Der zeitlich kürzeste Weg
nach Vorarlberg erschließt sich
für mich über die Schweiz und
somit über den Rhein. Als ein
„echter Wiener“ mit Freundin
in Bregenz überquere ich bei
meinen Besuchen den Rhein
jeweils zwei Mal, zuerst auf
dem Luftweg, dann auf dem Landweg. Über den
Zielflughafen Altenrhein in der Schweiz, nur weni-
ge Kilometer von Vorarlberg entfernt, ist die
Distanz Wien-Bregenz erst mal geografisch und
räumlich rasch überwunden; vorausgesetzt die
Flugzeuge der Tyrolean Airways haben keine tech-
nischen Gebrechen und machen auf halber Strecke
kehrt und du verstehst die Sprache der Vorarl-
bergerInnen und der SchweizerInnen. Den Pass
sollte man dann auch nicht vergessen. Alles schon
passiert!
DI Hamid Mohtashem, Architekt, Wien (A)
Seit einigen Jahren sind mein
Partner und ich regelmäßige
Besucher des Mineralbads in
St. Margareten. Wir schätzen
die Vorteile eines warmen
Bades im Freien ohne Chlor
sowie die übrigen Angebote
für unsere Gesundheit und
gönnen uns dort vor allem in
der kalten Jahreszeit wöchentlich einen Wohl-
fühltag. Zum Abschluss genießen wir das
Salatbuffet oder andere Speisen im dortigen
Restaurant. Gelegentlich nutzen wir den Aufenthalt
in St. Margareten auch zum Einkaufen.
Lore Grunert, Pensionistin, Bildstein (A)
Ich fahre jeden Monat einmal
nach Vorarlberg, weil ich das
Kulturangebot in Bregenz, die
Gastronomie, die Abwechs-
lung, den hohen Freizeitwert
und die Lebensqualität schät-
ze. All das Bunte im Leben
finde ich auch im „Ländle“.
Gelegentlich bin ich auch beruflich in Österreich
tätig.
Urs Oskar Keller, freier Journalist und Fotograf,
Altnau/Thurgau (CH)
Als in der Schweiz lebender
Österreicher ist Bregenz für
mich die erste Anlaufstelle,
sei es um österreichische
Lebensmittel einzukaufen
oder um Behördengänge zu
erledigen. Selbstverständlich
gebe ich mich bei dieser
Gelegenheit auch sehr gerne kulinarschen
Genüssen hin.
Alois Corinthio, Sachbearbeiter Schweizerische
Bundesbahnen, Zürich (CH)
Ich bin Vorarlbergerin und arbeite seit vielen
Jahren in der Schweiz. Vor zwei Jahren habe ich
mir in Eichberg ein Haus gekauft und wohne seit-
her dort. Dadurch habe ich kürzere Wege zu mei-
ner Arbeit und zahle zudem viel weniger Steuern.
Ich kaufe nach Möglichkeit in Österreich ein, da ich
dann die Mehrwertsteuer ersetzt bekomme.
Außerdem pendle ich zum Besuch meiner Ange-
hörigen und Freunde regelmäßig über den Rhein.
Das hilft mir das Heimweh etwas abzustreifen.
R. Stefani Nachbaur, Musiklehrerin, Eichberg (CH)
Pendeln über den Rhein –
was motiviert?
Das Schmuggeln geht weiter …
Sch(m)erzhafte
Verwicklungen
Aufgelesen
Viele Menschen pendeln regelmäßig über die Lebensader des Alpenrheintals, den Rhein. Sei es für eine attraktiv entlohnte Arbeit, zu Bildungszwecken,
zur Freizeitgestaltung, zum Einkauf oder sonstigem Konsum. Je nach gerade aktuellem Verhältnis zwischen den beiden Währungskursen Euro und
Schweizer Franken überwiegt der Pendlerstrom mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung. Praktisch unbeeinflusst davon bleiben die
Arbeitspendlerströme. Sie sind seit Jahren infolge des unschlagbar höheren Einkommensniveaus in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein
hauptsächlich in diese eine Richtung orientiert.
Ich pendle seit fünf Jahren
als Altenpflegerin nach
Azmoos/Wartau, weil dort
mehr auf meinem Gehalts-
zettel steht als wenn ich die
gleiche Arbeit in Vorarlberg
machen würde. In der Schweiz
ist allerdings die Wochenar-
beitszeit länger. Ich habe den Eindruck, dass die
Eidgenossen im Allgemeinen gemütlicher und
genauer, dafür aber mit weniger Effizienz als die
VorarlbergerInnen arbeiten. Alles braucht dort mehr
Zeit, Entscheidungen werden langsamer gefällt.
Vielleicht sind sie dadurch auch wohl überlegter.
In Vorarlberg erledigt man mehr in kürzerer Zeit,
weshalb der Druck auch größer ist.
Gertrude Schernigg, Altenpflegerin, Feldkirch (A)
Es gibt für mich mehrere
Gründe den Rhein zu überque-
ren. Einerseits profitiere ich
von einer hervorragenden
Ausbildungsmöglichkeit an der
FH Liechtenstein zum MBA
Entrepreneurship. Spannend
dabei finde ich, dass die
Studenten nicht nur aus der Region, sondern auch
aus entfernteren Gegenden kommen. Der zweite
Grund, der mich nach Liechtenstein und in die
Schweiz führt, ist die Wirtschaft. Als Manager
eines marktführenden überregional tätigen
Unternehmens pflege ich Kunden- und
Lieferantenkontakte über die Grenzen hinweg.
Mag. Matthias Burtscher, Manager, Dornbirn (A)
PENDELN
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Arbeitskräftewanderung im Alpenrheintal
Quelle: „Alpenrheintal – eine Region im
Umbau, Darstellung durch Lucia Studer
Im Fürstentum Liechtenstein besitzen zwei Drittel aller
Arbeitskräfte eine ausländische Staatsbürgerschaft.
Davon pendeln 45 Prozent der Beschäftigten aus den an
Liechtenstein angrenzenden Regionen zu, ca. 20 Prozent
der Arbeitskräfte sind ausländische Personen mit
Wohnsitz und Arbeitsort in FL.
Laut der letzten Zählung vom Jahr 2001 arbeiteten in
der Region Alpenrheintal rund 235000 Personen. Davon
waren über 8 Prozent der Arbeitskräfte als PendlerInnen
grenzüberschreitend tätig. Den höchsten Anteil an
Zupendlern weist mit 47 Prozent das FL auf.
FACTS
Durch das Schengener Abkommen fällt die Kontrolle der Personen.
Zollvorschriften, Warenzölle und entsprechende Überwachung wird
es hingegen weiterhin geben. Es ist also davon auszugehen, dass
weiterhin fleißig geschmuggelt wird. Kavaliersdelikte?! Den
Schmugglern spürt Otto Hofer auf humorvolle Art nach:
Als im Rheintal am 6. Januar 1593 die Rheinmitte als
Grenze zur Schweiz festgelegt wurde, war es trotzdem
nicht möglich, alte Gemeinsamkeiten auszulöschen. Die
Lustenauer Schmuggler brauchten immer wieder ihre
Grenznachbarn, um Schmuggelware an den Rhein zu
bringen, damit diese schnell über die Grenze gebracht
werden konnte. Die Schmuggler mussten dabei die Zöllner
austricksen, die auch nicht auf den Kopf gefallen waren.
Für die Volksseele waren die Schmuggler Helden, wie
die Wilderer in den Alpen, die auch gegen die Obrigkeit
rebellierten, um den Armen zu helfen. „Je näher beim
Zollamt, desto sicherer“ war ein beliebter Spruch. Eine
Taschenuhr im Mund, unter Vortäuschung eines schmerz-
haften Stockzahnes, im Kinderwagen Ware in einer ver-
kackten Windel versteckt oder gar ein Reisewecker in
der Unterhose einer Frau, der am Zoll losging und
„schmerzhafte Verwicklungen“ auslöste, gehören zu den
Geschichten, die heute noch schmunzelnd erzählt werden.
Otto Hofer, Mundart-Humorist, Lustenau
SCHMUGGEL–/PENDELPFADE
Foto:
Urs
Oskar
Keller
Foto:
Urs
Oskar
Keller
Foto:
Urs
Oskar
Keller
Das Wort „Schmuggeln“ ist wahrscheinlich
abgeleitet von dem gemeingermanischen Verb
smeugan(Altnordisch smjúga) = „in ein Loch
kriechen“. Andere Quellen führen es auf das
früher in Westflandern gebräuchliche Substantiv
smook(Nebel) zurück. Quelle: Wikipedia