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Funkensonntag 1871. Vielseitig wurde bemerk t, daß schon seit Langem
die Funken nicht mehr so schön und so zahlreich gebrannt haben , als dies
Jahr. Was liegt doch für ein eigener Zauber im Anblick d ieser Freuden¬
feuer, die wie ve rabredet im ganzen Land an allen Berghalden bis hoch
hina uf sich zu gleicher Stunde en tzünden, und ihr fröhliches Licht weit über
das ganze Land hinaussenden, den Anzug des Frühli ngs verkündend ! — Es
freue sich was da athmet im rosigen Lich t! Die Nacht des Wi nters ist vor¬
über, die Natur erwachet aus ihrem Schla fe zu fröhlichem Leben, und bald
beginnt sie jene tausen d fache Prach t zu entfalten, die ewig gleich und ewig
neu nie aufhören wird, das Auge des Menschen zu entzücken und zu be¬
n glücken. Zur
gleichen Stunde, wo diesm al die Funken aufflammten,
w urden zu Versailles bei Paris die Präli minarie n des Frieden s zwis chen
den Bevollmächtigten des deutschen Reic hes und Frankreichs unterzeichnet.
Der denk würdig e Krieg , der am 19. Juli vorigen Jahres durch Frankreich
in ganz ungerechtfertigter und hochmüthiger Weise begonnen wurde, ist be¬
endet. In einer Weise, wie die Weltgeschichte kein Beispiel ke nnt, wurde
das stolz e und starke Frankreic h von den verbündeten deutschen He eren unter
Preußens Führu ng niedergeworfen. Frank reich muß nun an das de utsche
Reich den Elsaß und Deutschlothringen mit Metz und Longwiy abtre ten;
überdies hat es innerhalb drei Jahre n die Summe von fünf Milliarden
Franken , d. i. zweitausend Millionen Oe. W. Silber, Kriegsentschädigung
an das de utsche Reich zu bezahlen! — Noch während dieses Krieges wurde
das deutsche Reich neu begründet, und Preußens König mit dem Titel
„deutscher Kai ser" an die Spitze desselben gestellt. Die Kraft der Heeres¬
masse n, die Bildun g, der Ernst und die Zahl des Volkes (über 40 Mill ione n),
so wie die geografische Stellung des Lande s ge währen dem neuen deutschen
Reich e das volle Recht, nunmehr die erste Rolle in Europa zu spielen. Wir
glauben fest, daß diese Wendung der Dinge für die Völker Europ a's, vora us
ür die d eutschen, Glück und Segen bedeutet. Das walte Gott!
1 Gemeindeausschuß.
Künftigen Dienstag Nac hmittag wird eine Ge¬
meind ea us schußs itzung sein. Berichte über dieselbe, so wie über die let zten
zwei Sitzu ngen kommen in nächster Nummer.
Raupen. Man hat beobachtet, daß Manche die von den Bäume n
mühsam und sorgsam herabge klaubten Raupennester in das Ac hbett werfen.
Das ist keinesfalls richtig gehandelt. Das Gese tz (siehe Gemeindeblatt Nr. 6)
sc hreibt aus wohlbeg reiflichen Gründen ausdrücklich vor, daß „die eingesammelten
Raup e nnester und Eier zu verbrennen, oder sonst zu vertilg en" seien. Durch
das Einw erfen in's A chbett aber werden sie selt en vernich tet, sondern sie wer¬
den fortgeschwemmt und l anden in der Regel in dem Bezirke unterhalb der
Mauerdämme in den Auen und Ge büschen an, wo sie dann zum S chaden
des Reviers und der dort igen Interessenten sich weiter entwickeln. Ebenso
ve rkehrt ist es, wenn man die Raup e nnester auf die Straßen wirft, in der
Idee, daß sie daselbst überfahren werd en. Wir bitten, die Sache in Z ukunft
richt ig au szuführen, und m achen Diejenigen, die es trifft , dara uf aufm erksa m, daß
die Gemein devors tehung in die unangenehme Nothwendig keit vers etzt w erden
kön nte, gegen etwa absichtlich Zuw iderhandeln de nach Vorschrift des Gesetzes
vor gehen zu müssen.