Dorubirner
Nee.
Organ für alle gemeindeamtlichen Kundmachungen.
10.Sonntag, 6. März1870.
Liebe Mitbürger!
Ein schreckliches Unglück hat in der Nacht vom letzten Sonntag
auf den Montag die Bewohner von Satteins heimgesucht. Ein
Brand, dessen Entstehungsursache noch nicht ermittelt ist, äscherte in wenigen
Stunden über vierzig Häuser ein und machte über sechzig Familien
obdachlos. Etwa die Hälfte dieser Verunglückten gehört der Classe
der Armen an und hat in den unbezwinglichen Flammen Alles was
sie zum Leben bedarf eingebüßt: Möbel, Kleider und den vom Winter
erübrigten Rest von Lebensmitteln. — Die Nachbargemeinden bieten
alles auf, um die Lage dieser Armen und Hilflosen zu erleichtern.
Auch wir wollen nicht zurückbleiben; wir wollen thun, was man hier
allemal und mit glänzendem Erfolge gethan hat, wenn Unglück und
Elend unsere Nachbarn, unsere Mitmenschen betroffen; wir wollen den
Armen brüderlich mittheilen von dem, was ein gütiges Geschick uns
unversehrt bewahrt hat. Lasset uns eingedenk der Worte handeln,
welche der größte Wohlthäter der Menschheit gesprochen: „Seelig
sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."
Lebensmittel, Kleider, Geld und andere Spenden für die armen
Satteinser werden im Laufe der Woche in der Gemeindekanzlei und
bei den Viertelgemeinderäthen entgegen genommen.Zur Bequem¬
lichkeit der Einwohner wird die Gemeindevorstehungvom Mittwoch
ab einen Sammler im Orte herumschicken; derselbe wird natürlich
jene Häuser, von welchen bis dahin bereits etwaseingegangen ist,
nicht besuchen. Ende der Woche wird das Ergebniß der Sammlung
nach Satteins, wo bereits ein Comite zum Empfang und zur Ver¬
theilung solcher Gaben bestellt ist, abgeführt werden.
Dornbirn, am 4. März 1870.
Der Bürgermeister: Dr. Waibl.Nr