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Full text: Alter Flexen und Gafriweg Zwei historische Saumpfade als Kulturwanderwege

Wandel der Verkehrsverhältnisse nach dem Bau der Flexenstraße 
Die Fertigstellung der Flexenstraße mit Fortführung bis Lech (1901) und Warth (1908) 
verhalf dem Tannberggebiet zu einer völlig neuen Entwicklung als T ourismusregion. 
Die mit der Arlbergbahn leicht gemachte Zugänglichkeit hatte ein rasches Zuneh- 
men der Sommergäste zur Folge. Im Winter machte die günstige Erreichbarkeit 
mit der Bahn und auf einer gebahnten Straße bald zudem einen ungeahnten Auf- 
schwung des Skisports möglich. 
Vor dem Einsetzen des Kraftfahrzeugverkehrs gehörten die nur drei bis vier Meter 
breiten Straßen über den Arlberg- und Flexenpass zu den am meisten bevorzugten 
Wanderwegen. Die alten Saumwege dienten anfangs fast nur mehr als Zugänge zu 
den dortigen Bergmähdern und Alpweiden und wurden um die Jahrhundertwende 
als Wanderrouten nur mehr wenig begangen. Sie fanden anfangs immerhin noch 
gelegentliche Erwähnung in verkehrsgeschichtlichen Erinnerungen. Als die Flexen- 
straße bereits fertiggestellt war, wurde der Steig „über Rautz“ in einem Zeitungsarti- 
empfohlen.23 
kel des Reiseschriftstellers Isidor Müller noch als „eine liebliche Partie“ 
In der Reise- und Wanderliteratur finden die historischen Saum- und Wanderwege 
über den Flexen aber bald kaum mehr Beachtung. Selbst in dem von Walther Flaig 
verfassten und 1929 erschienenen ersten   Bergwanderbuch für das Arlberggebiet 
erwähnt.24 
und die Klostertaler Alpen sind sie nicht mehr     
Die Instandhaltung des Alten Flexen und des Gafriwegs wurden zwar immer mehr 
vernachlässigt, sie blieben in den topografischen Karten aber noch bis 1950 ersicht- 
lich. Danach scheint der Gafriweg in der vom Bundesamt für Eich- und Vermes- 
sungswesen herausgegebenen Österreichischen Karte 1:50.000 aber nicht mehr auf, 
obwohl sonst mehr als zuvor auch Bergpfade ohne touristische Eignung eingetragen 
sind. Die Route über das Gafri verschwand ebenso aus der relativ genauen Alpenver- 
einskarte der Lechtaler Alpen und des Arlberggebiets (1:25.000, Nr. 3/2 1995) und in 
anderen Wanderkarten. In mehreren nach 1980 herausgegebenen Wanderkarten war 
auch der Alte Flexen nicht mehr enthalten. 
Wie sehr die historische Wegverbindung Rauz-Zürs in der zweiten Hälfte des 20. Jahr- 
hunderts in Vergessenheit geraten war, zeigte sich deutlich bei der Routenkonzep- 
tion für den Nordalpinen Weitwanderweg 01 vom Neusiedlersee zum Bodensee, der 
ist.25 
zugleich als Europäischer Fernwanderweg E 4 alpin ausgewiesen Als für diesen 
zwischen 1970 und 1975 die geeignetste Route durch Vorarlberg erkundet wurde, 
brachte zwischen Rauz und Zürs der kartografisch nicht mehr existente Gafriweg 
in einer Weise in Verlegenheit, dass für den nötigen Lückenschluss die Flexenstraße 
wurde.26 
gewählt Dass der Weitwanderweg 01 / E4 in heutigen Wanderkarten im 
23 Isidor Müller, Der Tannberg und die neue Flexenstraße. In: Bote für Tirol und Vorarlberg, 83. Jg., Nr. 167, 26. Juli 
1897, S. 1351. 
24 Walther Flaig, Der Arlberg und die Klostertaler Alpen mit den Grenzgebieten des südlichen Bregenzerwaldes, 
Innsbruck 1929. 
25 Helmut Tiefenthaler, Weitwanderwege durch Vorarlberg. In: Montfort 57 (2005), H. 4, S.365-367. 
26  Robert Wurst, Werner Rachoy, Franz Groissböck, Vom Neusiedlersee zum Bodensee – Nordalpiner Weitwander- 
weg 01, Graz/Wien/Köln 1980 (2. verb. Aufl.), S. 137.  
	        
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