Kulturerbe des Verkehrs in Vorarlberg
1
WELCHE ZUKUN FT FÜR ALTE WEGE, STRASSEN UND BAHNANLAGEN?
VON HELMUT TIEFENTHALER
1. Landschaftswerte der Verkehrskultur
Das Bild jeder Kulturlandschaft hat etwas zeitbe-
dingt Vorläufi ges an sich. Ihre Werte hängen im
Alltagsleben wesentlich von ihrer momentanen
Nützlichkeit ab. Das sieht man am deutlichsten
bei der Verkehrsinfrastruktur. Bei dieser versteht
es sich von selbst, dass ungenügend leistungs-
fähige Trassen ausgebaut oder durch Neuanlagen
ersetzt werden. Die Frage nach so etwas wie „blei-
bendem Wert“ scheint sich zu erübrigen. Dies erst
recht, wenn die zu ersetzenden Bauten und
An lagen ohnehin keine nennenswerten ästhe-
tische Qualitäten an sich haben. Wo eine Straße,
Bahnanlage oder Freileitung in der Landschaft als
störender Eingriff auffällt, kann die ersatzlose
Beseitigung sogar als Gewinn verstanden wer-
den.
Umgekehrt verhält es sich, wenn eine Verkehrs-
anlage als Beispiel des Harmonierens von Natur
stiftendes Erbe einer anderen Zeit erkannt wird.
Was in der Landschaft das Erleben von Heimat
ausmacht, besteht aus vielerlei Kleinelementen.
Diese sind Merkmale der Dauerhaftigkeit, deren
Wert umso höher einzuschätzen ist, je mehr unter
einem allgemeinen Beschleunigungs- und Ver-
änderungsdruck die Orientierung an symbolstark
Haltbarem verloren geht.
Die Zeugnisse der Verkehrskultur haben norma-
lerweise nichts aufdringlich Effekthascherisches
an sich. Sie müssen als „historische Verkehrs-
wege“ nicht einm al besonders alt sein und kön nen
so schlicht anmuten wie ein gewöhnlicher Feld-
weg. Zu dessen Eigenart gehört das Anschmiegen
an die natürlichen Geländeformen. Sie wird oft
auch noch akzentuiert durch wegbegleitende
Landschaftselemente, wie Hecken und Baum-
reihen, Mauern und Zäune, Bildstöcke und Weg-
kreuze. Dabei entstanden nebenbei vielerlei Kl ein-
biotope, deren ökologischer Wert nicht zu unter-
und Kultur und zugleich als ein Beziehung schätzen ist.
Je mehr Straßen asphaltiert werden, desto mehr wird ein alter Feldweg – hier ein Beispiel in Schnifi s – als wertvolle
Bereicherung der Landschaft geschätzt.