aber nicht über entsprechende äußere Voraus¬
setzungen für kulturelle Betätigungen verfügt.
zum Unterschied von zahlreichen, viel kleineren
Gemeinden weiterhin kulturelles Entwicklungs¬
gebiet Vorarlbergs bleiben müsse?
Warum soll jemand sogar auf einen Schwarz¬
Weiß-Fernseher verzichten müssen, weil sein
Nachbar bereits einen Farbfernseher besitzt?
Nun meine Damen und Herren, falls es nur der
hochtrabende, lediglich aus finanziellen Über¬
legungen gewählte Name „Kultur- und Kon¬
greßhaus“ sein sollte, an dem sich die Gemüter
unnötigerweise erhitzen, dann bin ich gerne
bereit, das Kind in Stadtsaal oder meinetwegen
in „Staufenhalle“ umzutaufen, um ja auch nur
den leisesten Anschein von Hochstapelei oder
Konkurrenzierungsabsicht zu vermeiden.
Daß nicht einmal Gott Vater imstande ist, es
allen Menschen recht zu machen, weiß jeder¬
mann aus eigener Erfahrung zur Genüge.
Aber es erscheint doch etwas eigenartig, wenn
auf der einen Seite der Stadtverwaltung vorge¬
halten wird, daß sie in den letzten Jahren zu
Wenig getan und es vor allem versäumt habe
größe Projekte rasch zu realisieren, wodurch
Dornbirn gegenüber anderen Gemeinden ins
Hintertreffen geraten sei und andererseits dann
wenn die Stadt an die Verwirklichung von ge¬
wiß nicht alltäglichen Vorhaben schreitet, Zeter
und mordio geschrieen, das Gespenst der
hohen Pro-Kopf-Verschuldung an die Wand
gemalt und darüber lamentiert wird, daß spä¬
teren Stadtvertretungen nichts mehr zu tun
übrig bleibe, als mit dem spärlich vorhandenen
Geld, die aufgenommenen Darlehen zu ver¬
zinsen und abzuzahlen.
Nun, ich glaube, man darf ohne Überheblichkeit
sagen, daß selbst ein Blinder zu spüren ver¬
mag, wieviel in den letzten eineinhalb Jahr¬
zehnten in unserem Gemeinwesen auf den ver¬
schiedensten Gebieten geschaffen wurde.
Alle diese großen Aufwendungen wie Schulen.
Kindergärten, Straßen, Wasserversorgung
und Abwasserbeseitigung, Sportanlagen usw.,
welche zwar von der Bevölkerung und auch vor
gewissen Meinungsbildnern vielfach als
Selbstverständlichkeit angesehen werden.
haben ebenfalls viel Geld gekostet. Verständ¬
licherweise hat jedoch kaum jemand danach
gefragt, woher das erforderliche Geld zur Fi¬
hanzierung dieser Vorhaben kam, ja im Gegen¬
teil, es gab Unzufriedene, weil die Gemeinde.
die nach weitverbreiteter Meinung „ja ohnehin
Geld genug hat“, nicht alle Wünsche möglichst
aufeinmal erfüllte.
Nunmehr ist die Stadtverwaltung auf Grund der
Beschlüsse der sehr verantwortungsbewußten
Stadtvertretung daran gegangen vor allem
zwei, nicht alltägliche Großprojekte in Angriff
zu nehmen. Dies geschah nicht etwa aus einer
spontanen Eingebung heraus oder nur um es
den Nachbarstädten gleich zu tun, sondern in
Verwirklichung eines langjährigen Programmes
und aus der Erkenntnis, daß unser großes Ge¬
meinwesen einfach ein, den heutigen Anfor¬
derungen entsprechendes Spital sowie eine
Freitag, 19. Jänner 1979
geeignete Stätte kultureller und gesellschaftli¬
cher Begegnung braucht.
Abgesehen von der bestimmt damit verbunde¬
hen Erhaltung der Vollbeschäftigung und von
Arbeitsplätzen, wäre es sicherlich angenehmer
gewesen, wenn die Errichtung dieser Gro߬
bauten etwas früher hätte erfolgen können.
Wir wissen es alle, und ich habe in Vergangen¬
heit und Gegenwart auch stets darauf hinge¬
Wiesen, daß neben allen sonstigen Bemühun¬
gen zu billigem Geld zu kommen, derart große
Vorhaben in zunehmendem Ausmaße durch die
Aufnahme von Darlehen finanziert werden
müßten.
Das ist aber noch lange kein Grund zur
Aufregung.
Ich bin sicher der letzte, der einem verant¬
wortungslosen Schuldenmachen das Wort reden
wurde. Aber ich bin der Ansicht, daß man auch
einem Gemeinwesen die gleiche Unterneh¬
mungslust, Tatkraft und Risikofreudigkeit zu¬
gestehen sollte, wie sie jeder private Bürger
beweist, wenn er beispielsweise ein Haus baut.
eine Eigentumswohnung oder ein Auto kauft.
seinen Betrieb erweitert und dafür wohl in den
meisten Fällen Geld aufnehmen, also Schulden
machen muß, um sein Vorhaben verwirklichen
zu können.
Bestimmt machen nur die wenigsten Leute
leichtsinnigerweise Schulden. Wenn die Auf¬
nahme von Krediten aber doch notwendig sein
sollte, machen sie sich wohl kaum Gedanken
über die Höhe ihrer Pro-Kopf-Verschuldung.
Nehmen wir das Beispiel Hausbau her. Es be¬
steht wohl kein Zweifel, daß die Erstellung
eines einfachen Eigenheimes für eine fünf¬
köpfige Familie heute sicher 1 Million Schilling
köstet. Wenn der Bauherr in der Lage ist die
halben Kosten durch Eigenmittel abzudecken.
wird er für den Rest immer noch S 500.000.—
an Darlehen aufnehmen müssen. Das ergibt bei
funf Personen eine Pro-Kopf-Verschuldung von
sage und schreibe S 100.000.—
Wundert es sie nicht auch, daß Private trotz
dieser Schuldenquote überhaupt noch bauen
oder kaufen?
Bei einer Gemeinde allerdings scheint das vor¬
übergehende Schuldenmachen für Großvorha¬
ben, sei es auf dem Hoch-, oder auf dem Tief¬
bausektor, eine andere Sache zu sein. Hier hat.
so könnte man zumindest den Eindruck bekom¬
men, die Pro-Kopf-Verschuldung eine ganz
größe Bedeutung, denn diese Ziffer ist nicht nur
leicht zu errechnen, sie ist darüberhinaus auch
noch sehr publikumswirksam, selbst dann.
wenn sie weit unter dem Durchschnitt von pri¬
Vaten und öffentlichen Verschuldungsquoten
gelegen sein sollte.
Nun, ich bin gewohnt, die Dinge offen beim
Namen zu nennen und ich habe weder Ursache
hoch die Absicht, die Stadtvertretung und
schon gar nicht unsere Mitbürger bewußt über
die Finanzierung der sicherlich kostspieligen
Vorhaben der nächsten paar Jahre im Unklaren