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und die durch die Verbesserun g der Verkehrsanstalten verursachten Mehr¬
ausgab en für einen Luxus erklä ren. Wir haben noch keinen Fuhrmann
in der Gemeinde darüber Klage führen gehört, daß für die Straßenpflege
zu viel geschehe. Im Ge gent heil, es wird in d ieser Beziehung von Jahr
zu Jahr mehr verlangt. Um All dem entsprechen zu könn en, b raucht man
aber eine Menge Arbeitskräfte, und diese Arbeitskräfte m üssen be zahlt
werden, und das macht halt in Gottesnamen bis zum Schluss e des Jah res
ein Sü mmchen Geld aus. Die Arbeiterlisten sind groß und das Jahr ist
lang. Die gesam mte Strecke der Fahr-Wege und Straßen , w elche seitens
der Gemeindeverwaltung zu beso rgen sind, ist aber auch eine enorme. Nach
einer Zusammen stel lung , we lche im Jahre 1883 für un sern Landesausschuß
gemacht we rden mußte, beträg t dieselbe nach dem Stande vom Neujahr
1883 rund 95 Kilometer. Das ist so lang wie die Vorarlberger Bahn
vom Bahnhofe in L indau an bis zum Bahnhofe der Station Lang en an
der diesseitigen Mündun g des Arlberg t u nnels! In dieser lang en Streck e
ist die Reichsstraße, w elche durch unser e Gemeinde durchzieht, gar nicht inbegriffen.
Und doch hat die Gemeinde auch auf d ieser langen St ra ßenstrecke das Jahr durch
vieles zu besorgen: den F euerca nal, welcher vom Gießen an der Sägen bis
an den Schwefe l sich erstre ckt und den Riedgasser Platt enweg ; das Straße n¬
pflaster vom Löwen in der Riedg asse an bis zum Wohnhause des Geometer
Mayer und den Plattenweg von dort bis zum Gießen; die Sägerbrücke und
endlich den Hatler Feuercanal mit dem über demselben lieg enden Gehwege
von der Krone im Hatlerdorf an bis zur Grünbaumwirtschaft.
Die Gemeindeverwaltung hat mit hin auf dem Gebiete des Weg- und
Wasserbaues ein ziemliches Stück Arbeit zu leisten. Die G emeinde be¬
s chäftigt zu di esem Zwecke Jahr aus Jahr ein 40—80 Arbeiter mit einem
Taglohne von 60 bis zu fl. 1.50. Selbstverständlich bezie hen einen Tag¬
lohn über fl. 1.— nur einige Vorarbeiter und Maurer.
Unter den Arbeitern befindet sich aber eine nicht unbet r ächtliche An¬
zahl solcher, w elche zufolge ihrer Gebrech lichkeit und ihres vorgeschrittenen
Alters nur in beschränktem Maße leistungsfähig sind. Aber die Gemeinde
kann solchen Menschen gege nüber nicht verfahren wie es einem Privatmanne
zu thun erlaubt ist. Sie kann dieselben nicht von sich weisen, weil sie un¬
brauchbar sind, sondern sie thut besser daran, so lche Leute so gut als mög lich
zu beschäftigen, als dieselben kur zweg der Armenpflegschaft auszuliefern.
Außerdem ereignet es sich all jähr lich, daß Gemein deange hörige, die
zur bessern Jahreszeit anderswo einen ausreichenden Tagesverdienst hatt en,
zur Winterszeit ihren Erwe rb verlieren und dann zur Ge meinde k ommen, um
lieber ein paar Kreuzer mit Gemeindearbeit zu verdienen, als der Armen ¬
pfl ege zur Last zu fallen.
So kommt es, daß diese Ausgabenp ost bei uns in Dornbirn nicht
eine reine Ausgabe für geleistete Arbeit, oder g elieferte Ma teria lien da rstellt,
sondern in ganz bedeutendem Maße auch eine Armenversor gu ngs ausga be bildet.