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Herrn Sohm der Jubilar selbst sich erhob, und sei nen Gefühlen in folgen¬
den Worten Ausdruck gab:
„Hoc hgeehrt e Versammlung! Liebe Standes gen ossen ! Ihrenwerthe Mit bürger!
Meine erste Pflicht am heutigen Tage ist, Allen, die mir bei meinem
fünfzigjährigen Jubelfest e als Volk ssch u llehrer ihre Aufmerksamkeit und die
Ehre Ihrer Theilnahme am Feste bezeigt haben, schuldigen Dank auszu¬
s prechen. — Doch die schönste Ber uhigung und G en ugthuung finde ich in
dem Bewußtsein, mit vol ler Ber u fstreue und beharrlicher Ausdauer meine
Pflicht erfüllt zu haben. Feste und Freudentage gehen schnell vorüber, aber
Eines bleibt nach gethaner Arbeit, die Hoffnu ng auf den wohlverdienten
Lohn. Wo soll ich die sen nun suc hen und erwarte n? Vor allem bei Gott,
der alles Gute bel ohnt und wohl auch bei denen, welc hen ich meine Jugend,
meine Manneskraft, mein Al ter, mich ganz gewid met habe. Diese Hoffnun g,
daß jeder Arbeiter seines Lohnes werth sei, berechtigt mich zur Annah me
für meine Per son und wohl auch für meine St andeseh re, die löbliche Ge¬
meindevertretung werde seiner Zeit in Anerkennung der v iel jährigen Di enstes¬
zeit es sich auch zur Ehre rechnen, daß der im Dienste ergraute Lehrer im
Alter in Ruhe und Frieden , ohne von Brodsorg en gekränkt zu sein, oder gar
auf das Almosen and erer angew iesen zu werden, standesgemäß leben werden
könne. Diese trostreiche A ussicht nimmt mir jedes Bang en für die Zukunft
und verscheucht die ängstliche Frag e: Wie lange noch werde n meine Kräft e
zur Erfüllung meiner Berufspflichten ausreichen? — Möge Gott das von
mir und me inen Stande sgen osse n ausgestreute Samenkorn reichlich segnen,
damit es für Zeit und Ewig keit tausendfältige Früchte bringe. Und
mögen Schüler und Eltern sich dankbar an die Opfer des Lehrers erinnern,
wie dieser am Aben de seiner Wirksamkeit sich mit Freuden an seine guten
Schüler erinnert.
Und hiemit allen einen glückseligen Ab end, ein glückseliges Voll enden
des Tagwerkes."
Diese s chlichte wohlge setzte Rede erntete a l lgemeinen und lauten Bei¬
fall. Mit der Rede des Jubilars hatte der offi zielle Theil des Festes
sein en Abschluß gefunden. Aber dasselbe erhielt noch einen recht passenden
Anhang, indem der Herr Schulleiter von Hasels taude n daran erinnerte, daß
unter den Fest genosse n sich einer befinde, der in gewisser Hinsicht auch als
S chul-Ju bilar zu betrachte n sei, n ämlich Herr Joh ann Oelz, we lcher seit
dem Jahre 1869 als Schulinspek tor von Haselstauden g ewirkt und jüngst
aus Ges und heitsrücks ich ten sein Amt niedergelegt habe. Ein d emselben aus¬
gebrachtes Hoch fand laute und einhellige Z ustimm ung. — Abends gesellte n
sich die H ase lstauder Sänger zur Festversammlung und brachten neues Leben
in den Saal.
Pflaster- und Brüch kengeld . Für solch es Vieh, das von Einheimischen
an Auswärtige verkauft und von dem Verkäufer noch über die Achbrücke
geführt wird, ist das tarifmäßige Weggeld unweigerlich
zu bezahlen.