bis in das dritte Jahrhundert n. Chr.". Die christliche Religion aber hielt vom 
Anfänge an am Begräbnisse in der Erde fest", weil auch Christus, ihr gött­ 
licher Stifter, unter der Erde (in einem Felsengrabe) beigesetzt worden, aus 
dem Grabe wieder auferstanden und hernach in den Himmel ausgefahren ist. 
Von der Erde werden auch wir einstens wieder auferstehen. Daher konnten die 
Christen weder in Rom, noch in Bregenz oder anderswo, die Leichenverbrennung 
annehmen. *) Sie hatten in Bregenz wohl, wie in Rom, eine eigene Begräbnis- 
*) Das neue kirchliche Gesetzbuch (Codex Juris Canonici) enthält im Kanon 
1203 ein ausdrückliches scharfes Verbot der Leicheniverbvennung, weil der modernen 
Lei ch e nv e rb re nn ung eins ganz unchäubifle Absicht inne wohnt.
	        
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